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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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murmelte er. »Schließlich bist du ständig mit ihm zusammen. Und soweit es Brianna angeht, läuft das auf dasselbe hinaus. Du ziehst sie in gefährliche Situationen… bringst sie mit diesen Leuten zusammen…«
    »Damit meinst du vermutlich Schwarze.«
    »Genau!« Er funkelte mich an. »Nicht nur, daß die Abernathys ständig auf unseren Partys sind, auch wenn er wenigstens gebildet ist. Aber wenn ich an diesen unförmigen Kerl denke, den ich bei ihnen gesehen habe, der Stammeszeichen auf der Haut und Lehm in den Haaren hatte! Oder dieser Salonlöwe mit der salbungsvollen
Stimme! Oder Abernathy junior, der sich an Brianna hängt und sie zu Demonstrationen und Orgien mitnimmt…«
    Ich mußte ein höchst ungelegenes Kichern unterdrücken. Spöttisch setzte ich nach: »Und der sich seit neuestem auch noch Muhammad Ismael Shabazz nennt!«
    »Genau«, bestätigte Frank trocken. »Wenn ich nicht aufpasse, endet Brianna noch als Mrs. Shabazz!«
    »Ich glaube nicht, daß sie derartige Gefühle für ihn hegt«, versicherte ich ihm, gegen meinen Zorn ankämpfend.
    »Dafür werde ich schon sorgen. Brianna kommt mit mir nach England.«
    »Nicht, wenn sie nicht will.«
    Hier hatte ich wohl einen wunden Punkt berührt, denn er stand hastig auf und suchte nach seinen Hausschuhen.
    »Ich brauche deine Erlaubnis nicht, wenn ich meine Tochter nach England mitnehmen will«, entgegnete er. »Brianna ist noch minderjährig, also kann ich auch bestimmen, wo sie lebt. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir ihr Gesundheitszeugnis herauslegst. Die neue Schule wird das brauchen.«
    »Deine Tochter?« fragte ich noch einmal. Trotz der Kälte im Raum war mir heiß vor Wut. »Brianna ist meine Tochter, und du wirst sie nirgendwohin mitnehmen!«
    »Du kannst mich nicht davon abhalten«, erklärte er mit aufreizender Ruhe, während er nach seinem Morgenmantel griff.
    »Und ob ich das kann!« entgegnete ich. »Willst du dich scheiden lassen? Prima! Von mir aus kannst du jeden Grund anführen, den du willst, außer Ehebruch - du kannst nicht etwas beweisen, was es nicht gibt. Wenn du mir jedoch Brianna wegnehmen willst, muß wohl oder übel ich diejenige sein, die das Thema Ehebruch anschneidet. Weißt du eigentlich, wie viele deiner Verflossenen bei mir aufgetaucht sind und mich gebeten haben, dich freizugeben?«
    Vor Schreck blieb ihm der Mund offenstehen.
    »Und jeder einzelnen habe ich erklärt, daß ich dich aufgebe«, fuhr ich fort, »sobald du mich darum bittest.« Ich verschränkte die Arme und steckte die Hände in die Achselhöhlen. Allmählich wurde mir doch kalt. »Ich habe mich gefragt, warum du das nie getan hast. Wegen Brianna, nehme ich an.«
    Alles Blut war aus seinem Gesicht gewichen.

    »Tja«, sagte er in einem kläglichen Versuch, die Fassung zurückzugewinnen. »Ich hätte nicht gedacht, daß es dir was ausmacht. Schließlich hast du nie einen Versuch unternommen, mich aufzuhalten.«
    Verdutzt starrte ich ihn an.
    »Dich aufhalten?« fragte ich. »Was hätte ich denn tun sollen? Deine Briefe über Wasserdampf öffnen und sie dir dann unter die Nase reiben? Dir bei der Weihnachtsfeier der Fakultät eine Szene machen? Dich beim Dekan anschwärzen?«
    Einen Moment lang stand er mit zusammengepreßten Lippen da. Dann seufzte er.
    »Du hättest mir zeigen können, daß es dir was ausmacht«, sagte er leise.
    »Es hat mir was ausgemacht.« Meine Stimme klang gepreßt.
    Er schüttelte den Kopf und starrte mich mit seinen dunklen Augen an.
    »Aber nicht genug.« Bleich schimmerte mir sein regloses Gesicht entgegen. Dann kam er um das Bett herum und blieb vor mir stehen.
    »Manchmal habe ich mich gefragt, ob ich dir einen Vorwurf machen darf«, sagte er nachdenklich. »Brianna sieht ihrem Vater ähnlich, nicht wahr? War er wie sie?«
    »Ja.«
    Er seufzte schwer.
    »Das habe ich dir angesehen. Wenn du sie manchmal angeschaut hast, konnte ich deutlich spüren, daß du an ihn denkst. Verdammt sollst du sein, Claire Beauchamp«, sagte er leise, aber deutlich. »Verdammt sollst du sein mit deinem Gesicht, das alles verrät!«
    Plötzlich war der Raum von Schweigen erfüllt, jener Art Schweigen, in dem man auf all die leisen Geräusche im Haus achtet, um so zu tun, als hätte man das gerade Gesagte nicht gehört.
    »Ich habe dich geliebt«, sagte ich schließlich. »Früher.«
    »Früher«, echote er. »Soll ich dafür auch noch dankbar sein?«
    »Damals habe ich dir alles erzählt«, erklärte ich. »Und als du mich dann nicht verlassen

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