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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ansehen, dass er um eine Antwort rang.
    »Lüg mich nicht an!«
    »Nein«, gab Jonas zu. »Aber sie hat mir einen Brief für dich gegeben. Hier!« Er streckte diesen von sich, als wäre er in Salzsäure getränkt worden.
    Raphael riss den Umschlag ohne viel Federlesens auf und überflog den Inhalt.
    Sein Unterkiefer fiel herab. »Was zum Teufel –«, entfuhr es ihm.
    Er klappte den Mund auf und wieder zu.
    Er raufte sich die Haare.
    Er ballte die Hände zu Fäusten.
    Dann stieß er die Tür auf, die ihn von seiner Peinigerin trennte.
    Dass es keine gute Idee war, so aufgebracht das Restaurant zu betreten, wäre ihm klar gewesen, hätte er noch klar denken können. Aber sein Denkvermögen hatte sich in einer Rauchwolke aufgelöst, und sein Herz hämmerte ihm in der Brust wie ein Fleischklopfer.
    Sie hatte sich zu ihrer Sitznachbarin gewandt und sah ihn nicht kommen. Er spürte bereits, wie sich seine Finger um ihren schlanken Hals legten und zudrückten, da blickte sie ihn an.
    Er genoss den Ausdruck der Angst in ihren Augen.
    Dann hob sie plötzlich die Hände und
    … fing an zu klatschen.  
    Als die Geräusche in sein Bewusstsein drangen, stellte er fest, dass nicht nur sie, sondern auch alle anderen Gäste ihm applaudierten. Es war nicht ungewöhnlich, dass einem Chefkoch auf diese Art Wertschätzung entgegen gebracht wurde, war er doch durch seine Fernsehauftritte überaus populär, doch gerade jetzt passte ihm diese Aufmerksamkeit überhaupt nicht.
    Einer dieser arroganten Akademiker trat ihm in den Weg. Ein arroganter Akademiker mit völlig lächerlichen Lederhosen, wie er feststellte. Er kam ihm auch irgendwie bekannt vor.
    »Herr Richter!«, dröhnte dieser. »Lassen Sie mich Ihnen offiziell für das überaus gelungene Fest danken! Einfach köstlich, kann ich nur sagen!« Sie schüttelten einander die Hände.
    Diese Unterbrechung passte Raphael nun gar nicht, und er hätte dem Arzt die immer noch geballte Linke gerne in den Wanst gerammt. Nur mit Mühe entkrampfte sich seine Hand, und mit einem dankbaren Nicken in alle Richtungen wehrte er jede weitere Huldigung ab.
    Raphael war nicht der Typ, der Sachen auf die lange Bank schob. Wenn es etwas zu klären gab, dann erledigte er das lieber sofort, bevor es ihm den Schlaf raubte.
    Angestrengt lächelnd kam er an Josephines Tisch vorbei. Sie blickte stur auf ihr Wasserglas und vermied es, ihn anzusehen, deshalb ließ er eine Hand auf ihre Schulter fallen und beugte sich zu ihr hinab.
    »Wir müssen reden«, raunte er. »Sofort!«

Kapitel 16
     
    »Wir müssen reden«, raunte Raphael in mein Ohr. Seine Finger krampften sich eine Spur zu fest in meine Schulter. »Sofort!«
    Das war keine Bitte, da war ich mir sicher. Deshalb schob sich mein Stuhl auch wie automatisiert nach hinten. Meine Hand zitterte leicht, als Raphael sie packte und mich hochzog.
    »Entschuldigt ihr mich einen Augenblick?«, fragte ich meine Tischnachbarn, aber Raphael zerrte mich fort, ohne dass ich eine Antwort hätte abwarten können. Er schleifte mich regelrecht an den anderen Gästen vorbei, und es hätte mich nicht gewundert, wenn er mich, sobald wir außer Sichtweite waren, über die Schulter geworfen hätte wie erlegtes Wild.
    Der Vergleich schien mir äußerst passend und ängstigte mich auch ein wenig. Raphael schubste die Küchentür auf, und sofort sprangen mehrere Personen zur Seite, als hätten sie sich alle vor dem Glasausschnitt gedrängt und die Vorgänge im Restaurant beobachtet. Mehr als ein Dutzend Augenpaare starrten mich an. Der Gelockte grinste breit.
    »Ha-hallo Jonas!«, brachte ich noch heraus, bevor Raphael mich auch schon weiterzog. Wir verließen die Küche durch die Hintertür, albernes Gelächter folgte uns dabei, und liefen die Treppe nach unten.
    Ich erkannte die Gästetoilette wieder, die ich eben aufgesucht hatte, und war ein wenig erleichtert. Allerdings nur so lange, bis mir der Gedanke kam, dass Raphael eventuell eine Folterkammer in den hinteren Räumen seines Kellers eingerichtet haben könnte. Wer wusste schon, ob Köche nicht heimlichen Metzgerleidenschaften frönten? Die Möglichkeit kam mir gar nicht so abwegig vor. Er könnte auch eine Kammer des Schreckens besitzen.
    »Wohin gehen wir?«, fragte ich, meine Stimme nicht viel mehr als ein Piepsen.
    »Dorthin, wo man die Schreie nicht hört!«
    »Meine Schreie?«, keuchte ich auf.
    »Nein, meine.«
    Ach so.
    »Aber warum bist du auf einmal so wütend?«, hakte ich nach.
    »Seit wann duzen wir uns

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