Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fern wie Sommerwind

Fern wie Sommerwind

Titel: Fern wie Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
Vom Netzwerk:
bleiben wir vor ihm stehen.
    »So Kollege Schnürschuh! Dann zieh dir mal deine Ausgeh-Shorts und ein sauberes Shirt an. Deo habe ich dir mitgebracht.« Rocco drückt ihm ein Döschen Axe in die Hand.
    Dario starrt drauf, so als wäre das irgendetwas vom Mond, zuckt aber dann mit den Schultern und sprüht sich ein.
    »Pizza durch fünf für euch, oder was?« Er steckt das Deo in seine Hintertasche.
    »Keine Pizza heute Mann. Du hast jetzt frei!«, verkündet Rocco stolz.
    Dario schielt um die Ecke zum Ausgabefenster und da steht schon der Chef höchstpersönlich am Ofen und stellt sich nicht ganz so geschickt mit dem Pizzateig an.
    »Ist das euer Ernst? Der hält hier den ganzen Betrieb auf!« Dario kratzt sich am Kopf und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Ist aber nicht dein Problem jetzt.« Rocco umarmt ihn kumpelhaft und wir grinsen ihn erwartungvoll an.
    »Verschwinde jetzt endlich, bevor ich es mir noch anders überlege!«, brüllt der Chef durch das Ausgabefenster und schwingt völlig überfordert den Teigfladen. Rocco streckt ihm seinen Daumen entgegen und nickt aufmunternd.
    »Tss.« Dario schüttelt den Kopf, lässt sich das aber nicht zweimal sagen, schnürt seine Schürze auf und verschwindet schnell, um sich umzuziehen.
    Als er zurückkommt, ist er kaum wiederzuerkennen, so ohne Mehl im Gesicht und mit nach hinten gegeltem Haar.
    »Und nun?«, fragt er möglichst lässig, aber man sieht ihm die freudige Erwartung doch an.
    Ruth und ich haken uns bei Dario unter, die netten Hostessen – auch das ist ein Teil vom Plan – und eskortieren ihn zum Strand. In Martins Rucksack klimpern die Bierflaschen.
    Am Strand angekommen, klettern wir auf einen der Bademeistertürme. Es ist etwas eng, aber dafür hat man hier die beste Aussicht. Wir lassen die Beine nach unten baumeln und setzen unsere Sonnenbrillen auf.
    »So, und jetzt schön entspannen«, fordert der Event-Manager auf.
    Mit Hilfe des Feuerzeugs ploppen die ersten Bierdeckel auf.
    »Ist aber schon bisschen prollig«, meint Dario und grinst über beide Ohren.
    »Keine Ursache, Mann!« Rocco ist gerne ein Macker und packt seinen iPod und kleine Boxen aus. Die besten Hits der Neunziger für Dario, und für uns die von heute, ist klar.
    »Die Damen hier erlauben uns nicht, den Ladys hinterherzupfeifen. Aber Gucken ist erlaubt.« Er holt auch noch zwei Ferngläser aus seinem Rucksack.
    »Mann, mach, was du willst!«, entgegnet Ruth und sieht Rocco streng an. »Was deine Mutter dir nicht beigebracht hat, können wir jetzt auch nicht mehr retten!«
    »Hey! Lass meine Mutter da raus.« Die beiden sehen sich herausfordernd an und schneiden Grimassen.
    Martin greift nach meiner Hand. Warm und feucht reiben die Finger aneinander, umschließen sich, entfliehen kurz, um sich dann schnell wieder ineinander zu verhaken. Und wieder kribbelt es im ganzen Bauch.
    Noch nicht einmal die Hälfte vom Bier ist geleert, schon schlendern zwei Badenixen heran. Langhaarig, braun gebrannt, mit Fußkettchen um die Knöchel.
    »Hey! Sieht aus, als hättet ihr einen Jungsüberschuss bei euch!«
    Wow! Wie manche gleich mit der Tür ins Haus fallen können, das ist bemerkenswert!
    James und Dario stehen gleich bereit und reichen den zweien ihre Hand für einen leichteren Aufstieg. Echte Gentlemen!
    Wir geben uns zur Begrüßung alle die Hand. Rocco lehnt sich entspannt zurück. Er ist sichtlich zufrieden, sein Plan geht auf.
    Dann geht der Small Talk los.
    »Und? Was macht ihr so?«
    »Rumhängen. Und ihr?«
    »Jetzt auch.«
    Na dann ist ja alles geklärt. Die Mädels kriegen ein Bier angeboten, lehnen aber ab, sie haben ihre eigene Limo mitgebracht.
    »Nicht dass wir hier abgefüllt werden. Das kennen wir schon.« Sie kichern.
    »Wir sind total brav«, erwidert James und setzt einen ganz treudoofen Blick auf.
    »Du vielleicht!«, pöbelt Dario, lacht und rückt näher an das eine Mädchen ran.
    Aus dem Radio tönt The Power of Love von Frankie goes to Hollywood . Wie passend!
    Beim Sonnenuntergang wird es dann richtig gemütlich. Die Möwen kreisen über unseren Köpfen und das Meer rauscht. Es ist tatsächlich erstaunlich, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein. Man muss nicht einmal reden. Das Wellenrauschen füllt jede Leere aus.
    »Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?«, flüstert Martin in mein Ohr. Sein warmer Atem kitzelt und ich bekomme eine Gänsehaut.
    Wir steigen vom Turm, ziehen unsere Schuhe aus und gehen näher ans Wasser ran.
    »Die ganzen letzten Wochen

Weitere Kostenlose Bücher