Fernsehkoeche kuesst man nicht
unverfängliche Antwort, auf die er wohl kaum reagieren würde:
Was genau habe ich denn geschrieben? (Bin zu müde, um klar zu denken, sorry.)
Hah!, triumphierte ich bereits – jetzt würde wohl Funkstille einkehren!
Aber anscheinend kannte ich Raphael Richter schlecht, denn er antwortete prompt.
Du hast geschrieben: Ich hätte so gerne mit dir geschlafen.
Als ob ich das nicht selber wüsste! Hatte der Mensch denn gar kein Schamgefühl? Ich stöhnte verwundet auf. Hektisch flogen meine Finger über die Tastatur:
Da muss ich mich wohl vertippt haben. Kennst du ja sicher, diese blöde Texterkennung.
Und was wolltest du stattdessen sagen?
Eigentlich wollte ich sagen: Ich hätte so gerne mit dir Schaf gegessen.
Soso.
Ich meine, wir haben das Lamm ja gar nicht aufgegessen. Ist doch schade drum.
Das ist wirklich äußerst schade um das Lamm.
Wieso bist du überhaupt noch wach?
Habe gerade erst Feierabend.
Dann will ich dich auch gar nicht aufhalten. Sicher bist du hundemüde.
Vor drei kann ich nicht schlafen. Gewohnheit.
Dann trink doch einen Tee.
Nein danke.
Was magst du denn stattdessen?
Möchtest du das wirklich wissen?
Nein, vergiss, dass ich gefragt habe! Ich muss jetzt Schluss machen. Mein Funk geht schon wieder.
Ich muss dir noch etwas sagen.
Was denn?
Mit klopfendem Herzen wartete ich auf Raphaels Antwort. Als mein Handy erneut hupte, hatte sich mein Puls auf geschätzte 210 beschleunigt. Ich öffnete die Nachricht und las:
Ich hätte auch gerne mit dir Schaf gegessen.
Ich schnappte nach Luft. Ich war mir nicht sicher, aber vermutlich stand ich kurz vorm Hyperventilieren. Meine Hände zitterten, in meinem Magen flatterte es wie wild. Noch bevor ich mich wieder gefangen hatte, hupte mein Handy erneut.
Gute Nacht, Jacqueline!
Raphael
Ich hätte auch gerne mit dir Schaf gegessen«, tippte Raphael in sein Handy, was ihn Mühe kostete, denn die Tasten waren für seine Finger viel zu klein. Er benutze es auch selten, weil er ein normales Telefongespräch dieser Simserei auf jeden Fall vorzog. Doch gerade genoss er es. Jonas hatte ihn bereits angerufen, nachdem seine Operation gut verlaufen war, und ihm gleichzeitig mitgeteilt, dass er seine Handynummer an Josephine Henning weitergegeben hatte. Nur, damit er sich nicht wunderte, sollte ein seltsamer Anruf ihn erreichen.
Und dann schickte sie ihm diese SMS, die ihn beinahe umgehauen hatte.
Ich hätte so gerne mit dir geschlafen.
Beim Lesen wurde er so scharf, dass nicht einmal eine Bhut Jolokia damit hätte konkurrieren können. Er wunderte sich nur, dass sie danach sofort zurückruderte und so tat, als hätte sie sich vertippt. Sie war doch kein Feigling. Mein Gott, sie versetzte Leute in Narkose und rettete Leben! Da war es doch wohl nicht möglich, dass sie Angst hatte. Vor ihrer eigenen Courage. Oder gar vor ihm!
Oder machte sie einen Rückzieher, weil er nur ein einfacher Koch war? Der Gedanke beschäftigte ihn mehr, als ihm lieb war. Er hatte nie vorgegeben, mehr zu sein, als er war. Er hatte nicht studiert. Nicht einmal sein Abitur hatte er bis zum Ende durchgezogen. Das Einzige, was er immer hatte tun wollen, war kochen. Konnte es sein, dass sie ihn deshalb auf Distanz halten wollte?
Jetzt ärgerte er sich, dass er falsch reagiert hatte. Er hätte etwas Erotisches zurückschreiben sollen, anstatt den Versuch zu unternehmen, sie zu irgendwelchen Geständnissen zu provozieren.
Dabei gab es einiges, was sie ihm würde gestehen müssen: Warum zum Teufel hatte sie nur gelogen und behauptet, sie würde Hygienekontrollen durchführen? Er hatte sich beim Ordnungsamt erkundigt, und eine Josephine Henning war dort nicht bekannt, eine Kontrolle seines Restaurants zurzeit ebenfalls nicht vorgesehen. Warum also erzählte dieser lächerliche Dr. Brahms so etwas? Und weshalb hatte sie das nicht berichtigt? Diese Frau gab ihm Rätsel auf. Rätsel, die zu lösen ihn sehr reizte.
Er wollte Josephine den Boden unter den Füßen wegreißen, damit sie in seine Arme fiel. Das schrie geradezu nach einer Provokation. Und deshalb schrieb er schnell noch eine weitere SMS:
Gute Nacht, Jacqueline!
Er war sich sicher, dass sie das zum Beben bringen würde. Der Gedanke daran machte ihn sehr hungrig. Und weil dieser brennende Hunger nach Josephine Henning sich gerade nicht stillen ließ, musste er einen Ersatz dafür finden.
Ihn
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