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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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nicht«, sagte Claire. »Aber er hatte verdammt Glück.
Er wird - er wurde«, verbesserte sie sich rasch, »nämlich furchtbar schnell seekrank.«
    Roger warf Brianna einen neugierigen Blick zu. »Du auch?«
    Sie schüttelte so heftig den Kopf, daß ihr die leuchtendroten Haare ums Gesicht flogen. »Nö!« Zufrieden klopfte sie sich auf den Bauch. »Eiserne Konstitution!«
    Roger lachte. »Wollen wir dann ein bißchen rausfahren? Schließlich habt ihr Urlaub.«
    »Au ja, wollen wir? Kann man hier angeln?« Brianna blickte eifrig auf den See hinaus.
    »Aber sicher. Ich habe im Loch Ness schon viele Lachse und Aale gefangen«, versicherte ihr Roger. »Kommt mit. Wir mieten uns in Drumnadrochit ein Boot.«
     
    Die Fahrt nach Drumnadrochit war ein einziges Vergnügen. Es war einer jener klaren, sonnigen Sommertage, der die Touristen in der Urlaubszeit in wahren Heerscharen nach Schottland zieht. Mit Fionas üppigem Frühstück im Magen, dem vollgepackten Picknickkorb im Boot und Brianna Randall neben sich war Roger mit sich und der Welt im reinen.
    Und höchst zufrieden dachte er an das Ergebnis seiner Nachforschungen. Zwar hatte er sich dafür das Sommersemester freinehmen müssen, aber es war die Sache wert gewesen.
    Nachdem sie den Eintrag von Jamies Verlegung gelesen hatten, waren noch einmal zwei Wochen anstrengender Arbeit nötig gewesen - und ein Wochenendausflug in den Lake District und eine gemeinsame Fahrt nach London -, bis Brianna im hochheiligen Lesesaal des British Museum einen Freudenschrei ausgestoßen hatte, woraufhin sie, umgeben von eisigem Schweigen, hastig dem Ausgang zustrebten. Doch sie hatten ihn gefunden, den königlichen Gnadenerlaß mit dem Siegel George III., Rex Angleterre , anno 1764, ausgestellt auf den Namen »James Alexdr M’Kensie Frazier.«
    »Wir kommen ihm immer näher«, hatte Roger gesagt, während er die Kopie der Begnadigung überflog.
    »Näher?« hatte Brianna gefragt, doch dann war der Bus gekommen, und später hatte sie das Ganze nicht weiter verfolgt. Roger allerdings hatte gemerkt, daß Claires Blick auf ihm ruhte - sie hatte ihn sehr wohl verstanden.

    Natürlich dachte sie darüber nach. Claire war 1945 durch den Steinkreis auf dem Craigh na Dun in die Vergangenheit gereist und 1743 herausgekommen. Fast drei Jahre lang hatte sie mit Jamie zusammengelebt, und als sie zurückkehrte, war sie knapp drei Jahre nach ihrem Verschwinden, im April 1948, wieder aufgetaucht.
    Und das bedeutete möglicherweise, daß sie - sollte sie die Reise noch einmal wagen wollen - zwanzig Jahre nachdem sie Jamie verlassen hatte, also 1766, eintreffen würde. Ihnen fehlten nur noch zwei Jahre. Wenn Jamie in diesen zwei Jahren nicht gestorben war und wenn Roger ihn finden könnte…
    »Da ist es«, rief Brianna plötzlich. »Boote zu vermieten.« Sie wies auf ein Schild an einer Gaststätte am Hafen, und Roger steuerte den Wagen in eine Parklücke, ohne weiter über Jamie Fraser nachzudenken.
     
    Der See war ruhig und das Angeln nicht gerade von Erfolg gekrönt. Aber die Augustsonne schien ihnen warm auf den Rücken, und vom Ufer wehte der Duft nach Himbeeren und sonnenwarmen Kiefern herüber. Nach dem Essen wurden sie müde, und schon bald rollte sich Brianna im Bug zusammen und hielt, den Kopf auf Rogers Jackett gebettet, ein Mittagsschläfchen. Auch Claire, die im Heck saß, hatte Mühe, die Augen offenzuhalten.
    »Werden Sie zurückgehen, wenn ich ihn finde?« Roger legte die Ruder auf dem Bootrand ab und musterte sie.
    Sie holte tief Luft. Die Brise hatte einen Hauch von Röte auf ihre Wangen gezaubert. Zu jung für eine trauernde Witwe, dachte er, zu schön, um allein zu bleiben.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Ich habe daran gedacht - oder vielmehr mit dem Gedanken gespielt. Einerseits möchte ich Jamie finden, aber… aber wieder durch die Steine zu gehen…« Sie schauderte und schloß die Augen. »Es ist unbeschreiblich furchtbar. Nicht mit anderen furchtbaren Dingen zu vergleichen. Es ist unvorstellbar.« Sie öffnete die Augen und lächelte ihn traurig an. »Als wollte man einem Mann das Gefühl beschreiben, wie es ist, ein Kind zu kriegen. Er kann sich zwar mehr oder weniger vorstellen, daß es weh tut, aber nachvollziehen kann er es nicht.«
    Roger grunzte amüsiert. »Wirklich? Nun, mit einem Unterschied:
Ich habe diese scheußlichen Steine gehört.« Unwillkürlich fröstelte ihn. Er dachte nicht gern an jene Nacht vor drei Monaten, in der Gillian

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