Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
Vom Netzwerk:
Bezeichnend ließ er seinen Blick zwischen uns hin und her wandern, weil er offenbar annahm, dass wir auf dieselbe Art und Weise in diese Situation geraten waren wie seine Kunden, die sich ans Bett gefesselt hatten.
    »Oh, nein, da verstehen Sie was falsch. Wir wollten nicht –«
    »Sie haben völlig Recht, Herr Wienert«, unterbrach Rick mich schon wieder. »Wir würden gerne da weiter machen, wo uns die Handschellen unterbrochen haben. Und da mich mein Freund hier in jeder Sekunde, die er atmet, unheimlich scharf macht, wäre ich Ihnen für ein bisschen Eile sehr verbunden.«
    Entgeistert starrte ich Rick an. Gleichzeitig versuchte ich mit aller Macht, das wohlige Gefühl zurückzudrängen, dass sich bei diesen Worten in mir breit machen wollte. Himmel, er hatte das ja wohl nicht gesagt, weil es wahr war, sondern weil er Wienert loswerden wollte! Kein Grund, Herzklabastern zu bekommen.
    ‚Alles in Ordnung, Flo, bleib cool‘!
    Weil Wienert daraufhin gar nichts mehr sagte oder tat, meinte ich, die Situation entschärfen zu müssen. »Das war selbstverständlich ein Witz.«
    »Nein, war es nicht. – Au!« Verärgert funkelte Rick mich an, als ich ihm einen nicht gerade sanften Rippenstoß versetzte. Innerhalb weniger Millisekunden verschwand dieser Ausdruck jedoch von seinem Gesicht und er fasste erschlagend zärtlich nach meinem Kinn. »Schatz«, säuselte er plötzlich liebevoll und ich war fast bereit, ihm das abzukaufen, wenn da nicht dieses hinterhältige Aufblitzen in seinen goldbraunen Augen gewesen wäre. Das änderte nur leider nichts daran, dass mein Herz ganz angetan von dem angeschlagenen Tonfall war und wie in einer Antwort darauf wieder zu rasen anfing.
    »Das muss dir doch nicht unangenehm sein. Homosexualität ist heutzutage doch beinahe normal.« Liebevoll hauchte er mir einen Kuss auf die Lippen, der meinen Pulsschlag fast explodieren ließ. Dann ließ er wieder von mir ab, als hätte er mich in den letzten Hundertstelsekunden nicht mal eben zum Verglühen gebracht, und meinte an Wienert gewandt: »Oder, Herr Wienert? Haben Sie was dagegen?«
    Wienert machte eine wedelnde Bewegung mit der Hand. »Ach was, jeder, mit wem er will, nicht?«
    Das klang ja furchtbar liberal, aber den leicht irritierten, skeptischen Ausdruck in seinen Augen konnte er nicht verbergen. Wahrscheinlich war es ihm zwar tatsächlich egal, aber offenbar war er auch nicht so erpicht darauf, alles mit ansehen zu müssen.
    Aus diesem Grund war er beim zweiten Anlauf vermutlich auch schneller, das passende Werkzeug aus seinem Kasten zu fischen. Offenbar nahm er Ricks Bemerkung für voll und beeilte sich deshalb, damit Rick nicht noch vor seinen Augen über mich herfallen konnte.
    Zu schade, dass das auf keinen Fall passieren würde. Ich könnte Rick dafür umbringen, dass er schon wieder diesen Gedanken in meinen Kopf gepflanzt hatte, mit seinen gefühlvollen Berührungen eben. Er konnte also doch sanft sein, auch wenn es gerade mal nicht um seinen Hund ging.
    »So, dann wollen wir doch mal.«
    Konzentriert machte sich Wienert mit zwei schmalen Dietrichen mit unterschiedlich gebogenen Haken am Ende an den Handschellen zu schaffen und fachsimpelte dabei beiläufig über die Vor- und Nachteile eines Handschellenschlosses gegenüber eines Türschlosses. Seine Redseligkeit ging gegenüber der Schnelligkeit also nicht verloren.
    Obwohl mir dieser Vortrag ziemlich unendlich vorkam und ich Ricks Geduldsfaden schon wieder reißen sah, waren wir die Handschellen nach nicht einmal drei Minuten los und ich um eine unmöglich hohe Summe ärmer. Rick stellte sich stur und legte tatsächlich nichts dazu, sondern entkam der Situation galant, indem er Wienert höchstpersönlich zur Tür geleitete.
    Nachdem Wienert gegangen war und Rick zurück in die Wohnküche schlenderte, herrschte eine seltsame Atmosphäre im Raum.
    Zum ersten Mal in dieser ganzen Nacht lagen mehrere Meter Abstand zwischen uns, die bewirkten, dass ich mich unerwünscht und völlig fehl am Platz fühlte. Es kam mir beinahe frevlerisch vor, wie ich vor einer Stunde noch im Alleingang seine Küche auf der Suche nach einem Trinkglas durchforstet hatte, dabei war es in dem Moment – noch an Rick gekettet – das Normalste auf der Welt gewesen.
    Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich im Geiste verschiedene Konversationsthemen durchging, weil die Stille in der Wohnküche noch viel mehr dazu beitrug, dass es sich irgendwie komisch anfühlte, hier zu sein. Dabei hatte ich die ganze

Weitere Kostenlose Bücher