Fessel mein Herz (German Edition)
Beamten vor Ihrer Tür sind über diese Nummer zu erreichen.“
Der Polizist gab Montana ein Kärtchen mit einer Handynummer.
Sie nahm sie schweigend entgegen und nickte.
*
Nachdem die Polizei gegangen war, schenkte sich Montana noch einen Drink ein. Die ganzen letzten Monate hatte sie nicht so viel getrunken, wie heute. Um sich abzulenken setzte sie sich vor den Fernseher. Sie konnte und wollte jetzt nicht schlafen. Es dauerte eine Weile, bis sie einen Sender gefunden hatte, der keinen Thriller oder Horrorfilm spielte, sondern eine Episode von G olden Girls . Sie brauchte jetzt etwas Lustiges um die Ereignisse der letzten Stunden zu vergessen und nicht noch zusätzlichen Horror. Nach den Golden Girls schaute sie sich eine Reportage über Ausgrabungen in Israel an. Montana merkte, wie sie langsam ruhig und müde wurde.
*
Sie erwachte, als sich eine Hand auf ihren Mund legte. Erschrocken riss Montana die Augen auf, doch ihr Schrei wurde von der kräftigen Hand erstickt. Im flackernden Licht des Fernsehers erblickte sie den Mann, den sie nie wieder zu sehen gehofft hatte. Wie war er hier hereingekommen? Hatte er die beiden Beamten vor ihrem Haus getötet? Bei dem Gedanken überlief es sie eiskalt. Sicher würde er jetzt auch sie töten. Wofür war er sonst zurückgekommen?
„ Still!“, raunte er ihr zu. „Ich nehme die Hand weg, doch wenn du auch nur einen Laut von dir gibst ...“
Montana schaffte ein schwaches Nicken.
„ Ich will dir nichts tun aber wenn du schreist ...“
Sie nickte erneut, diesmal etwas deutlicher und die Hand vor ihrem Mund verschwand. Instinktiv rückte sie so weit zurück, wie die Lehne des Sofas ihr erlaubte.
„ Wie... wie sind Sie hier reingekommen?“
„ Durch eines der oberen Fenster.“
Siedendheiß fiel ihr ein, dass sie das Fenster ihres Schlafzimmers offen gelassen hatte. Irgendwie hatte sie es nicht für wahrscheinlich gehalten, dass jemand in den ersten Stock einbrechen könnte und nur im Erdgeschoss die Fenster verriegelt.
„ Aber wie sind Sie da hochgekommen?“
„ Das war nur wirklich nicht schwer. Von dem Baum auf das Dach und vom Dach auf den Balkon. Deine Freunde hätten hinten auch jemanden hinstellen sollen.“
„ Was ist mit den beiden Beamten? Haben Sie ...“
„ Meinst du die Jüngelchen in der seltsamen Kutsche? Was soll mit denen sein?“
„ Ich meine, haben Sie den Beiden etwas angetan?“
Bhreac schnaubte.
„ War nicht nötig. Wie du siehst, bin ich auch so hier reingekommen.“
„ Warum … warum sind Sie zurückgekommen?“, fragte Montana mit klopfendem Herzen, nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich hören wollte.
„ Ich brauche Antworten.“
Bhreac setzte sich neben sie auf das Sofa. Verstohlen musterte sie den seltsamen Fremden. Er war wirklich ein Hüne und verdammt muskulös. Wenn man davon absah, dass er wahrscheinlich gefährlich war, wirkte er sehr attraktiv mit dem kantig geschnittenen Gesichtszügen, den funkelnden blauen Augen und dem sinnlich geschwungenem Mund. Er könnte auch gut als Wikingerkrieger durchgehen, wäre er nicht in Tartan gekleidet.
„ Ich bin stundenlang herumgelaufen. Ich kenne die Gegend, die Bergformationen und bestimmte Punkte der Landschaft aber alles sieht ganz anders aus. Da sind Häuser, die vorher nicht da waren, seltsame Häuser – und dann all diese Kutschen, die sich wie von Teufelshand ohne Pferde fortbewegen.“
Er schaut sie an, musterte ihre Erscheinung aus leicht zusammengekniffenen Augen.
„ Du siehst auch irgendwie anders aus. Deine Kleidung. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Montana hatte sich umgezogen, nachdem die Polizisten gegangen waren und trug nun Jeans und ein Sweatshirt mit dem Bild ihres Katers, ein Geschenk ihrer Freundin Grace.
Ihr Herz klopfte, als er mit einer Hand über ihren Oberschenkel strich. Er schien sich allerdings mehr für den Stoff zu interessieren, als für ihr Bein. Dennoch wurde ihr plötzlich heiß und sie kämpfte mit dem Impuls, seine Hand wegzuschlagen. Sie war verwirrt über die widersprüchlichen Gefühle, die in ihrem Inneren tobten. Angst. Neugier. Erregung.
„ Was ist hier passiert?“, flüsterte Bhreac. „Wohin sind all die Soldaten, die Toten? Ich habe doch sicher nicht lange auf dem Feld gelegen und doch war von der Schlacht nichts mehr zu sehen. Kein einziger Tropfen Blut außer meinem eigenen.“
„ Was für eine Schlacht?“, fragte Montana, sicher, die Antwort bereits zu kennen.
Es hatte nur eine Schlacht hier
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