Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
Haare auf dem Bild doch sicher gefärbt. Was meint ihr?«, konkretisierte der Schwede.
»Und?« Karl verstand diesen neuen Ansatz nicht. Hatten die Kollegen aus Schweden jetzt plötzlich was gegen gefärbte Haare? Anderer Kulturkreis eben, obwohl sie auch Europäer sind. Er zuckte mit den Schultern und fuhr fort: »Was ist denn schon dabei. Viele Frauen in dem Alter färben sich die Haare. Jedenfalls in Deutschland. Warum sollte ausgerechnet eine so aktive und gepflegte Frau wie Frau Helm da eine Ausnahme machen?«
Volker war sofort nach Lundquists Frage aufgesprungen und hatte damit begonnen in dem Aktenstapel an der Seite des Schreibtisches zu kramen. Er suchte in verschiedenen Aktendeckeln, grunzte unzufrieden und verfiel in eine für ihn ungewohnte Hektik, was die anderen amüsiert belächelten. Karl und Lars sahen sich an und signalisierten sich gegenseitig, dass ihnen nicht ganz klar war, was diese plötzliche Betriebsamkeit ausgelöst hatte.
»Keiner hat etwas dagegen, wenn sie sich die Haare färbt«, grummelte Volker in genervtem Ton, fast vollständig hinter den Akten verborgen.
»Aber die Tote aus dem Ferienhaus hatte lange, graue Haare«, erklärte Lundquist.
»Bist du da ganz sicher?« Knyst runzelte die Stirn und Karl rieb sich nachdenklich das sorgfältig rasierte Kinn.
»Ich glaube, Volker sucht gerade nach dem Bericht.«
»Ja … und da ist er auch schon!«, triumphierend hielt der Badener einige eng beschriebene Seiten hoch, wedelte damit und warf sie schwungvoll auf den Tisch, damit alle hineinlesen konnten. Sofort beugten sich vier Köpfe über die Papiere. Karl fand die Stelle als erster.
»Hier! Hier steht es!« Er zeigte hektisch mit dem Zeigefinger auf die entsprechende Zeile. »Die Tote hatte ca. 60 cm langes, weiß-grau meliertes Haar, das ungepflegt und verfilzt war. Wir fanden sowohl Nissen, als auch abgestorbene Läuse darin. Eventuell war noch kurze Zeit vor ihrer Ermordung eine Antilausbehandlung durchgeführt worden«, las er den anderen vor.
Es stimmte also.
Lundquist zuckte zusammen, als Volker ihm kraftvoll auf die Schulter schlug.
»Ey, Sherlock! Jetzt müssen wir nur noch klären, wie alt das Foto ist, und ob Frau Helm ihr Haar noch immer regelmäßig färben ließ.«
»Färben! Nicht tönen!«, flüsterte Karl noch schnell seinem Kollegen zu, der bereits den Telefonhörer in der Hand hatte, mit der anderen im Befragungsprotokoll blätterte und dabei kraftvoll die Nummer von Frau Schuster in die Tasten meißelte.
»Hä?«
»Du musst fragen, ob sie die Haare hat färben oder tönen lassen«, erklärte Karl, »eine Tönung kann man entfernen. Da gibt es jetzt Mittel, die ziehen die Farbe einfach komplett wieder raus. Und eine Tönung wäscht sich wieder aus, aber eine echte Färbung, die muss man rauswachsen lassen.«
Als die anderen ihn bewundernd ansahen, wegen der Spezialkenntnisse, die er auf diesem Gebiet zu haben schien, wurde Karl verlegen und murmelte etwas von ›Frauenhaushalt‹ und meinte entschuldigend, es bliebe eben nicht aus, dass man auch als männliches Mitglied in solche Techniken wie Haarefärben oder Haaretönen eingeweiht würde.
»Hoffentlich ist sie auch zu Hause.« Knyst flüsterte beinahe andächtig. Erleichtert seufzten sie kollektiv, als sie Volker sagen hörten: »Ja, guten Morgen, Frau Schuster. Hier ist noch mal die Kriminalpolizei Freiburg.« Er machte eine Pause.
»Ja. Genau. Wir sind schon gestern bei Ihnen gewesen.« Wieder eine Pause. »Wir hätten jetzt noch ein, zwei Fragen. Sie wissen doch bestimmt, ob Frau Helm sich die Haar gefärbt hat?«
Er lauschte.
»Aha. Ja. Und welche Farbe?«
Die drei anderen sahen sich an.
Also doch! Volker blinzelte den Kollegen zu. Manchmal war Intuition eben doch richtig! Karl stieß seinen Kollegen an.
»Aha. Und das ist gefärbt, nicht getönt? Wir fragen das so genau, weil man ja eine Tönung auch wieder entfernen kann …« Danach bedankte er sich und beendete das Gespräch.
»Sie hat ihre Haare schon seit einigen Jahren in einem ›mittelbraunen Ton mit rötlichem Einschlag‹ – so hat das Frau Schuster beschrieben – gefärbt«, und mit einem raschen Blick auf Karl fügte er hinzu: »Nicht getönt. Gefärbt. Frau Schuster hat mir erklärt, die Tönerei sei ihrer Freundin auf die Nerven gegangen, weil die Farbe sichja nach jedem Waschen ändert. Und drum hat sie färben lassen.«
»Damit ist jedenfalls klar, dass unsere Leiche nicht eure Frau Helm ist«, stellte Lundquist fest. Er
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