Ferienhaus für eine Leiche: Schweden-Krimi mit Rezepten (German Edition)
Gespräch über Einzelheiten seines Fundes beharrlichaus. Dabei könnten doch bestimmt wichtige Hinweise für die Polizei einfach verloren gehen. Nicht auszudenken, wenn der wichtigste Tipp zur Identifizierung von Opfer oder gar Täter ausgerechnet von ihr, Inga Hilmarström, käme!
Aber Männer waren ja so entsetzlich sensibel! Und immer im falschen Moment! Eine Frau – und da war sich Inga völlig sicher – hätte in solch einer Situation vollkommen anders reagiert. Sie, an Gunnars Stelle, hätte sich die Leiche erst einmal gründlich angesehen. Schon um auszuschließen – oder sicher zu sein – dass es sich um jemanden handelte, den sie kannte.
»Nun sei doch nicht so zimperlich!«, wies sie ihren Mann zurecht. »Wie kann ein so gestandener Mann wie du nur so furchtbar mimosenhaft sein!«, fügte sie nach kurzem Überlegen unbarmherzig hinzu.
Doch Gunnar blieb unnachgiebig.
Behauptete steif und fest, sich an überhaupt keine Ähnlichkeit mit irgendwem erinnern zu können – schon gar nicht an Ähnlichkeit mit Frieda. Während er sich dann tiefer in seine warme Strickjacke kuschelte, die wollenen Hausschuhe von den Füßen wackelte und dann die Beine unter eine dicke Fleecedecke schob, wurde ihm klar, dass er allein schon deshalb keine Ähnlichkeiten feststellen konnte, weil er nicht einmal eine vage Erinnerung an all die lebenden Damen aus dem Bekanntenkreis seiner Frau hatte. Wie sollte er wissen, ob die Tote einer Frau ähnelte, die seit Jahren niemand mehr zu Gesicht bekommen hatte? Das war schlicht zu viel verlangt! Für ihn war es eben einfach nur Ingas Kränzchen – und wenn das Kränzchen bei ihnen einfiel, machte Gunnar sich immer rechtzeitig von dannen.
Behaglich ruckelte er seinen massigen Körper auf derCouch zurecht und warf einen letzten ungehaltenen Blick auf seine verunzierte Frau, empfahl ihr ein weiteres Mal, sich mit einem weniger albtraumträchtigen Sujet zu befassen und schaltete kurz entschlossen zu den Sportnachrichten um.
Inga war viel zu sehr in Gedanken versunken, um es überhaupt zu bemerken, geschweige denn zu kritisieren.
Nach drei Tagen hatte sie die Jungs noch immer nicht abgeholt und inzwischen gingen ihm die zwei Rabauken ziemlich auf die Nerven. Tag und Nacht beschäftigten sie ihn, fragten ihn nach den unmöglichsten Dingen und er war gezwungen, sie ständig im Auge zu behalten, damit sie nicht verbotene Bereiche des Hauses auf ihren Abenteuerstreifzügen erkundeten. Wo er ging oder stand – selbst beim Pinkeln – redeten sie aufgeregt auf ihn ein, wollten so Vieles über sein Leben auf dem Hof wissen. Da er sie auch nachts beaufsichtigen wollte, schliefen sie alle drei in seinem breiten Bett. Sicherheitshalber lag er in der Mitte und hatte je einen Arm um eines der Kinder geschlungen. So merkte er stets sofort, wenn einer von ihnen sich plötzlich bewegte, oder gar Anstalten machte aufzustehen.
Sein Problem wurde langsam drängend.
Er konnte schließlich nicht warten, bis die Leiche anfangen würde zu verwesen.
Außerdem musste er sie noch ein Stück transportieren, und natürlich durfte die Polizei später nicht merken, dass sie schon viel länger tot war.
Er würde maximal noch einen Tag warten können, entschied er.
Am Nachmittag beschloss er, mit den Jungs zu einem weiträumigen Spaziergang aufzubrechen, um dabei unauffällig die Lage sondieren zu können. Er führte die beiden an seine Lieblingsplätze im Wald, zeigte ihnen die Reste des Baumhauses, das er in einem anderen, fast vergessenen Leben gebaut hatte und freute sich über ihre kindliche Begeisterung,mit der sie sofort versuchten, die im Laufe der Jahre entstandenen Schäden zu reparieren. Ob er wohl als Kind auch noch so unbeschwert hier getobt hatte – oder war er schon immer eher still und ängstlich gewesen?
Er konnte sich beim besten Willen nicht an eine unbeschwerte Zeit erinnern!
Auf dem Rückweg, den er kaum erwarten konnte, führte er die Jungs an Gunnars Ferienhaus vorbei – und sah sofort das fremde Auto mit dem ausländischen Kennzeichen in der Auffahrt stehen!
Die Saison hatte in diesem Jahr wohl deutlich früher als gewöhnlich begonnen!
Scheiße – sein großartiger Plan, seine genialen Überlegungen – alles umsonst! Bei dem Gedanken wurden ihm die Knie weich, und er musste mit aller Kraft gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfen. Er würde sich zusammenreißen müssen, versuchte er sich klar zu machen, die Jungs durften schließlich nichts merken!
Und als sie später
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