Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
die Auffahrt zu seinem Hof erreichten, tröstete er sich mit dem Gedanken, dass er jetzt zwar auf das Geld von der Versicherung würde verzichten müssen – aber frei war er dennoch. Doch jetzt kam es noch mehr als zuvor darauf an, die beiden Wildfänge nicht merken zu lassen, dass in den verbotenen Räumen niemand mehr wohnte.
Die Leiche musste nun eben warten, bis ihm ein neuer Plan eingefallen war.
Daran, dass ihm ein Neuer einfallen würde, bestand für ihn kein Zweifel.
Dr. Kramp öffnete die Tür zum Besprechungsraum mit energischem Schwung.
»Aha. Da sind ja unsere Heimkehrer«, begann er bissigironisch. »Bestimmt habt ihr euch hier versammelt, um Ermittlungsergebnisse mit dem Staatsanwalt«, er nickte in Richtung Hendrik Bengtson, »und mir zu besprechen«, fügte er dann unterkühlt hinzu, zog sich einen Stuhl heran und nahm provokant Lundquist gegenüber Platz.
Die Ermittlungsgruppe war inzwischen vollständig um den langen Arbeitstisch im Besprechungsraum versammelt. Lars Knyst stand mit einem dicken Filzstift am Flipchart, Sven Lundquist saß in der Mitte der Breitseite und die Kollegen sowie der Staatsanwalt hatten sich mit ihren Unterlagen bunt im Raum verteilt. Britta duftete leicht nach Eukalyptus und Menthol und hatte ihre große Taschentücherbox so vor sich stehen, dass auch die männlichen Kollegen bequem zugreifen konnten. Ole trug einen langen, bunten Schal um seinen dünnen Hals, behauptete aber steif und fest, der sei nur als Abschreckung für die Viren gedacht, er sähe seine Gesundheit durch den engen Kontakt zur Kollegin nicht ernsthaft gefährdet. Bernt war trotz des Misserfolgs der »Deutschlandmission« und der Tatsache, dass die Ermittlungen nun wieder ganz neu auf den Weg gebracht werden mussten, guter Dinge und strahlte jede Menge Optimismus aus.
Das wäre eigentlich meine Aufgabe, dachte Lundquist, ich müsste dem Team neue Zuversicht vermitteln und mit neuen Ideen der Sache eine Richtung geben.
Durch das überraschende und ungebetene Erscheinenvon Dr. Kramp, den alle um diese Zeit längst außer Haus vermutet hatten, breitete sich eine fast körperlich wahrnehmbare Spannung im Raum aus.
Lundquist spürte Knysts Hand auf seiner Schulter.
Er überlegte, wie er auf diese eindeutige Provokation Dr. Kramps reagieren sollte, merkte, wie der Ärger seinen Magen mühelos erreichte. Doch dann atmete er tief durch, lehnte sich zurück und nickte seinem Vorgesetzten kurz zu, bevor er seinen Blick wieder dem Flipchart zuwandte. Die bisherigen Ergebnisse der Ermittlungen waren erschreckend schnell zusammengetragen.
Knyst fasste das Gespräch mit Frau Schuster zusammen, berichtete von Motiven und Möglichkeiten der Familie Kirsten und erläuterte dann, warum auch diese Familie ausschied.
»Damit wäre klar, die verschwundene Frau aus St. Peter ist nicht identisch mit dem Opfer in der Truhe.«
Der Hauptkommissar hatte den Eindruck, ein kollektives, frustriertes Seufzen ginge durch sein Team.
»Wir konzentrieren die Suche nach dem Mörder auf die Gegend um den Fundort. Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand mit einer Toten im Auto eine weite Strecke fährt, um sie in einem zufällig leer vorgefundenen Ferienhaus abzulegen. Ich gehe davon aus, dass der Täter nahe an Hilmarströms Haus wohnt. Ihm waren die Abläufe der Vermietung bekannt, er richtete sich darauf ein. Vermutlich ging er davon aus, dass die Leiche nie entdeckt würde!« Lundquist stand neben dem Flipchart. Selbstbewusst und überzeugend.
Es galt diese Stimmung aufzufangen und eine Demotivation seiner Mitstreiter zu vermeiden.
Lundquist wusste: Es gab nichts Schlimmeres als das Gefühl, nun endgültig das Ende einer Sackgasse erreicht zuhaben und vor einer unüberwindlichen Mauer zu stehen. Doch, wies er sich zurecht, noch schlimmer war, wenn der Leiter der Ermittlungen zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt war oder seine gravierenden gesundheitlichen Probleme verschwieg, obwohl sie sich auf die Arbeit des gesamten Teams auswirken konnten!
Kriminalinspektor Ole Wikström begann unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
Nach einem raschen Seitenblick auf Lundquist, als wolle er sich vergewissern, dass er seine Ergebnisse auch vor Kramp und dem Staatsanwalt mitteilen dürfe, zählte er die Familien auf, die inzwischen von der Streife besucht worden waren. Dr. Kramp sog hörbar Luft durch die Nase ein – sein Körper straffte sich voller Empörung und für einen Moment sah es so
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