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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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ersehnten Träume! Und ich war nun mal so, dass ich nicht bloß eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten sein wollte. Bevor ich nur ein Stückchen von ihm bekam, um danach weniger als nichts für ihn zu sein, wollte ich lieber gar nichts von ihm haben. Und weiter völlig irrationalen Träumen und Phantasien nachhängen.
    Aber das war eindeutig zu intim, als dass ich ihm das so hätte sagen können.
    Stattdessen versuchte ich es mit einem seiner Mittelchen: dem Themenwechsel.
    Wahllos schnappte ich mir einen der Briefbögen, die noch auf dem Bett und nicht am Boden lagen, und wedelte damit vor seiner Nase herum. »Wie hast du hier Jannis überhaupt verführen wollen, wenn überall Post von dir herumliegt?« Eine gute Ablenkungsfrage, wie ich fand.
    Rick knurrte gereizt. »Ich hab’ doch gesagt, ich war in Eile, bevor ich gegangen bin.«
    Aha, also tat er tatsächlich noch was nebenbei. Oder hauptberuflich, weil der Gogo-Tänzer dann wohl eher der Nebenjob war.
    »Und warum warst du so…«, setzte ich neugierig an, als mein Blick zufällig auf den recht förmlichen Briefbogen fiel und in der fett gedruckten Adresse für das Adressfenster hängen blieb. Zumindest war der Name fett gedruckt. Ein Name, der mir sehr, sehr bekannt vorkam, aber solange in meinem Gedächtnis vergraben gewesen war, dass es ein paar zu schnelle Herzschläge lang dauerte, bis ich ihn einordnen konnte.
     
    Herrn
    Patrick Mainer
     
    Und dann traf mich die Erinnerung wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Mein Magen krampfte sich zusammen und für ein paar Sekunden vergaß ich schlicht, zu atmen, als ich auf diese paar Buchstaben starrte.
    Patrick… Patrick. Mainer.
    Wie wahrscheinlich war es, dass es da rein zufällig einen Kerl gab, der denselben Namen trug? Und dass ich ihm begegnete?
    Patrick. Pat-rick. Rick. RICK!
    Ach du heilige …!
    Wie wahrscheinlich war es, dass ich einen Kerl anschmachtete, der rein zufällig Patrick Mainer hieß, ohne der Patrick Mainer zu sein? Himmel! Das konnte … absolut nicht wahr sein.
    Rick schnaubte genervt. »Ja? Florian? Warum war ich so – was?«
    »Hast du…« Meine Stimme hörte sich so krächzend an, dass ich mich selbst kaum verstand. Ich räusperte mich und setzte über das überdrehte Flattern meines Herzens in meinem Hals noch mal neu an, den Blick nach wie vor auf den Brief gerichtet. »Hast du… einen Mitbewohner?«
    Das konnte doch sein. Vielleicht war sein Mitbewohner Patrick Mainer. Und er war… Rick. Einfach nur Rick. Rick, der Gogo. Mehr nicht.
    »Was? Wie zum Teufel kommst du da jetzt drauf? Nein, hab’ ich nicht – oder siehst du hier vielleicht irgendwo einen?«
    Oh Gott, er war es tatsächlich!
    Nein. Ganz ruhig. Er musste es nicht sein. Es gab bestimmt noch viel mehr Leute mit diesem Namen. Jeden Namen gab es irgendwo noch mal. Florian Klippstein war auch kein Einzelstück. Ich konnte es überprüfen. Er würde es sicherlich noch wissen. Wenn er es tatsächlich war, konnte er die Sätze bestimmt auswendig aufsagen.
    Mit einem unnatürlich lauten Dröhnen im Kopf sah ich ihn wieder an. Vor meinem inneren Auge legten sich wie von selbst zwei Bilder übereinander, als ich sein Gesicht ansah. Das strohblonde Haar, die goldbraunen Augen… dieser so faszinierende, nahezu einmalige Farbton – er könnte es tatsächlich sein.
    »Lust« – mein Hals war so trocken, dass ich einmal kräftig schlucken musste – »Lust verkürzt den Weg.«
    Es schien, als wäre eine Ewigkeit vergangen, bis endlich eine Reaktion von ihm kam. Eine enttäuschende Reaktion in Form eines verärgerten Stirnrunzelns.
    »Richtig, so sehe ich das auch. Das ist sozusagen mein Motto. Also erklär’ mir, warum wir dieser Lust nicht auf dem kürzesten Weg nachgehen sollten, ohne uns vorher mit… mit Dates oder was aufzuhalten, hm?«
    Okay, er hatte es nicht verstanden. Aber vielleicht war der Zusammenhang auch etwas verfänglich.
    »Der stärkste Trieb«, fuhr ich fort, um ihm eine zweite Chance zu geben, »in der menschlichen Natur ist der Wunsch, bedeutend zu sein.«
    Rick starrte mich an, als wäre ich spontan dem Schwachsinn anheim gefallen.
    Ha, wunderbar, ich hatte mich völlig umsonst verrückt gemacht. Rick hatte keine Ahnung, wovon ich sprach, aber dafür würde er mich jetzt garantiert für wahnsinnig halten. Perfekt. Ich hatte mich selbst ins Aus manövriert. Jetzt war ich schon weniger als nichts für ihn, bevor wir miteinander geschlafen hatten. Hervorragend.
    »Ich… bin nicht bedeutend«, fing er

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