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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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doch am Telefon nicht solche Sachen erzählen. Damit blamierst du die Mami. Und selbst wenn ich einen Popel am Bein hätte, muss das noch lange niemand wissen!« Pause. »Nein, das sieht man überhaupt nicht. Geh dir jetzt endlich die Zähne putzen!« Dann blaffte sie in den Hörer: »Was willst du?«
    Nun, das klang nicht gerade einladend. Trotzdem erzählte ich ihr in knappen Worten meinen ultimativen, aber absolut unausgereiften Schlachtplan. »Hilfst du mir, Mama zu überreden?«
    »Sie hat drei Wochen gebraucht, bis sie das Catering aufgestellt hatte. Ich glaube nicht, dass sie jetzt noch einmal alles umschmeißt, nur weil du eine wahnwitzige Idee hast.«
    »Wenn es einer schafft, dann du«, war ich mir sicher.
    »Weißt du, was das kostet? Ein Festessen im Raphaello für sechzig Personen – bei dir muss wohl eine Schraube locker sein!«
    »Geld spielt keine Rolle, ich bezahle das.«
    War das etwa aus meinem Mund gekommen? Heidabolla!
    »Wovon willst du das denn bezahlen?«
    »Ich habe gespart«, gab ich pikiert von mir. Wofür hätte ich mein Geld auch ausgeben sollen?
    »Und jetzt willst du deine ganzen Ersparnisse zum Fenster rauswerfen, nur um Raphael zu belagern?«
    Nunmehr, wo sie es so deutlich aussprach, klang das wirklich absurd. »Öhm, ja.«
    »Einen Augenblick bitte.«
    Der Hörer wurde zur Seite gelegt. Ich erwartete, dass sie erneut mit Severin schimpfte. Stattdessen hörte ich Würgegeräusche.
    »Da bin ich wieder.«
    »Hast du dich etwa gerade übergeben?«
    »Magen-Darm«, erklärte sie. »Ich weiß schon nicht mehr, wo oben und unten ist.«
    Sofort schämte ich mich. Ich plapperte sie mit meinen idiotischen Ideen voll, wo es ihr so schlecht ging. »Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Warte, ich komme vorbei und hole dir was aus der Apotheke. Wenn du möchtest, kann ich auch die Zwillinge in den Kindergarten bringen.«
    »Dann küsse ich dich.«
    »Besser nicht«, sagte ich und legte auf. Meine Müdigkeit unterdrückend schleppte ich mich nach draußen zu meinem Fiat und warf mich auf den Fahrersitz. Auf dem Weg zu Silke kaufte ich die halbe Apotheke leer und bekam zum Dank Traubenzucker geschenkt. Den konnte ich auch gut gebrauchen, denn meine letzte Mahlzeit lag etliche Stunden zurück.
    »Hier sind Vomex-Zäpfchen, Immodium, Paspertintropfen und Kamillentee. Ach ja, und noch eine Tube Bepanthensalbe.«
    »Wofür braucht Mama Panthersalbe?«, fragte Annika.
    » Bepanthen salbe«, verbesserte ich. »Die ist für, äh, für den Popo.«  
    »Hah!«, kreischte Severin. »Mama braucht Poposalbe wie ein Baby!«
    Meine Schwägerin bedachte mich mit zusammengekniffenen Augen.
    »Du musst selbst entscheiden, was du nimmst«, sagte ich mit Blick auf die Medikamente. »Nimm das, wo die Chance am größten ist, dass es drin bleibt.«
    Silke setzte zu einer Erwiderung an, hielt sich dann aber schnell die Hand vor den Mund und rannte aus dem Zimmer.
    »Also doch besser die Zäpfchen!«, rief ich ihr hinterher.
    Die Kinder in ihre Schuhe zu bekommen, war wesentlich schwieriger als gedacht, denn sie hielten nicht eine Sekunde still. »Könnt ihr euch nicht selbst die Dinger zubinden?«, fragte ich entnervt.
    »Ich kann keine Schleife«, sagte Annika.
    »Ich hab noch keinen Schleifenpass«, sagte Severin.
    Was auch immer ein Schleifenpass war, wollte ich jetzt gar nicht wissen. »Wieso kauft eure Mama euch keine Schuhe mit Klett, verdammt noch mal?«
    »Fernsehverbot!«, schrie Severin und freute sich diebisch.
    »Wer? Ich?«
    »Weil, du hast ein Schimpfwort gesagt.«
    »Verdammt ist kein Schimpfwort.«
    »Ist es doch!«
    »Okay, dann habe ich eben Fernsehverbot.« Ich schubste die Kinder durch die Tür. Welch ein Glück, dass es so warm war und sie keine Jacken brauchten.  
    Die beiden zockelten neben mir her, jeder mit einem bunten Rucksack auf dem Rücken. Und sie hielten brav meine Hand. Zumindest die ersten zehn Sekunden. Die restlichen fünfzehn Minuten bis zum Kindergarten rannte ich panisch hinter Severin her, der testen wollte, ob die böse alte Frau noch mit ihm mithalten konnte. Dafür musste ich Annika hinter mir herschleifen, weil sie keine Lust hatte zu laufen. Als wir am Kindergarten ankamen, war ich schweißgebadet und völlig erledigt. Wenn Silke das jeden Tag so mitmachte, dann brachte ich ihr ab sofort meinen größten Respekt entgegen.  
    »Du musst aber noch winken!«, verlangte Annika, nachdem sie ihre Schuhe gegen ein Paar Pantoffel getauscht hatte.
    »Mach ich. Stell dich

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