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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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überkam eine große Lust, zu kochen. Eine regelrecht kochende Leidenschaft.  

Kapitel 23
     
    »Jacqueline!«, keuchte ich. »JACQUELINE!«
    »Wer ist denn diese Jacqueline?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber allein dieser Name ist im Rheinland eine Beleidigung. Dat Dschackeliiine«, leierte ich den Namen im schönsten Kölsch hervor. »Oh, dieser Schweinebengel!«  
    Gaby kicherte. »Jetzt kannst du wenigstens sicher sein, dass er deine Mailbox-Ansage nicht gehört hat. Das hat auch was für sich.«
    Das stimmte zwar, versöhnte mich aber kein bisschen. »Wieso hat er irgendwas mit Jacqueline, wo wir uns doch geküsst haben«, schimpfte ich. »Oder küsst er ständig so viele Frauen, dass er nicht einmal behalten kann, wer als Letztes dran war? Er muss doch gemerkt haben, dass ich das bin!«
    Meine Nerven waren äußerst derangiert. Eben noch hatte mich seine Nachricht in einen Glücksrausch versetzt, und nun das! Raphael wollte gar nicht mit mir, sondern mit Jacqueline Schaf essen – das muss man sich mal vorstellen!
    »Und dann«, empörte ich mich, »will er womöglich noch an ihre Erbse!«
    »Was denn für eine Erbse?«, fragte Gaby.
    »Ach, nichts«, sagte ich mit glühend heißen Wangen.
    »Was willst du jetzt machen? Ich meine, außer dich tierisch aufregen?«
    »Ich rege mich nicht auf!«, regte ich mich auf.
    Sie grinste.
    »Gaby!«
    »Soll ich dir zur Aufmunterung einen Witz erzählen? Ich kenne da einen neuen , in dem eine wahnsinnig lange Salami vorkommt: Eine nackte Blondine kommt in eine Bar –«  
    »Untersteh dich!«
    » Unter dem einen Arm trägt sie einen Pudel, unter dem anderen eine wahnsinnig lange Salami. Der Barkeeper sagt: Ich nehme an, Sie wollen wohl nichts trinken? Darauf sagt die Blondine –«  
    »Hör sofort auf!« Ich hielt mir die Hände über die Ohren und sang laut: »Lalalalalala.«
    Dann brachen wir beide in Gelächter aus.
     
    ***
    Die folgende Nacht war die wohl längste meines Lebens. Dabei hätte ich so schön schlafen können. Nach Jonas wurde ich nur noch ein einziges Mal angefunkt, um nach der Frau mit der Überdosis zu sehen. Aber Schlaf war mir nicht vergönnt. Ich wälzte mich stundenlang auf der Pritsche, um mein weiteres Vorgehen zu überdenken. Keinesfalls würde ich einfach so aufgeben. Einen Raphael Richter konnte man nicht an sich vorbeiziehen lassen!
    Gegen vier Uhr war ich so weit, dass ich ernsthaft in Erwägung zog, in seinem Restaurant eine Fischvergiftung vorzutäuschen. Um fünf wollte ich ihn selbst verletzten, um ihn anschließend heilen zu können. Erst gegen halb sieben (ich musste mich da bereits seelisch auf die Visite mit Johannes Brahms vorbereiten) kam mir der rettende Einfall mit meiner Mutter.
    Nie hätte ich gedacht, dass sie mir einmal so hilfreich sein würde. Aber ihr fünfzigster Geburtstag stand bevor. Gemeinhin war es nicht unüblich, Geburtstage in einem Restaurant zu feiern, überlegte ich. Um halb neun, ich war gerade erst durch meine Haustür getreten, hatte ich den ultimativen Plan geschmiedet.
    Ich rief meine Schwägerin an. Leider ging sie nicht selbst ans Telefon, sondern überließ es meinem Neffen, Selbiges zu bedienen.
    »Hallo Severin«, säuselte ich in den Hörer.
    »Ich darf nicht mit Fremden reden.«
    »Ich bin nicht fremd, ich bin deine Tante Jo.«
    »Das kann ja jeder sagen.«
    »Gib mir doch mal die Mami.«
    »Die Mama hat einen Popel am Bein.«
    »Äh, wirklich?«
    Vermutlich nickte er, denn am anderen Ende blieb es still.
    »Gib sie mir trotzdem.«
    »Den hab ich ihr an die Hose geschmiert.«
    Ich unterdrückte ein Ekelgeräusch. »Es ist wirklich wichtig.«
    »Die Mama kann jetzt nicht, die ist auf dem Klo, Aa machen.«
    »Oh.«
    »Papa sagt immer: Der Morgenschiss kommt ganz gewiss, und wenn es erst am Mittag is’ .«  
    »Wir haben aber erst halb neun«, entfuhr es mir. »Sag mal, müsstest du nicht eigentlich längst im Kindergarten sein?«
    Der Hörer wurde auf die Ablage geknallt. Die Frage hatte ihm wohl nicht behagt. Im Hintergrund hörte ich, wie er nach Silke brüllte: »Mama, da ist eine böse Frau am Telefon!«
    Wenige Augenblicke später wurde der Hörer wieder aufgenommen.
    »Henning?«
    »Silke, du musst mir helfen!«
    »Papperlapapp!«
    »Ganz im Ernst, ich habe ein Problem.«
    »Das habe ich auch.«
    »Ich weiß, du hast einen Popel am Bein, Severin hat es schon erzählt.«
    »Was? Moment!« Sie hielt die Hand vor die Muschel. In gedämpften Ton hörte ich sie schimpfen: »Severin, du kannst

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