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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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typischen Strickstrümpfen und hing an seinem Arm. Wenn das ihr Versöhnungsauftritt war, dann erklärte das auch, warum Gaby mit Brahms liebäugelte. Es war wirklich allerhöchste Zeit, sie über Brahms’ nicht vorhandenen Humor aufzuklären!
    »Darf ich Ihnen schon etwas zu trinken bringen?« Der gelockte Kellner von vorhin war neben unserem Tisch erschienen und empfahl uns Rotwein. Ich aber bestellte mir lieber eine Flasche San Pellegrino, weil ich da sicher sein konnte, etwaige Zusätze sofort herauszuschmecken.
    Über uns baumelten riesige Glühbirnen, die wie stylishe Leuchten aus Londons In-Lokalen anmuteten. Die Tische schmückten unscheinbare Grünpflanzen. Das Fehlen der Tischdecken vermerkte ich unter dem Sammelbegriff »männliche Kargheit«. Irgendwie gefiel mir das. Ich hatte den Eindruck, dass das ganze Restaurant Raphael auszuatmen schien. Und das war ein sehr sinnlicher, herber Duft mit einem hohen Moschusanteil.
    An der linken Seite des Raumes entdeckte ich ein Wandtattoo:
    »Wo Verlangen ist, da lodert auch eine Flamme«, konnte ich entziffern. Neben der Terrassentür lief die Schrift weiter: »Wo eine Flamme lodert, da muss auch jemand dafür brennen.«
    Allein beim Lesen wurde mir schon ganz heiß.
    Vom dunklen Holz des Tisches hob sich eine hellgrüne Serviette ab, in der die Menükarte steckte. Ebenso schnörkellos wie das ganze Restaurant, aber auf hochwertigem Papier gedruckt:
     

 

Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass mir allein beim Lesen der Speichel im Mund überlief. Meine Glandula sublingualis produzierte im Übermaß. Schnell spülte ich etwas Wasser nach, um meinen Magen zu besänftigen.  
    Als das allgemeine Stühlerücken nachgelassen hatte, wurde auch gleich der Salat serviert. Wie ausgehungert stürzte sich Silke auf das Blattgrün.
    Ich war skeptisch.
    Rucola und Löwenzahn an sich schmeckten bereits bitter. Darin ließen sich bestimmt Gifte jeglicher Art verstecken. Einige der Blätter erinnerten auch stark an Eisenhut, und selbst ein Laie wusste, dass man davon Herzrhythmusstörungen bekam. Sehr geschickt von Raphael, dachte ich anerkennend.
    Ich stocherte in den Salatblättern, als Gaby meine trüben Gedanken unterbrach:
    » Ein Internist, ein Psychiater und ein Chirurg gehen auf Entenjagd «, begann sie. Brahms zupfte seine Fliege zurecht und beugte sich zu mir herüber.  
    »Schmeckt es Ihnen nicht?« Der Blick auf seinen sprechenden Mund ließ in mir das Gefühl aufkommen, in einen dunklen Tunnel zu fahren. »Doch, doch«, log ich. »Ich vertrage nur rohes Gemüse nicht so gut.«
    Gaby ließ sich nicht stören:
    » Der Internist legt das Gewehr an. »Sieht aus wie eine Ente, fliegt wie eine Ente, aber ob es wirklich eine Ente ist?«, und, schwupps, ist das Tier vorbeigeflogen. « Sie hatte Brahms’ Aufmerksamkeit gewonnen – sein offener Mund zeigte nun in ihre Richtung, und ich konnte wieder freier atmen. Zumindest so lange, bis mir den Atem stockte, weil ein Fuß mein Schienbein hochfuhr. Erstaunt stellte ich fest, dass es Gaby war, die wohl mit Brahms füßeln wollte, dabei aber mein Bein getroffen hatte.  
    » Der Psychiater legt das Gewehr an. »Sieht aus wie eine Ente, fliegt wie eine Ente, aber ob sie weiß, dass sie eine Ente ist?«, und schon ist das Tier vorbeigeflattert. « Gaby bürstete mit Hingabe meine Wade, was mich dazu veranlasste, mit dem anderen Fuß nach ihr zu treten.  
    Brahms offener Mund musste inzwischen auch ziemlich ausgetrocknet sein. Er machte ein paar Schnappbewegungen, bevor er einen Schluck aus dem Weinglas nahm. Neidvoll sah ich zu, wie der Rotwein eine ölige Spur auf seinem Glas hinterließ.
    » Der Chirurg legt das Gewehr an und ballert wie wild drauflos. Federn spratzen in alle Richtungen, das verstümmelte Tier fällt zu Boden. »Schau mal, ob es eine Ente war! « , sagt er. «  
    Gaby gluckste. Die anderen lachten verhalten.
    Ich war froh, als endlich mein Salat abgeräumt wurde. Gott sei Dank mag ich keinen Fisch!, dachte ich noch. Aber ich hatte auch noch nie zuvor gebratene Meerbarbe gerochen. Erbsenmus klang in meinen Ohren auch nicht so wahnsinnig attraktiv, aber was waren schon Worte, wenn man kräftiges Grün auf weißem Teller erblickte?
    Die würzigen Röstaromen des Fischs zogen mir in die Nase und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Silke schaufelte ungehemmt das Essen in sich hinein.
    »Iff daff niff köfftliff?«, schmatzte sie.
    »Genial!«, bestätigte Gaby.
    »Eine Offenbarung«, ließ sich selbst

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