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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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Brahms zu einem Lob hinreißen.
    Mit der Gabel zerteilte ich meine Meerbarbe und schob die Bröckchen auf dem Teller hin und her. Als Silke erneut die Augen verdrehte, spießte ich schnell ein Stück Fisch von ihrem Teller auf und verschlang es. Ich stöhnte, weil die Meerbarbe Liebesbriefe an meinen Gaumen sandte.
    »Iffab daff genau geffehn!« Silke fuchtelte drohend mit ihrer Gabel durch die Luft . » Du biff dumm, daff du dir daff entgeh’n läfft!«  
    Mein Magen war anscheinend derselben Meinung wie sie, denn er zwickte und zwackte. Doch auch diese Qual fand noch eine Steigerung, als das Lammkarree serviert wurde.
    Nur mit Mühe konnte ich meine Zunge daran hindern, auf den Teller zu fallen. Den Speichel schluckte ich tapfer herunter, fragte mich aber doch, ob diese Tortur langfristige Schäden verursachen könnte.
    »Sehen Sie sich das an!«, verlangte Brahms und drückte mit der Gabel auf sein Fleischstück. Der Saft troff heraus und bildete eine kleine rosa Pfütze. Gaby leckte ungeniert ihr Messer ab und ließ ihren Fuß zwischen meinen Beinen hochwandern. Panisch schubste ich den Stuhl nach hinten und sprang auf. Sie blickte erschrocken hoch, als ihr damit das vermeintliche Objekt der Begierde entzogen wurde.
    »Ich muss auf die Toilette«, stieß ich hervor.

Kapitel 15
     
    Das viele Wasser, das ich als Ersatz für das Essen in mich hineingeschüttet hatte, bahnte sich seinen Weg nach draußen. Hektisch suchte ich die Türen ab.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Das war die Kellnerin, die mich am Eingang so kritisch gemustert hatte. Jetzt lächelte sie verständnisvoll. »Die Treppe dort hinten«, erklärte sie. Ich hastete die Stufen hinab. Auf einer Tür entdeckte ich ein Symbol, dessen Bögen durchaus als Brüste durchgehen konnten. Interessiert schaute ich mich nach dem Männerklo um. Tatsächlich: Dort prangte ein ähnliches Zeichen, allerdings nicht auf Augenhöhe.
    Wenige Augenblicke später kam ich erleichtert an den Tisch zurück. Doch wenn ich gewusst hätte, was mich dort erwartete, hätte ich besser den Rest des Abends auf der Toilette ausgeharrt.
    Der lockige Kellner entfernte nämlich gerade mein Lamm. Als Ersatz reichte er einen Teller mit Polenta.
    »Ich hab ihm gesagt, dass du Vegetarierin bist«, flüsterte Silke mir zu.
    »Nehmen Sie das bitte wieder mit!«, keuchte ich mühsam beherrscht. »Ich bin ... pappsatt.« Diese Lüge zog mir den Boden unter den Füßen weg, und ich plumpste auf meinen Stuhl.
    »Wirklich?«, fragte er.
    »Wirklich«, quiekte ich.
    »Nein!«, stieß Silke hervor und rammte ihre Gabel in die Polenta. »Wir geben das nicht wieder her!« Sie mampfte fröhlich, während der Kellner sich verwirrt entfernte.
    »Bist du verrückt, Silke? Was ist, wenn du gleich tot umfällst?«
    »Sind doch genug Ärzte hier«, sagte sie. Dann ging ihre Stimme in ein Stöhnen über. »Mmh, das ist außen knusprig und innen cremig, genau so, wie es sein soll. Und wenn ich schon sterben muss, dann wenigstens auf diese Art, mit einer solchen Köstlichkeit auf den Lippen.«
    »Na gut«, gab ich nach. »Wenn du dieses Risiko eingehen willst.« Ich zuckte mit den Schultern und wenige Augenblicke später zusammen, weil ich einen Aufschrei hörte.
    »Kam das aus der Küche?«, fragte ich Brahms.
    »Was denn?«
    »Das Gebrüll gerade.«
    »Ich habe nichts vernommen.«
    Anscheinend litt ich unter Wahrnehmungsstörungen. Ob mein niedriger Blutzucker daran schuld war? Das war durchaus möglich. Ich hätte doch darauf bestehen sollen, vorher zu McDonald’s zu fahren.
    »Sie wissen aber schon, dass sich unregelmäßige Nahrungsaufnahme auf Ihre Leistungsfähigkeit auswirkt?«, erinnerte mich Brahms. Er warf dem Nachtisch, der in diesem Moment dargeboten wurde, bewundernde Blicke zu.
    Und nicht nur darauf! , dachte ich wütend. Es wirkte sich auch ganz eindeutig auf meine Stimmung aus!  
    »Tun Sie das weg!«, hechelte ich heraus, was den Kellner sichtlich schockierte:
    »Sie möchten kein Dessert?« Seine Stimme schoss vor Entsetzen eine Oktave in die Höhe.
    »Nein, danke.« Ich kramte in meiner Handtasche nach Traubenzucker. Leider fand ich keinen, ich musste ihn bereits beim letzten Dienst vernichtet haben. Als ich wieder hochsah, bemerkte ich zwei Dinge, die mich irritierten: zum einen eine lange Möhre, die jemand vor mir platziert hatte (das konnte nur Gaby gewesen sein) und zum anderen den Kellner, der beides (die Möhre und mich) entgeistert musterte. Gaby wählte dann auch diesen

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