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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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ans Fenster, und ich winke von draußen.«
    »Vorher muss ich aber noch aufs Klo. Mama geht immer mit mir aufs Klo, bevor sie wieder geht.«
    Ich suchte mit Annika die winzigen Waschräume auf. So in etwa musste es bei den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen ausgesehen haben. Ich konnte über den Türrahmen gucken, ohne mich auf die Zehenspitzen zu stellen. Aber das war ein Fehler:
    »Du darfst nicht gucken!«
    »Okay, dann warte ich vor der Tür.«
    »Nein, du musst hier drinnen am Waschbecken warten.«
    Ich wartete also am Waschbecken. Nicht dass Annika noch mehr Regeln einfielen, wenn ich mich weiter so ungeschickt anstellte. Severin war sofort in der Igelgruppe verschwunden. Er hatte sich nämlich fest vorgenommen, alle Tiere mit vier Beinen aus der monströsen Arche zu werfen. »Und wenn Noah mich wieder nicht lässt, dann haue ich ihm den Tiger auf den Kappes!«
    »Noah? Dem Noah?«
    »Noah Frickenschmidt, du Doofie!«
    Natürlich! Ich schlug mir an die Stirn.
    Erst um halb elf war ich wieder zu Hause und konnte nach Bruce und Willis sehen. Bruce hockte in seinem Häuschen und gab keinen Pieps von sich. Willis hatte sich in einer Ecke gedrückt und schmollte. Jedenfalls interessierte er sich kein bisschen für das Salatblatt, dass ich ihm hinhielt. Auch mein Angebot, er könne über den Teppichboden laufen und dabei heimlich in die Zimmerecken pinkeln, lehnte er ab.
    Um zwei würde ich die Zwillinge wieder abholen müssen, hatte ich mit Silke vereinbart. Ich stellte mir also den Wecker auf halb zwei und versank endlich in mein Kopfkissen.
     
    ***
    »Ich weiß nicht, wie du das jeden Tag schaffst«, erklärte ich und ließ mich auf den Küchenstuhl fallen, nachdem die Kinder zum Spielen ins Wohnzimmer getrabt waren.
    »Man wächst da so rein«, sagte Silke. Sie hatte sich in ihren Bademantel gewickelt und nippte an einem Tee. Ganz entgegen ihrer Art war sie relativ schweigsam.
    »Wenn du mir hilfst, Mama zu überzeugen, dann passe ich auch auf die Kinder auf«, bot ich an.
    »Wie oft?«
    »Sagen wir … drei Mal?«
    Silke schnaubte. »Das ist ja lächerlich. Dafür mache ich keine Verrenkungen.«
    »Dann fünf Mal? Ich fahre auch mit ihnen in den Zoo.« Innerlich erschauerte ich, denn ich wusste, das würde für mich als untrainierte Tante ein Höllentrip werden.
    »Acht Mal mindestens«, erhöhte sie die Auflage. »Und zwar abends. Und sechs Mal während meiner Pilates-Stunden. Frédéric kommt in letzter Zeit immer so spät nach Hause, sodass ich schon zwei Monate nicht hingehen konnte.«  
    »Einverstanden. Aber du musst dich nach meinem Dienstplan richten.«
    Wir schlugen ein.
    »Wann willst du denn meine Mutter anrufen? Nicht dass ich dich drängeln möchte, aber bis zum Geburtstag sind es nur noch zwei Wochen und wir müssen den anderen Gästen noch Bescheid geben, dass sich der Ort der Feier geändert hat. Und wer weiß, ob die im Restaurant überhaupt noch Kapazitäten haben. Oje«, jammerte ich, »bestimmt sind die längst ausgebucht.«
    »Sind sie nicht«, sagte Silke.
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe bereits mit der Restaurantchefin telefoniert, einer Eva … Eva irgendwas Schilling.«
    »Wann hast du das denn gemacht?«, fragte ich erstaunt. »Ich dachte, du hättest die Zeit genutzt und dich ein wenig hingelegt.«
    »Es hat mir eben keine Ruhe gelassen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Zufälligerweise ist das Restaurant an diesem Samstag ohnehin für den normalen Betrieb geschlossen, weil sie da bereits eine Privatfeier ausrichten. Und mit Schwiegermama – das kläre ich heute Abend. Ich habe nämlich noch einen Trumpf im Ärmel.«
    »Was denn für einen Trumpf?«
    »Das erzähle ich dir ein anderes Mal.«
    »Jetzt könnte ich dich wirklich knutschen.«
    »Nun, das ist dein eigenes Risiko.«
    Ich fiel Silke um den Hals und gab ihr einen feuchten Schmatzer auf die Wange, wurde aber sogleich von ihr zur Seite gestoßen, weil sie wieder würgen musste.

Kapitel 24
     
    Es ist gar nicht so einfach, eine Wut über mehrere Tage am Kochen zu halten. Als ich klein war, hatte ich mich mit meinem Bruder Frédéric bis aufs Blut gezankt. Er hatte erst aufgehört, wenn ich angefangen hatte zu heulen, wozu er mich auch noch bösartig anstachelte: »Heul doch! Heul doch!«
    Aber bis meine Eltern nach Hause kamen, und ich den Vorfall hätte petzen können, war meine Wut längst verraucht. Da half es auch nichts, das Heulgesicht vor dem Spiegel einzuüben.
    Gerade war ich noch leidenschaftlich

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