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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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diese Nachricht wesentlich erfreuter als Rick, dessen Gesicht Bände sprach. Das erweckte nämlich eher den Eindruck, als wollte er wahlweise mir oder Rusty den Hals umdrehen.
    Ich versuchte, möglichst ruhig zu bleiben, um mir meine Freude über diesen unvorhergesehenen Schicksalsschlag nicht anmerken zu lassen. »Aber wieso frisst Rusty den Handschellenschlüssel? Ich meine, normalerweise fressen Hunde so was ja nicht.«
    »Wegen der beschissenen Schokoküsse«, knurrte Rick ungehalten. »Ich hatte den Schlüssel in einem versteckt, um Jannis… Ach, vergiss es doch!« Plötzlich stand er wieder auf, um dem Karton einen kräftigen Tritt zu verpassen. Allerdings hatte er vergessen, dass ich auch noch an ihm dranhing, und so prallte ich in seinem Aufsprung etwas ungeschickt gegen ihn. »Scheiße, pass doch auf!« Er packte mich am Arm und schob mich etwas von sich.
    »Mir scheint eher, du hättest etwas besser aufpassen müssen«, schoss ich zurück. Wieso musste er jetzt wieder so biestig werden? »Wenn du die Schokoküsse vernünftig weggeräumt hättest –«
    »Hätte, wäre, wenn«, unterbrach Rick mich wütend. »Wenn du dich nicht zwischen Jannis und mich geschoben hättest, säße ich jetzt mit ihm hier. Und glaub’ mir, uns wäre bestimmt was eingefallen, um diese missliche Lage auszunutzen.«
    Ah, und bei mir war er da zu einfallslos, oder was?
    »Dann hast du die Schokoküsse absichtlich da offen herumliegen lassen?«, wollte ich provozierend wissen. »Damit der Hund – ganz ‚aus Versehen‘ – den Schlüssel frisst und du Jannis hier hättest festhalten können, um auch ja zum Zug zu kommen? Findest du das nicht etwas erbärmlich?«
    »Ich hab’ die Dinger auf dem Schrank vergessen «, raunzte er zurück. »Ich war in Eile.«
    »Aha.«
    Rick knurrte und zog mich grob an der Handschelle zu sich heran, bis unsere Gesichter nur noch Millimeter voneinander entfernt waren. Mist. Ich hatte vor ihm wirklich nur noch ein einziges Mal so hübsche Augen gesehen. Warum mussten diese außergewöhnlichen Dinger auch ausgerechnet in seinem Gesicht stecken, um mich so hinterhältig abzulenken?
    »Sag’ nicht in diesem Ton ‚aha’, klar? Ich kriege, was ich will. Oder wen ich will.«
    »Offensichtlich.«
    Oh. Was… was war das denn?
    Für den Bruchteil einer Sekunde war mir, als müsste er sich davon abhalten, zu lachen. Oder wenigstens zu schmunzeln. Wow, das konnte ich mir ja nur eingebildet haben, denn im nächsten Augenblick war dieser Eindruck auch schon wieder verschwunden und Rick ließ mich stattdessen los.
    »Wir sollten wohl einen Schlüsseldienst anrufen«, wechselte er das Thema und marschierte mir voraus zum Küchenbereich rüber, wo er sich das schnurlose Telefon vom Esstisch klaubte. »Es sei denn, du kannst rein zufällig Schlösser knacken?«
    »Nein.«
    »Dachte ich’s mir.«
    Ich fand diese Bemerkung mehr als überflüssig, weil er es ja offensichtlich auch nicht konnte. Etwas darauf erwidern konnte ich jedoch nicht, weil Rick da schon die Nummer der Auskunft wählte und nach einem Notdienst fragte. So etwas Unhandliches wie ein Telefonbuch schien er nicht zu besitzen.
    Da Rick es offenbar bevorzugte, im Stehen zu telefonieren und das dummerweise zu weit weg von den Küchenstühlen, bediente ich mich klappernd an einem der Schränke und füllte mir ein Glas mit Leitungswasser, während Rick völlig ungeachtet dessen wieder zu sprechen anfing und schließlich die Adresse durchgab.
    »Alles klar. Wie lange brauchen Sie ungefähr bis hierher? – Eine Stunde?! Sind Sie irre? Da bin ich ja zu Fuß schneller! – Wie bitte? – Soll ich Ihnen mal sagen, was Sie mit Ihren Gerätschaften anstellen können, hm?! – Dann sollten Sie sich vielleicht nicht unter den Notdiensten verzeichnen lassen! – Uns wird wohl nichts anderes übrig blieben, was? – Ja, Sie mich auch.«
    Er legte auf und warf den Telefonhörer fluchend zurück auf den Küchentisch. Ich starrte ihn mit großen Augen ungläubig an.
    »Was war das denn?«
    »Der geistige Tiefflieger muss erst noch seine ‚Gerätschaften‘ zusammensuchen. Eine Stunde! Der Typ sitzt ungefähr zwanzig Minuten mit dem Auto von hier entfernt!«
    »Ja, vielleicht. Aber so, wie du mit ihm gesprochen hast, wird er unterwegs noch bei jedem McDonald’s halten, den er finden kann, und es dir als Spesen berechnen.«
    »Du meinst wohl – dir.«
    »Was?«
    »Könntest du aufhören, ständig ‚was’ zu fragen?«
    Grimmig biss ich die Zähne zusammen, da mir

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