Ferne Verwandte
vor allem Nonnilde? Aber Tea ist so nachgiebig, als ich meinen Platz einnehme und mich in die Wärme ihres mächtigen Körpers schmiege. Irgendwann habe ich ihren Arm unter meinem Kopf und die Objekte meiner Begierde direkt vor Augen: Groß sind sie, unendlich und voller Geheimnisse. Und so halte ich den Atem an, strecke eine Hand aus, lege sie sanft auf das glatte Nylon ihres Nachthemds und verharre regungslos, um zu sehen, was passiert.
Nichts passiert. Tea bleibt träge liegen, während mir selbst zumute ist, als hätte ich einen Stromschlag bekommen. Mit wild klopfendem Herzen beginne ich sie zu massieren, erst um die eine Brust herum und dann zur anderen hinüber, ich höre sie stöhnen - es ist nicht zu erkennen, ob sie schläft - und matte Worte murmeln, die mir unbekannt sind.
Immer noch ungläubig staunend über das, was da vor sich geht, tauche ich die Hand in das fleischige Universum, aber jetzt schüttelt meine Cousine Tea heftig den Kopf und stößt ein gewaltiges Schnauben aus. Ich halte inne, fange wieder an, und sie wacht beinahe auf. Es ist klar, dass ich aufhören und mich mit den erzielten Erfolgen begnügen müsste, aber ich bin dermaßen aufgewühlt, dass es mir einfach nicht in den Sinn kommt.
Ich weiß es noch nicht, aber zum zweiten Mal in einer einzigen Nacht - kurz zuvor hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wo
mein Pipi landen würde - verspüre ich jene ungestillte Neugier und den Wissensdurst, die dem Menschengeschlecht eigen sind und den Anstoß zu den großen Entdeckungen der Zivilisation gegeben haben, wie ich einige Jahre später von dem aus Marcianise gebürtigen Professor Sabino Corelli erfahren sollte. In jenem düsteren Raum des Klosters, der uns als Klassenzimmer diente, sagte er mit seiner brüchigen Stimme: »Kinderchen, glaubt ihr vielleicht, dass einem die Dinge in den Schoß fallen? Nehmt Christoph Kolumbus zum Beispiel, wie hat der wohl Amerika entdeckt? Die anderen sind zum Meer gegangen, um mit ihrem Schatz den Sonnenuntergang zu betrachten oder Fische zu fangen. Ihm hat das nicht genügt, er wollte wissen, was hinter der fernen Linie des Horizonts lag.« Auch ich will in dieser schwülen Spätfrühlingsnacht wissen, was hinter dem spitzenbesetzten Horizont von Teas Nachthemd liegt, doch wie lässt sich dieser Schatz ans Licht befördern? Ich könnte meine Hand in die Tiefe tauchen und durch einen gezielten Stups von unten ihre Titten auftauchen lassen wie ein Floß aus den Meeresfluten, wenn plötzlich Ballast abgeworfen wird. Aber hier ist kein Ballast, den man abwerfen könnte. Man musste nur die rechte Brust meiner Cousine - sie war von der Stelle aus, an der ich mich befand, leichter erreichbar - in Augenschein nehmen, um zu begreifen, dass bei einem derartigen Gewicht ein enormer Energieaufwand erforderlich wäre und selbst die entrückteste Schläferin wachgeschreckt würde. Und das war Tea sowieso nicht mehr. So zog ich einen Träger herunter, so vorsichtig, wie ich eine Banane schälen würde, und ließ ihn ganz langsam auf ihren Arm gleiten, bis die Aureole ihrer Brustwarze bloßlag, dieses erhabene Atoll, und auch die Brustwarze selbst, strack und gerunzelt wie die Spitze eines Vulkans, die ganze Brust in ihrer runden Pracht und Vollkommenheit also, und nach getaner Arbeit versenkte ich mich in die Betrachtung dieser Naturerscheinung mit demselben Staunen, das ein Heiliger angesichts seiner ersten Vision empfinden mochte. Dann näherte ich ohne jede weitere Hemmung meinen Mund diesem Wunder und sog und sog und sog.
In diesem Moment erwachte Tea und reagierte in einer Weise, die ihres Charakters absolut würdig war: Sie schlug mit solcher Heftigkeit nach mir, dass ich aus dem Bett fiel, auch wenn sie gleich danach, selbst verunsichert wegen des Vorgefallenen - ich war schließlich kaum sieben Jahre alt -, seufzte: »Aber was machst du denn da, Carlino?«
Ich weiß nicht genau, was mich trieb - bis dahin war es ja noch nie passiert -, vielleicht war es der nackte Instinkt, der mich wie jedermann in den tragischen Augenblicken der Existenz auf jene Gestalt zurückgreifen ließ, die ich für immer verloren hatte und an die ich mich kaum noch erinnern konnte, jedenfalls wimmerte ich mit der zittrigsten Stimme, die mir zu Gebote stand: » Mammina , ich will zu meiner Mammiinaaa !«
Dieses Gejammer besänftigte selbst Teas österreichisch-ungarische Strenge. Ihr hartes Herz schmolz dahin, und während ich mich vom Boden aufrappelte, vernahm ich ihre
Weitere Kostenlose Bücher