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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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davor gestanden, ein Gehirnimplantat zu entwickeln, das Silentium ersetzen und ein kollektives Gehirn schaffen sollte. Sie hatte alle Daten vernichtet, aber sie konnten wiederbeschafft worden sein. „Könnte sein, dass er die aussucht, die sein Ziel gefährden könnten.“
    „Dann solltest du dich in Acht nehmen.“
    Nikita stellte den Monitor aus, und Kaleb wandte sich ihr zu. Die Fenster wurden wieder klar. „Danke, dass du mich informiert hast – wir müssen uns überlegen, wie wir darauf reagieren. Doch eigentlich wollte ich etwas ganz anderes mit dir besprechen.“
    Nikita wartete schweigend.
    „Ich habe einige interessante Dinge über E-Mediale in Erfahrung gebracht.“ Die Nikitas „Versagen“ zu einem Gewinn machen konnten.
    Nikita legte ihren Organizer auf den Tisch. „Ach, wirklich?“

36
    Du hast mir Stärke gegeben, es war, als könnte ich das Schicksal selbst besiegen. Wenn du diesen Brief erhältst, bin ich gescheitert. Doch du solltest stolz auf mich sein, Max – ich habe es mit aller Kraft versucht.
    – aus einem verschlüsselten Brief Sophia Russos,
der Max Shannon erst nach ihrem Tod übergeben werden sollte
    Sophia war es nicht gewohnt, jemand anderen als Max in ihrer Wohnung zu haben. Faith NightStar war zwar keineswegs körperlich annähernd so beeindruckend wie Max, aber sie war eindeutig präsent. Außerdem wurde sie von einer langbeinigen Frau begleitet. „Sophia“, sagte Faith, „das ist Desirée.“
    Offensichtlich ein weiblicher Bodyguard. Sophia bat ihre Gäste, es sich im Wohnzimmer bequem zu machen, ging dann ins Schlafzimmer und setzte sich im Schneidersitz auf das Bett. Sich im Medialnet zu bewegen, bedurfte keiner großen Vorbereitungen, aber je konzentrierter sie war, desto geringer war das Risiko einer Verletzung. Denn auch im Medialnet gab es Individuen mit schwachen oder vollkommen nutzlosen Schilden, denen die Gedanken permanent davonliefen.
    Jemand, der sensitiv war, konnte sich in diesem geistigen Sturm verfangen.
    Und Sophia wollte nicht umhergeschleudert werden.
    Sie konzentrierte sich und trat vorsichtig in den dunklen Himmel des Medialnets. Dann schaltete sie ihre hochwirksame automatische Firewall aus und umgab sich mit etwas mehr Alltäglichem – damit sie sich unerkannt bewegen konnte. Das barg natürlich ein gewisses Risiko. Denn falls etwas von ihren Rissen, ihren Gefühlen, nach außen drang, würde man sie innerhalb kürzester Zeit aufspüren. Und dann würde eine Rehabilitation so schnell erfolgen, dass sie nicht mehr fliehen konnte. „Sei also sehr vorsichtig“, murmelte sie und glitt in den Gedankenstrom des Medialnets.
    Doch ihre Schilde nahmen sofort wieder das unverwechselbare neue Muster an. Und so oft sie es auch versuchte, sie blieben einfach nicht normal. „Ihr müsst euch benehmen“, murrte sie schließlich laut. „Ich könnte ja genauso gut mit einer Zielscheibe auf dem Rücken herumlaufen, wenn ich mich so hier zeige.“
    Ihre Schilde nahmen die samtschwarze Farbe des Medialnets an und machten sie praktisch unsichtbar.
    Sophia schluckte im Geist. „Oh … das funktioniert natürlich.“
    Sie bekam keine Antwort, hatte aber das Gefühl, beobachtet zu werden. Das hätte sie beunruhigen sollen, was es auch in gewisser Weise tat. Doch was immer dort war, es schützte sie. Und diesen Schutz würde sie nicht zurückweisen … denn das Andere in ihr, das zerbrochene Mädchen, das endlich nach zwei Jahrzehnten ein Teil von ihr geworden war, spürte den Schmerz dieser Wesenheit, als würde sie fast erwarten, abgewiesen, beiseitegeschoben und vergessen zu werden. Ich akzeptiere , dachte Sophia in einem versteckten Winkel ihres Kopfes. Vielen Dank.
    Wieder keine Antwort, aber ihre Schilde schienen noch stärker zu werden, als sie weiter ins Medialnet hineintrat – geschmeidig, dunkel wie das Netz selbst und unzugänglich für jeden. Das geistige Netzwerk um sie herum war das größte Informationsarchiv der Welt, die Daten wurden im Sekundentakt durch Millionen von Gedanken der im Medialnet Verbundenen auf den neusten Stand gebracht und synchronisiert, doch Sophia war eine J-Mediale, die oft mit vertraulichen Informationen zu tun hatte, und daher sehr viel vorsichtiger war mit dem, was sie preisgab. Meist speiste sie nur die amtlichen, dem Gericht bekannten Ergebnisse der Fälle ein, die sie bearbeitete.
    Im Medialnet gab es allerdings nicht nur die zweckdienlich hochgeladenen Informationen. Es gab auch Gedankenfetzen, Bilder, Dinge, die durch

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