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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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könnte ich Raphael jemals wieder unter die Augen treten, wenn ich daran denken musste? Und dann, weil es eh schon nicht mehr peinlicher werden konnte, schrieb ich zu guter Letzt:
     
    Ich hätte so gerne mit dir geschlafen.
     
    Und weil selbst das noch nicht ausreichte, pappte ich noch eines dieser blöden Herzchen dahinter:
     
    ♥
     
    Mein Gott, ich habe wohl zu viele Narkosegase abbekommen! , dachte ich noch, da wurde auf einmal die Tür aufgestoßen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du auch Dienst hast!«
    Gaby!
    Vor lauter Schreck ließ ich die Kaffeetasse, die ich in der Rechten gehalten hatte, auf den Tisch knallen. Ein dunkelbrauner See bildete sich auf der Kunststoffoberfläche. Hektisch, weil ich Angst hatte, Gaby könnte mir über die Schulter blicken und etwas von meinem Geschreibsel lesen, wischte ich mit dem linken Daumen über die Löschtaste.
    Das Herzchen verschwand.
    »He«, rief sie aus. »Lass mir noch was vom Kaffee übrig!« Sie schlug mir freundschaftlich auf den Oberarm. Mein Finger rutschte ab und tippte auf »Senden«.
    »Jöh!«, blökte ich und ließ mein iPhone fallen.
    »Was bist du denn so schreckhaft heute?«, fragte Gaby.
    Ich keuchte. »Bitte, bitte, lieber Gott!«, flehte ich und hangelte am Boden nach dem Telefon.
    »Was ist denn los?«
    »Bitte, lass mich diese SMS nicht abgeschickt haben! Ogottogott!« Ich wischte über die Oberfläche, um das iPhone zu entsperren.
    »Wieso schreibst du eine SMS, wenn du sie nicht abschicken willst?«
    »Weil –«, ich hielt inne und scrollte ungläubig die Nachricht hoch und runter. Auf grünem Grund entzifferte ich meinen peinlichen Satz. Lediglich das Herzchen und der Punkt waren gelöscht worden. Darunter stand ein kleines Wörtchen, das mir die Luft zum Atmen nahm: »Zugestellt.«
    »Weil ich ein Vollidiot bin!«, stieß ich keuchend hervor. Und bevor ich noch einen weiteren Satz der Erklärung abgeben konnte, vibrierte mein Handy plötzlich und die Musik von Rocky dudelte laut: »Tata tatata tatata tatata.«
    BITTE NEIN!
    »Da ruft dich jemand an, willst du nicht rangehen?«
    »Auf keinen Fall!«, kreischte ich auf. »Das ist Raphael!«
    »Verstehe ich nicht.«
    Das Dudeln ging munter weiter. »Wenn ich rangehe, dann weiß er doch, dass die SMS von mir ist!«
    »Tja«, gab Gaby zu bedenken, »und wenn du nicht rangehst, dann geht deine Mailbox für dich ran.«
    »Das ist egal!«, sagte ich. »Das ist doch bloß diese anonyme Frauenstimme, die meine Nummer wiederholt. Ich werde mir morgen früh sofort eine neue Telefonnummer besorgen.«
    »Es tut mir ja sehr leid, wenn ich dich daran erinnern muss, aber weißt du noch, als wir vor drei Wochen im › Früh‹ waren und der Köbes uns ein Kölsch nach dem anderen gebracht hat?«  
    Ich nickte.
    »Als wir nach Hause gewankt sind, hast du einen neuen Text aufgesprochen. Oder hast du den inzwischen geändert?«
    Mistikack!
    Das hatte ich tatsächlich verdrängt. In diesem Moment hörte das Dudeln auf und Raphael musste, falls er nicht bereits aufgelegt hatte, folgenden Satz – nur unterbrochen von albernem Gekicher – hören:
    » Hi, hier ist Jo Henning (hihi) . Ich stecke gerade bis zu den Ellbogen (haha) in Blut und Gedärmen und kann nicht rangehen. Sprich nach dem Piiiiiep, dann rufe ich zurück, sobald ich (höhö) wieder sauber bin .«  
    Das war natürlich vollkommener Blödsinn, aber es klang einfach besser als »Ich stochere gerade im Rückenmark einer Schwangeren herum, um ihren Unterleib zu betäuben.«
    Und außerdem war ich, als ich das aufgenommen hatte, wie gesagt, etwas angeschlagen gewesen.
    »Ich sterbe«, sagte ich und sackte auf dem Stuhl in mich zusammen. »Man kann doch vor Scham sterben, oder?«
    »Was hast du denn geschrieben?«
    »Das kann ich nicht sagen. Nicht einmal dir kann ich das sagen. Ich sterbe«, wiederholte ich.
    Aber bevor ich verenden konnte, hupte mein iPhone. Ein Zeichen, dass ich eine SMS bekommen hatte.
    »Na, jetzt bin ich mal gespannt.«
    »Ich kann das nicht!«, sagte ich und kniff die Augen zusammen. Mir war, als würde ich einem Verkehrsunfall in Zeitlupe zusehen. Und doch war ich zu neugierig, um die Nachricht einfach zu löschen.
    Ich holte tief Luft und wappnete mich, bevor ich den Ordner öffnete:
     
    Kannst du das noch mal wiederholen?
     
    Uff.
    Vielleicht sollte ich mich, wenn ich doch nicht stürbe, stattdessen tot stellen?, überlegte ich. Aber das wäre so feige. Anstatt tot, stellte ich mich deshalb einfach doof. Ich tippte eine

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