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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Baguette mit Hühnchen und Avocado und setzte sich an einen der Tische. Er hatte gerade abgebissen, als Clay sich ihm gegenüber niederließ, in einer Hand ebenfalls ein Baguette, in der anderen einen Energydrink. „Ich hab was für dich“, sagte der Wächter und setzte die Flasche an den Mund.
    „Und?“
    „Auf den Straßen hört man, dass Mediale sich überall in kleinen Gruppen zusammenrotten“, sagte der Wächter. „Heimlich.“
    „Damit Nikita nichts mitbekommt?“
    „Möglich. Aber Anthony Kyriakus lebt auch hier.“
    „Stimmt – draußen in Tahoe.“ Und obwohl sich Faiths Vater anders als Nikita im Hintergrund hielt, verfügte er doch über ein großes Heer von Hellsichtigen – was ihm einen unermesslichen Vorteil gegenüber seinen Feinden verschaffte. „Und du bist zufällig hier vorbeigefahren und hast mich gesehen?“
    „Hab gehört, dass du in der Gegend bist, wollte mit dir reden und was essen.“ Clay zuckte die Achseln.
    „Schon eigenartig, was du so alles hörst.“
    „Ja, komisch, nicht?“ Der Gesichtsausdruck des Wächters hatte sich nicht verändert, aber Max hatte den Eindruck, der Leopard in ihm würde lachen.
    Er bedachte den Wächter mit einem Blick, der Rache versprach. „Gibt es Adressen von den heimlichen Treffen?“
    „Ein paar – sie wechseln den Ort.“ Clay zog einen zusammengefalteten Zettel aus der Hosentasche und gab ihn Max. „Wir behalten die Situation im Auge, aber da es sich um mittlere Angestellte und Lehrer handelt, steht die Sache nicht ganz oben auf unserer Liste.“
    Max sah sich die Liste an, und ihm fiel auf, dass eine der Adressen zu Tulanes unerklärlichen Fahrten passte. „Danke.“ Er hatte aufgegessen und steckte den Zettel ein. „Ich sag Bescheid, sobald ich etwas habe.“
    Clay stellte die leere Flasche auf den Tisch. „Wie geht’s deiner J-Medialen?“ Sein Ton verriet, dass damit mehr gemeint war, als nur die Frage nach dem Befinden.
    „Sie kann das Medialnet nicht verlassen.“ Das laut auszusprechen, schien das Unausweichliche noch realer zu machen. „Niemals.“
    „Scheiße. Tut mir leid, Max – wir hätten dir sonst geholfen.“
    Seit River verschwunden war, hatte Max nie mehr so etwas wie eine Familie gehabt, aber er wusste, was Clays Angebot bedeutete, und wusste es zu schätzen. „Ihre telepathischen Schilde sind kurz vor dem Kollabieren“, platzte er heraus. „Sie erreicht eine acht Komma acht fünf auf der Skala, das heißt, wenn die Schilde versagen … “ Dann würde es keinen sicheren Ort auf dieser Welt mehr für sie geben. Die tiefvioletten Augen seiner Sophia würden unter einer Woge von Lärm vollkommen schwarz werden – und in seinem Leben würde sich vollkommene Stille ausbreiten.
    Überall.
    Unbarmherzig.
    Für alle Zeiten.
    Zwanzig Minuten später stellte Max seinen Wagen etwa einen Block von dem Ort entfernt ab, wohin Andre Tulane regelmäßig verschwunden war, und schlenderte an den in leuchtenden Farben gestrichenen Vororthäuschen entlang. Er sah Kaugummiblau, Bonbonrosa und Baisergelb, meist mit weißen Zierstreifen. Wie Menschen es eben mochten. Der einzige Grund, warum ein Medialer in einer solchen Ansammlung von bunten Farben leben würde, wäre eine staatliche Anweisung, die Farbgestaltung zu erhalten, um den historischen Charakter des Stadtteils zu bewahren.
    Auch Mediale kannten den Wert von Architektur für den Tourismus.
    Eine alte Frau war ein paar Häuser weiter in ihrem winterlich stillen Garten beschäftigt, und Max ging zu ihr hinüber. „Ein hübsches Gesicht allein reicht nicht“, sagte sie, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. „Bei mir jedenfalls nicht – seit mir Bobby Jones im ersten Jahr an der Highschool das Herz gebrochen hat.“
    Max war nicht nach einem Lächeln zumute – die Zeit lief ihm weg – , aber er verzog die Lippen. „Sie wissen wohl nicht zufällig, wer in Nummer neun wohnt?“
    „Sie hat niemandem etwas getan, also lassen Sie sie gefälligst in Ruhe.“ Die alte Frau sah ihn misstrauisch an.
    Max runzelte die Stirn. „Ist sie ein Mensch?“
    Die Alte schnaubte wenig elegant, ihre Worte klangen bitter. „Denken Sie etwa, hier würde ein Medialer wohnen?“
    Max hatte sich bereits entschieden. Falls er sich irrte, würde die Zielperson gewarnt sein – aber ihm war gerade etwas eingefallen, was er über Tulane gelesen hatte, die Lösung des Rätsels konnte sowohl völlig logisch … als auch absolut unerklärlich sein. „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“ Er wandte sich

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