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Fernsehkoeche kuesst man nicht

Fernsehkoeche kuesst man nicht

Titel: Fernsehkoeche kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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bekommen. Jedenfalls ging danach so gut wie alles schief:
    Der Zucker brannte mir ein zweites Mal an. Beim dritten Versuch hypnotisierte ich die Körnchen, bis sie langsam zu schmelzen begannen, und warf schnell die Zwiebeln dazu. Rühren, rühren, rühren. Knoblauch und frische Tomaten freundeten sich mit den anderen Zutaten an. Sie feierten eine Party und blubberten munter vor sich hin.
    So weit, so gut.
    Doch an irgendeinem Punkt musste ich den richtigen Pfad verlassen haben. Oder Raphael hatte tatsächlich vergessen zu erwähnen, dass man die Hitze runterdrehen sollte. Jedenfalls kochte die Soße, die eben noch brav gesäuselt hatte, über und spritzte empört durch die Küche. Ein ähnlich blutiges Ambiente kannte ich sonst nur aus dem Krankenhaus. Und – leckoballo! – Tomatensoße kann verdammt heiß sein. Ich versengte mir die Finger, als ich versuchte, den Topf vom Herd zu ziehen. Man hätte eventuell sogar noch etwas davon essen können, es schmeckte auch nur ein ganz klein wenig verbrannt. Jedoch war der Topf so gut wie leer und die Soße vom Mobiliar herunterzukratzen, erschien mir dann doch zu aufwendig.
    Es klingelte an der Tür.
    »Hier«, sagte Claude und drängte in meine Wohnung. »Ich habe dir eine Pizza mitgebracht.«
    »Du bist meine Rettung!«
    »Was zu erwarten war.«
    Sein mangelndes Vertrauen in meine Fähigkeiten schmerzte mich, doch wollte ich mal nicht stänkern, ich war schließlich dankbar für das Essen.
    Gemeinsam verputzten wir die Salamipizza.
    Eine Stunde später hatte Claude meine halbe Bibliothek ausgeräumt und mich satt und träge auf dem Sofa zurückgelassen.
    Ganz bestimmt wäre ich nicht auf die Idee gekommen, in diesem Moment Raphael anzusimsen – wirklich nicht! Aber Claude hatte mir im Hinausgehen noch zugerufen, dass mein Handy gehupt hatte.
    Zärtlich streichelte ich über die Oberfläche meines iPhones und öffnete die eingegangene Nachricht:
     
    Wann können wir uns sehen?
     
    Dass Raphael ja gar nicht mich meinte, sondern Jacqueline, musste ich mir erst noch in Erinnerung rufen. Spontan hätte ich nämlich sofort »Jetzt! Hier!« gerufen. Trotzdem freute ich mich, denn die Frage bedeutete doch, dass er diese Frau bisher nicht wiedergetroffen hatte.
     
    Diese Woche ist es schlecht.
     
    Hast du Dienst?
     
    Mistikack. Woher sollte ich wissen, was Jacqueline für einen Job hatte? Das Beste wäre sowieso, ich würde in Jacquelines Namen Raphael einen Korb geben, überlegte ich. Dann wäre ich sie endlich los. Allerdings war es furchtbar aufregend, mit Raphael zu sprechen, auch wenn es nur per Textnachricht geschah. Ich konnte nicht widerstehen:
     
    Ja.
     
    Als Krankenschwester ist man auch ständig am Arbeiten, oder?
     
    Mir fiel die Kinnlade herunter. In Gedanken ging ich die Reihen des Personals durch. Gab es nicht eine Jackie auf der Urologie? Oh, wenn ich die in die Finger bekäme! Zähneknirschend schrieb ich:
     
    Ja, leider.
     
    Ich habe den ganzen Tag an dich gedacht.
     
    Uff.
     
    Woran denn genau?
     
    Das würde ich dir lieber persönlich sagen. Kann ich dich anrufen?
     
    Das geht nicht! Ich bin total erkältet. Du würdest meine Stimme nicht mal wiedererkennen, so heiser bin ich.
     
    Ich kann mich kaum noch an sie erinnern.
     
    Wirklich nicht?
     
    Ist ja auch schon sehr lange her, dass wir uns getroffen haben.
     
    »Und warum zum Teufel musst du Idiot dann den ganzen Tag an sie denken?«, schimpfte ich laut, schrieb aber brav:
     
    Das ist wahr.
     
    Ich werde dich jetzt anrufen.
     
    OH, NEIN!
    Doch schon im selben Augenblick stieg Rocky in den Ring: »Tata tatata tatata tatata«, trompetete mein Handy. Ich sprang vom Sofa auf und stieß prompt gegen den Couchtisch. Auf einem Bein hüpfend unterdrückte ich einen Schmerzensschrei. Fieberhaft überlegte ich, wie ich meine Stimme am besten verstellen könnte: Ob ich mir einfach ein Taschentuch in den Mund stopfen sollte? Lispeln? Stottern? Zwei Murmeln in den Backentaschen verstauen? Ich räusperte mich und brummte testweise wie ein Bär.
    Bevor ich das Gespräch annahm, zerrte ich mir eine Socke von den Füßen und stülpte sie über das Telefon.
    »Ja?«, kiekste ich. (Der Bär hatte mich bereits bei der ersten Bewährungsprobe im Stich gelassen.)
    »Hier ist Raphael.«
    »Ich weiß. Hier ist, äh, Jacqueline.« Mich schauderte.
    Raphael lachte leise. »Es ist schön, deine Stimme zu hören.«
    »Das finde ich auch. Also deine, natürlich.«
    »Wo bist du gerade?«
    »Ich sitze auf dem

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