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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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saugte sich fest, und gleich darauf trank sie mit ungerührtem Appetit. Mrs. Hinchcliffe hielt das Stillen für ordinär und unhygienisch. Aber nachdem ich im achtzehnten Jahrhundert zahllose Babys zufrieden an der Brust ihrer Mutter hatte nuckeln sehen, vertrat ich eine andere Ansicht.
    Frank seufzte, sagte aber nichts mehr. Nach kurzem Zögern legte er den Topflappen aus der Hand und ging zur Tür.
    »Gut«, sagte er unsicher, »dann sehen wir uns um sechs. Soll ich irgendwas mitbringen, damit du nicht einkaufen gehen mußt?«
    Ich lächelte ihn an. »Nein, ich komme schon zurecht.«
    »Prima.« Abwartend blieb er vor uns stehen. Ich rückte Brianna zurecht, und als ich dann hochblickte, sah ich, daß seine Augen auf meinem halbentblößten Busen ruhten.
    Mein Blick glitt über seinen Körper, und ich bemerkte seine beginnende Erregung. Rasch senkte ich den Kopf, um zu verbergen, daß ich rot wurde.
    »Auf Wiedersehen«, murmelte ich, ohne die Augen zu heben.
    Nach kurzem Zögern beugte er sich herunter und küßte mich auf die Wange. Seine Nähe brachte mich ganz aus der Fassung.

    »Auf Wiedersehen, Claire«, sagte er leise. »Bis heute abend.«
    Da er nicht mehr in die Küche kam, bevor er sich auf den Weg machte, konnte ich beim Stillen wieder Ordnung in meine Gedanken bringen.
    Seit meiner Rückkehr hatte ich Frank nicht mehr nackt gesehen, denn er zog sich im Bad oder in der Kleiderkammer um. Vor dem heutigen Tag hatte er mich auch nicht mehr geküßt. Da meine Schwangerschaft vom Frauenarzt als äußerst riskant eingestuft worden war, stand außer Frage, daß Frank und ich miteinander schliefen, selbst wenn ich den Wunsch danach verspürt hätte - was nicht der Fall war.
    Ich hätte es eigentlich kommen sehen müssen. Aber ich war ausschließlich mit meinem inneren Elend und meiner Mutterschaft beschäftigt und hatte alles andere von mir gewiesen.
    Auch Frank nahm Brianna in die Arme und spielte mit ihr, und oft genug schliefen sie dabei ein. Dann lag sie ausgestreckt auf seinem Leib, und sie schnarchten in friedlicher Eintracht. Aber zwischen ihm und mir gab es keine Berührungen oder Gespräche, die über den häuslichen Alltag hinausgingen - es sei denn, es handelte sich um Brianna.
    Das Baby war unser gemeinsames Anliegen, ein Thema, über das wir miteinander in Verbindung traten und uns zugleich auf Abstand hielten. Jetzt schien es, als wäre Frank dieser Abstand zu groß.
    Ich war wieder in der Lage dazu - körperlich zumindest. Bei meiner letzten Untersuchung vor einer Woche hatte mir der Arzt onkelhaft zugezwinkert und mir versichert, ich könnte die »Beziehungen« zu meinem Mann jederzeit wiederaufnehmen.
    Frank hatte in meiner Abwesenheit nicht wie ein Mönch gelebt, das wußte ich. Er war zwar schon Ende Vierzig, aber mit seinem schlanken, drahtigen Körper und dem dunklen, feingeschnittenen Gesicht noch immer ein attraktiver Mann. Auf Partys umschwärmten ihn Frauen mit einem leisen Gesumm der Erregung.
    Ein Mädchen, eine Braunhaarige, war mir auf der Fakultätsfeier besonders aufgefallen. Sie stand in der Ecke und starrte Frank mit traurigen Augen an. Später betrank sie sich und brach in Tränen aus, so daß zwei Freundinnen sie nach Hause bringen mußten, die sich dabei abwechselten, Frank und mir böse Blicke zuzuwerfen.

    Allerdings verhielt er sich dabei so taktvoll wie möglich. Die Nacht verbrachte er stets zu Hause, und er achtete darauf, daß kein Lippenstift an seinem Kragen zu sehen war. Aber nun hatte ich den Eindruck, als wollte er wieder ganz nach Hause kommen. Wahrscheinlich hatte er ein Recht darauf, denn schließlich war ich wieder seine Frau.
    Dabei gab es nur ein Problem: Es war nicht Frank, nach dem ich mich sehnte, wenn ich nachts aus dem Schlaf fuhr. Es war nicht sein Körper, den ich im Traum berührte und der mich erregte, so daß ich feucht und atemlos und mit klopfendem Herzen erwachte. Es war der, den ich nie wieder würde spüren können.
    »Jamie«, flüsterte ich blind vor Tränen. »Ach, Jamie!«
     
    Es wurde kein besonders guter Tag. Brianna war wund und so quengelig, daß ich sie alle paar Minuten hochnehmen mußte. Entweder trank sie an der Brust, oder sie schrie, und in den Pausen dazwischen verzierte sie meine Bluse mit Milchflecken, so daß ich mich um elf bereits das drittemal umgezogen hatte.
    Der feste Stillbüstenhalter, den ich trug, scheuerte in den Achselhöhlen, und meine Brustwarzen fühlten sich kalt und rissig an. Als ich beim Saubermachen war,

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