Ferne Ufer
Brust.
Dann senkte er den Kopf und umschloß die Warze mit den Lippen. Ich stöhnte auf, als ich das prickelnde Fließen der Milch spürte. Drängend schob ich seinen Kopf ein wenig näher an meinen Körper.
»Fester«, flüsterte ich. Seine Lippen waren weich und sanft, ganz anders als der Griff des harten, zahnlosen Babygaumens, der sich gierig festsaugte und erst wieder losließ, wenn der Hunger gestillt war.
Wie ein Bittsteller kniete Frank vor mir. War es dies, was Gott
bewegte - Erbarmen und Mitgefühl? Die Müdigkeit hatte mich in einen Nebelschleier gehüllt, und mir kam es vor, als liefen die Dinge in Zeitlupe ab - oder unter Wasser. Franks Hände fuhren auf mich zu wie Wogen, trieben in der Strömung, streichelten zärtlich wie Seegras über meinen Körper, hoben mich auf mit der Kraft der Dünung und legten mich auf dem Teppich im Kinderzimmer, meinem Strand, nieder. Ich schloß die Augen und ließ mich von der Flut davontragen.
Das Quietschen der alten Eingangstür verkündete, daß Brianna in das Pfarrhaus zurückgekehrt war. Kaum hörte Roger Frauenstimmen, da war er auch schon auf den Beinen und in den Flur geeilt.
»Ein Pfund gute Butter, wie Sie es bestellt haben. Aber ich frage mich, ob es auch weniger gute oder schlechte Butter gibt.« Brianna, die Fiona ihre Päckchen reichte, redete und lachte zugleich.
»Haben Sie die bei dem alten Schlitzohr Wicklow gekauft? Der jubelt einem bloß schlechte Sachen unter, ganz egal, was er behauptet«, fiel Fiona ihr ins Wort. »Ach, prima, Sie haben ja auch Zimt mitgebracht! Dann backe ich heute Zimtkuchen. Wollen Sie mir dabei zusehen?«
»Ja, aber zuerst muß ich was essen. Mir knurrt der Magen.« Brianna stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte erwartungsvoll in die Küche. »Was gibt’s denn? Haggis?«
»Haggis? Gütiger Gott, typisch Sassenach! Im Frühling gibt es kein Haggis. Das ißt man im Herbst, wenn die Schafe geschlachtet werden.«
»Bin ich eine Sassenach?« Brianna schien entzückt über diesen Titel.
»Na, was denn sonst? Aber ich mag Sie trotzdem.« Fröhlich strahlte die kleine Schottin die rothaarige Frau an, die sie um einen Kopf überragte. Fiona war neunzehn, hübsch und wohlgerundet, und neben ihr wirkte Brianna wie eine Statue aus dem Mittelalter, kräftig und ernst. Mit der schmalen, geraden Nase, den langen roten Haaren, die im Licht der Flurlampe golden aufschimmerten, schien sie geradewegs einer illuminierten Handschrift entsprungen zu sein.
Jetzt erst merkte Roger, daß Claire Randell neben ihm stand. Sie
betrachtete ihre Tochter mit einer Mischung aus Liebe, Stolz und noch etwas - vielleicht Gefühlen; geweckt durch die Erinnerung? Plötzlich wurde ihm klar, daß Jamie Fraser seiner Tochter nicht nur die beachtliche Größe und das rote Haar vererbt hatte, sondern wohl auch die starke persönliche Ausstrahlung.
Seltsam, dachte er. Brianna tat und sagte nicht mehr oder weniger als andere, und trotzdem fühlten sich die Leute von ihr magisch angezogen. Ihm ging es nicht anders. Kaum hatte Brianna sich zu ihm umgewandt und ihn angelächelt, da trat er so nahe zu ihr hin, daß er die blassen Sommersprossen auf ihrer Wange sehen und den leichten Tabakduft riechen konnte, den sie von ihrem Streifzug durch die Geschäfte mitgebracht hatte.
»Hallo«, sagte er grinsend. »Etwas erreicht im Archiv der Clans? Oder warst du zu sehr damit beschäftigt, für Fiona das Laufmädel zu spielen?«
»Was?« In Briannas Augen tanzten fröhliche Lichtpunkte. »Erst bin ich eine Sassenach und dann noch das Laufmädel? Was sagt ihr Schotten denn, wenn ihr zur Abwechslung mal nett sein wollt?«
»Darrrrrling«, sagte er mit so stark gerolltem R, daß die beiden jungen Frauen losprusteten.
»Sie klingen wie ein übellauniger Terrier«, bemerkte Claire. »Was hast du im Archiv gefunden, Brianna?«
»Jede Menge«, erwiderte ihre Tochter und schwenkte den Stapel Fotokopien, den sie mitgebracht hatte. »Die meisten konnte ich schon lesen, während sie die Dokumente kopiert haben. Und dies ist wohl das interessanteste.« Sie zog ein Blatt heraus und gab es Roger.
Es war eine Kopie aus einem Band mit Sagen des Hochlands. »Leap O’the Cask - Das entsprungene Fäßchen«, lautete der Titel.
»Sagen?« fragte Claire, die Roger über die Schulter sah. »Glauben Sie, daß wir damit etwas anfangen können?«
»Eventuell.« Roger konzentrierte sich auf die Seite und sprach etwas abwesend. »Im schottischen Hochland wurden die Sagen bis
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