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Fessel Mich

Fessel Mich

Titel: Fessel Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Wolff
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dachte er jetzt, ich würde bewusstlos werden, wenn er mit mir schlief.
    ‚Himmel! Nicht in diese Richtung denken, bitte‘!
    Und was war mit meiner Frage? Um deren Antwort hatte er sich sehr geschickt herumgeschlichen. Was in der Regel doch bedeutete: Ja, ich mag dich. Oder?
    Oh, verflucht! Ich wusste, dass mich diese Ungewissheit umbringen würde – ganz besonders nach dem Kuss! Und nachdem er gesagt hatte, er würde mich nicht mehr anrühren. Nun hatte er es doch getan – warum? Um mir grausam aufzuzeigen, was ich – wenigstens für ein Mal – hätte haben können, nun aber nie mehr bekommen würde, weil er noch eine alte Rechnung zu begleichen hatte?
    Mist. Mist, Mist, ‚Mist‘!
    Brummelnd setzte ich mich auf die unterste Stufe zum Hauseingang und wartete ungeduldig und zum Großteil angefressen auf das Taxi.
     
     

 
    5
     
    Die ganze nächste Woche über bekam ich Rick nicht aus dem Kopf – zu meinem grenzenlosen Ärger. Er hatte in der Zwischenzeit bestimmt keinen einzigen Gedanken an mich verschwendet, sondern sich wahlweise auf sein monströses Medizinstudium konzentriert oder sich von Hunderten von Schwulen im ‚Palace‘ ansabbern lassen.
    Ich wünschte, bei mir hätte wenigstens eines von beidem geklappt. Allerdings war mir mein BWL-Studium in den vergangenen Monaten noch nie so langweilig vorgekommen und dementsprechend schwierig war es auch, den Dozenten zuzuhören. BWL war noch nie mein Traumstudiengang gewesen. Ich hatte mich eher da hineinbugsieren lassen, um später die Nachfolge meines Vaters in seinem Pharmakonzern anzutreten. Aber so schlimm wie in dieser Woche war es noch nie gewesen. Ich hatte sogar Thomas bitten müssen, mir seine Mitschriften zu leihen, weil ich schlicht nicht mehr zu Papier gebracht hatte, als das Datum des jeweiligen Tages und zusammenhangslose Stichwörter, mit denen ich eine halbe Stunde später schon nichts mehr anzufangen wusste.
    Mittlerweile war ich mir völlig sicher, dass genau das Ricks Absichten gewesen waren, als er sich Samstagnacht – oder besser Sonntagfrüh – auf diese bombastische Art und Weise von mir verabschiedet hatte. Er wollte mich verrückt machen, verrückt nach ihm , nur damit er mich aus irgendwelchen verqueren Rachegelüsten heraus ignorieren und notfalls eiskalt abservieren konnte.
    Momentan jedoch war ich von eiskalt ungefähr so weit entfernt wie die Sahara im Hochsommer.
    Hätten meine Eltern am Mittwoch keine Dinnerparty für ihre geschätzten Kontakte in der High-Society gegeben, bei der meine Anwesenheit aus welchen Gründen auch immer unbedingt erforderlich war, wäre ich entgegen aller Gewohnheiten unter der Woche ins ‚Palace‘ marschiert und hätte mir Rick geschnappt, um… ein ernstes Wörtchen mit ihm zu reden. Oder so was Ähnliches. Nun musste ich bis zum Freitag warten, ehe ich so etwas wie ein ‚zufälliges Treffen’ geschehen lassen konnte, weil das ‚Palace‘ sonst nicht geöffnet war. Und bei ihm zu Hause vorbeizuschneien, kam mir sehr aufdringlich vor. Ich wollte nicht, dass er glaubte, ich wäre tatsächlich verrückt nach ihm und seine beschränkte Taktik wäre aufgegangen. Obwohl er das wahrscheinlich schon wusste, wenn er sich tatsächlich zu einhundert Prozent sicher war, dass ich mich nicht nur körperlich von ihm angezogen fühlte, sondern ihn auch noch mochte.
    Schon wieder. Immer noch.
    Im Prinzip eine sehr irritierende Situation, weil ich das Gefühl hatte, das gleiche Chaos bereits vor sieben Jahren durchgemacht zu haben, als Patrick nach den Sommerferien einfach nicht mehr zur Schule gekommen war. Er hatte gewechselt, und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo ich mir überhaupt erst eingestanden hatte, was das mit mir und Patrick und der Klowandkritzelei und meinem Bedürfnis, ihn vor den anderen zu beschützen, auf sich hatte. Weil ich mich in den Sommerferien erstmals getraut hatte, etwas mit einem Jungen anzufangen. Ich fand Jungs schon immer interessanter – in jeglicher Hinsicht –, nur hatte es zwei Mädchen gedauert, bis ich es vor mir selbst hatte zugeben können.
    Und dann war Patrick einfach verschwunden.
    Genauso, wie er jetzt verschwunden zu sein schien, obwohl ich wusste, wo er arbeitete, wohnte und wie er – verflucht! – küsste.
    Mist. Wenn ich seine Überraschung über die Entdeckung unserer gemeinsamen Vergangenheit nicht selbst mit angesehen hätte, hätte ich glatt gesagt, dass er das mit Absicht gemacht hatte.
    »Florian.«
    Ich zuckte zusammen, als mein Vater mit

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