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Ferne Ufer

Titel: Ferne Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Schnüren, die sich im Wasser vollkommen verheddert hatten.
    »Ein Messer!« sagte ich. »Wo ist ein Messer?« Ich mußte selbst lachen, als ich sah, wie er hektisch versuchte, sein nasses Hemd aus der Hose zu zerren. Ich durchwühlte die Schreibtischschubladen, fand aber nichts außer Papier, einem Tintenfaß, einer Schnupftabaksdose - alles, nur kein Messer. Am besten eignete sich noch ein Elfenbeinbrieföffner.
    Mit gezücktem Brieföffner packte ich Jamie am Hosenband und begann die verknoteten Schnüre zu bearbeiten.
    Bestürzt schrie er auf und wich zurück.
    »Um Himmels willen, sei vorsichtig, Sassenach! Du hast nichts mehr davon, wenn du mich dabei kastrierst!«
    Obwohl wir halb wahnsinnig vor Verlangen waren, schien das doch so komisch, daß wir uns vor Lachen kugelten.
    »Hier!« Aus dem Chaos auf seiner Koje zog er seinen Dolch hervor und schwang ihn triumphierend. Kurze Zeit später waren die Schnüre durchtrennt, und die triefnasse Hose lag in einer Pfütze am Boden.
    Er packte mich, hob mich hoch und legte mich auf den Schreibtisch, ohne auf zerknitterte Papiere und vergossene Tinte zu achten. Dann schob er meine Röcke bis über die Taille hoch, umfaßte meine Hüften und beugte sich über mich.
    Es war, als hielte ich einen Salamander: lodernde Hitze in einer eisigen Hülle. Ich keuchte, als sein nasses Hemd meinen nackten Bauch berührte, und fuhr zusammen, als ich auf dem Gang draußen Schritte hörte.
    »Hör auf!« zischte ich ihm ins Ohr. »Es kommt jemand!«

    »Zu spät«, meinte er ungerührt. »Ich muß dich haben oder sterben.«
    Rücksichtslos drang er in mich, und ich biß ihn in die Schulter, schmeckte Salz und nasses Leinen, aber er gab keinen Laut von sich. Zwei Stöße, drei, und ich schloß meine Beine fest um seine Hüften. Sein Hemd dämpfte meinen Schrei, und dann war es auch mir gleich, ob jemand kam.
    Er nahm mich schnell und gründlich, jeder Stoß ging mir durch und durch, und ein Triumphlaut entrang sich seiner Kehle, als er zitternd und erlöst in meine Arme fiel.
    Zwei Minuten später ging die Kajütentür auf. Innes ließ bedächtig seinen Blick durch den verwüsteten Raum schweifen. Seine freundlichen, braunen Augen wanderten von dem chaotischen Schreibtisch zu mir, die ich feucht und aufgelöst, aber anständig gekleidet auf der Koje saß, und verweilten schließlich bei Jamie, der schwer atmend auf den Hocker gesunken war.
    Innes’ Nasenflügel zuckten, aber er sagte nichts. Schließlich trat er in die Kajüte, nickte mir zu, ging in die Hocke und holte unter Fergus’ Koje eine Flasche Branntwein hervor.
    »Für den Chinesen«, sagte er zu mir. »Damit er sich nicht erkältet.« Er wandte sich zur Tür, wo er stehenblieb und Jamie nachdenklich beäugte.
    »Du solltest dir von Mr. Murphy auch eine heiße Brühe machen lassen, Mac Dubh. Es heißt, daß es gefährlich ist, wenn man sich nach einer großen Anstrengung unterkühlt, aye? Du willst doch keinen Schüttelfrost bekommen?« Seine braunen Augen funkelten schelmisch.
    Jamie strich sich die feuchten Haare aus der Stirn und lächelte.
    »Ach, wenn es so weit kommt, Innes, sterbe ich wenigstens als glücklicher Mensch.«
     
    Am nächsten Tag fanden wir heraus, wozu Mr. Willoughby den Pelikan brauchte. Ich traf ihn auf dem Achterdeck, wo der Vogel auf einer Segelkiste neben ihm kauerte, die Flügel mit Stoffstreifen eng an den Leib gebunden. Er warf mir aus seinen gelben Augen einen bösen Blick zu und klapperte warnend mit dem Schnabel.
    Mr. Willoughby holte gerade eine Leine ein, an deren Ende ein kleiner purpurroter Tintenfisch zappelte. Er machte ihn los, hielt
ihm den Pelikan hin und sagte etwas auf chinesisch. Der Vogel musterte ihn mißtrauisch, regte sich aber nicht. Rasch packte Mr. Willoughby den oberen Schnabel, zog ihn hoch und warf dem Pelikan den Tintenfisch in den Kehlsack. Der Pelikan sah überrascht aus, würgte und verschlang sein Futter.
    »Hao-liao« , sagte Mr. Willoughby anerkennend und streichelte dem Vogel den Kopf. Dann sah er mich und bedeutete mir, näher zu treten. Ich folgte seiner Aufforderung, behielt aber den bedrohlichen Schnabel im Auge.
    »Ping An«, sagte er und zeigte auf den Pelikan. »Der Friedliche.« Der Vogel stellte einen kleinen Kamm aus weißen Federn auf, als spitzte er die Ohren, sobald sein Name fiel, und ich lachte.
    »Wirklich? Was wollen Sie mit ihm machen?«
    »Ich bringe ihm Jagd für mich bei«, erklärte der kleine Chinese sachlich. »Sie schauen.«
    Das tat ich.

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