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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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Flur stehen. »Komm.« Er schlängelte sich an Rusty vorbei. »Ich bin sicher, du bist ganz heiß darauf, die Handschellen endlich loszuwerden, hm?«
    Der spöttische Unterton in seiner Stimme entging mir nicht. Trotzdem bemerkte ich die leichte Enttäuschung, die sich bei diesen Worten in mir ausbreitete. Eigentlich… war es mir mit dem Losketten gar nicht so eilig. Denn dann würde er mich höchst wahrscheinlich auch auf direktem Wege zur Tür hinausbugsieren. Dabei… na ja, fing ich gerade wieder an, ihn auch wieder für seinen Charakter zu mögen. Immerhin – wenn er gut mit Tieren umging, ging er doch bestimmt auch gut mit Menschen um? Mit einigen Auserwählten, vielleicht?
    »Ja«, entgegnete ich aber trotzdem, weil ich ja schlecht erwidern konnte, dass wir uns ruhig noch etwas unterhalten könnten. In der knappen Dreiviertelstunde, die ich jetzt schon an ihm dranhing, hatte ich schließlich mehr über ihn erfahren, als in den ganzen Monaten, die ich ihn nur stumm aus der Ferne angeschmachtet hatte.
    Ich folgte ihm den Flur entlang in eine große, geräumige Wohnküche hinein, die dank der mehreren, teilweise bis zum Boden gehenden Fenster sicherlich immer sehr hell ausgeleuchtet wurde. Hinter einem dieser langen Fenster konnte ich einen Balkon ausmachen. Der Boden war ebenfalls mit hellem Parkett ausgelegt, während die Möbel etwas zusammengewürfelt und aus zweiter Hand zu sein schienen. Darüber hinaus… hielt Rick offensichtlich nichts von Ordnung. Besonders im Bereich des Wohnzimmers sah es ziemlich wüst aus. Kissen lagen neben Äpfeln und Papier auf dem Boden, eine Reihe DVDs war umgefegt worden und ein Karton mit Schokoküssen lag zerknittert und ein bisschen zerfetzt daneben.
    Ich stockte. Rick aß Schokoküsse? Er musste doch ein Mensch sein, obwohl er wie ein Gott aussah.
    »Verdammte Scheiße, was ist denn hier…« Rick riss geschockt die Augen auf. »Oh nein. Scheiße!«
    Im nächsten Augenblick flog ich hinter ihm her direkt auf das Chaos zu, als er ohne Rücksicht auf die Handschellen lossprintete. Ein wenig panisch warf er ein paar Kissen zur Seite und fischte den Schokokuss-Karton vom Boden auf, der allerdings definitiv leer war. Mit einem unzufriedenen Grunzen warf er ihn wieder weg und stürzte zu einer Kommode weiter, von der offensichtlich ein paar der DVDs gefallen waren. Irgendwas von: »Hier war er… genau hier…«, murmelnd, klapperte er suchend die Oberfläche ab und ließ sich anschließend in die Hocke fallen, um dort weiter umherzutasten.
    Mir blieb keine Wahl, als mich ebenfalls hinzuhocken.
    »Was zum Geier machst du da?«
    »Wonach sieht’s denn aus?«, keifte er mich überraschend wütend an, ehe er in Richtung Flur brüllte: »Rusty! Hierher! Sofort!«
    Von der scharfen Stimme eindeutig etwas eingeschüchtert, schlich Rusty bis zum Türrahmen, blieb aber dort wie festgewachsen stehen und musterte Rick mit leicht geducktem Kopf und herabhängendem Schwanz, den er sich fast schon zwischen die Beine geklemmt hatte.
    Ich war zwar kein Hundebesitzer, aber… hatte der etwa ein schlechtes Gewissen? War er vielleicht für das leichte Durcheinander hier verantwortlich?
    Rick schnappte sich den leeren Schokokuss-Karton und wedelte damit in Rustys Richtung. »Du hast dir doch nicht etwa einen kleinen Snack gegönnt, während ich nicht da war, hm?! Rusty?!«
    Der Hund starrte schweigend zurück.
    »Verdammt!« Rick pfefferte den Karton zurück auf den Boden und fuhr sich rastlos durch die strohblonden Haare. »Das darf ja wohl nicht wahr sein!« Rusty verschwand eilig von der Tür und aus unserem Blickfeld.
    Ich fand seine Reaktion etwas übertrieben, deshalb meinte ich: »Hey, wenn dich das so stört, helfe ich dir beim Aufräumen, okay?« Das würde mir zumindest ein paar weitere, gemeinsame Minuten mit ihm einbringen und vielleicht sogar so was wie ein Dankeschön oder ein Versprechen auf ein Wiedersehen.
    Genervt sah Rick mich an, als hätte ich gerade vorgeschlagen, zur Lösung des Klimaproblems erst mal eine Runde Kuchen zu backen. »Du raffst es nicht. Er hat den Schlüssel gefressen.«
    Mein Herzschlag setzte aus. »Was?«
    »Der Hund hat den verdammten Handschellenschlüssel gefressen!«
     
     

 
    3
     
    Sprachlos starrte ich Rick an. Der Hund hatte… den Schlüssel… den Handschellenschlüssel… Hieß das, wir blieben noch eine Weile… aneinander gekettet?
    Meinem hämmernd wieder einsetzenden Herzschlag nach zu urteilen, hieß es das. Allerdings war ich über

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