Ferne Ufer
hörte ich plötzlich ein Scheppern und Knacken, und mit einem müden Seufzer gab das Gebläse der Heizung den Geist auf.
»Nein, nächste Woche ist es zu spät«, erklärte ich dem Monteur am Telefon. Ich sah aus dem Fenster, wo der kalte Februarnebel lauerte. »Hier drinnen sind kaum noch sechs Grad, und ich habe ein Baby von drei Monaten.« Das betreffende Baby lag in seiner Wippe und schrie wie ein abgestochenes Ferkel. Ohne auf die Erklärungen am anderen Ende der Leitung zu achten, hielt ich den Hörer einen Moment lang vor Briannas aufgerissenen Mund.
»Verstehen Sie?« fragte ich den Mann am anderen Ende.
»In Ordnung, Gnädigste«, sagte die müde Stimme. »Irgendwann zwischen zwölf und sechs Uhr abends komme ich vorbei.«
»Zwischen zwölf und sechs? Können Sie das nicht ein bißchen genauer sagen? Ich muß noch einkaufen«, hielt ich ihm entgegen.
»Sie sind nicht die einzige mit einer kaputten Heizung, meine Gute«, erklärte die Stimme entschieden. Ein Blick auf die Uhr: halb zwölf. In einer halben Stunde war der Einkauf nicht zu schaffen.
Zähneknirschend ließ ich mir die Sachen, die wir für das Abendessen brauchten, von einem teuren Geschäft ins Haus bringen. Dann nahm ich Brianna auf, die inzwischen dunkelrot angelaufen war und ziemlich stank.
»Das sieht ja schrecklich aus, Liebes! Gleich wird’s besser, wenn du das los bist!« versuchte ich zu trösten, während ich die gelbbraune Masse von ihrem leuchtendroten Popo wischte. Sie bäumte sich auf und brüllte noch lauter. Eine Schicht Vaseline und die zehnte saubere Windel an diesem Tag. Der Windeldienst würde erst morgen kommen, und im ganzen Haus roch es nach Ammoniak.
»Ist ja gut, meine Süße, ist ja gut!« Ich legte sie mir über die Schulter und klopfte ihr auf den Rücken, aber sie wollte keine Ruhe geben.
Länger als zehn Minuten schlief sie nicht am Stück. Ich infolgedessen auch nicht. Nachdem wir gemeinsam gegen vier eingenickt waren, weckte uns eine Viertelstunde später der Heizungsmonteur, der polternd an die Haustür bollerte.
Also begann ich, Brianna auf dem Arm, einhändig das Essen für die Abendeinladung zu kochen - in meinen Ohren ihr Kreischen und das lautstarke Werkeln des Monteurs im Keller.
»Versprechen kann ich nichts, Gnädigste, aber erst mal funktioniert sie wieder.« Ohne Vorwarnung stand der Mann in der Küche und wischte sich eine Ölspur von der Stirn. Dann beugte er sich vor und betrachtete Brianna, die an meiner Schulter ruhte und geräuschvoll am Daumen nuckelte.
»Na, schmeckt der Finger?« erkundigte er sich. »Wissen Sie was? Das sollten Sie ihr nicht durchgehen lassen. Davon kriegt sie schiefe Zähne.«
Ich knirschte mit den meinen und fragte: »Ach ja? Was bin ich Ihnen schuldig?«
Eine halbe Stunde später lag das Hähnchen in einem Bett aus Knoblauchpaste, Rosmarinzweigen und Limonenschale in der Pfanne. Nur noch ein paar Spritzer Zitronensaft, und ich konnte es in den Ofen schieben, bevor ich Brianna und mich umzog. Die Küche sah aus, als hätten Einbrecher darin gewütet: Schranktüren standen offen, und auf jeder freien Fläche stapelten sich Kochutensilien und Geschirr. Ich schloß die Küchentür und hoffte darauf, daß sich Mrs. Hinchcliffe davon würde aufhalten lassen.
Frank hatte Brianna ein neues rosa Kleidchen gekauft. Obwohl es niedlich war, beäugte ich die Spitzenbordüre am Halsausschnitt skeptisch. Sie schien nicht nur zu kratzen, sondern wirkte auch ausgesprochen empfindlich.
»Na, wir versuchen es mal!« erklärte ich Brianna. »Daddy möchte, daß du dich hübsch machst. Aber spuck bitte nicht drauf.«
Zur Antwort kniff Brianna die Augen zu, rülpste und sabberte.
»Oh, fein gemacht!« sagte ich, keineswegs ironisch. Nun mußte ich zwar ihr Bettuch wechseln, aber besser, es kam oben heraus als unten. Nachdem ich das Bett bezogen und sie frisch gewickelt hatte, schüttelte ich das rosa Kleidchen aus, wischte ihr sorgfältig das Gesicht sauber und ließ ihr das Kleid über den Kopf fallen. Sie blinzelte verwundert, gurgelte verführerisch und ruderte mit den Ärmchen.
Gehorsam bückte ich mich und blies auf ihren Nabel. Brianna juchzte und kicherte vor Freude. Nach ein paar Wiederholungen dieses Spiels machte ich mich an die mühselige Arbeit, ihr das Kleid anzuziehen.
Sehr zum Unmut von Brianna. Sie beschwerte sich, als ich es ihr über den Kopf streifte. Und als ich ihre dicken Arme in die Puffärmel schob, stieß sie einen gellenden Schrei aus.
»Was ist
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