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Fesseln der Erinnerung

Fesseln der Erinnerung

Titel: Fesseln der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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um, ging zum Haus Nummer neun und klopfte an.
    Die kleine Frau, die ihm öffnete, trug schwarze computergesteuerte Bandagen an den Armen, und ihr Gesicht war mit frischen, rosa Narben übersät, die von der mokkafarbenen Haut abstachen. „Ja, bitte?“
    Max spürte instinktiv, dass er mit der Vermutung über Tulanes Motivation für seine Besuche richtiglag, und zog seine Kennkarte heraus. „Ms Amberleigh Bouvier?“ So, wie sie aussah, erübrigte sich eigentlich die Frage.
    „Ja. Worum geht es?“
    „Könnten wir das drinnen besprechen?“ Er spürte die Blicke der Gärtnerin im Rücken.
    Nach kurzem Zögern nickte sie und ging dann vor ihm durch den Flur in die Küche.
    „Geht es um Andre?“, fragte sie und setzte sich an den Tisch am Fenster. Er hob überrascht eine Augenbraue, und sie fuhr fort. „Ich habe mir schon gedacht, dass früher oder später jemand nachfragen würde, aber ich hatte angenommen, dass es ein Medialer sein würde.“
    Max lehnte sich mit der Schulter an den Türrahmen. „Ich muss wissen, warum Andre Tulane Sie besucht.“
    „Als Sühne“, antwortete Amberleigh. „An einem regnerischen Abend vor sechs Monaten ist bei seinem Wagen eine Sicherung durchgebrannt. Unglücklicherweise war ich gerade auf dem Bürgersteig, als er die Kontrolle über das Fahrzeug verlor.“ Amberleigh schüttelte den Kopf, das krause Haar schimmerte blauschwarz. „Ich verstehe es ja selbst nicht, und Sie werden es sicher auch nicht verstehen. Alle – ich eingeschlossen – sagten, dass es ein Unfall war, aber Andre bestand darauf, verantwortlich zu sein, zahlte alle Arztrechnungen und unternahm alles, damit ich die beste Behandlung bekam.“
    „Was ist mit Ihren Armen?“
    „In ein paar Monaten sind sie wieder genauso gut wie vor dem Unfall.“ Sie hob die Hand vor ihre Augen. „Und die Narben werden verschwinden, sobald alles so weit abgeheilt ist, um mit der Laserbehandlung zu beginnen.“
    Diese Behandlung hatte es noch nicht gegeben, als Sophia klein gewesen war, dachte Max. Er hätte sie fragen können, warum sie als Erwachsene keinen Gebrauch davon gemacht hatte, aber er kannte die Antwort bereits – eine stille und dennoch kraftvolle Rebellion. Sophia wollte die Vergangenheit nicht vergessen, wollte sich immer an die drei Kinder erinnern, die damals ihr Leben verloren hatten. Er war verdammt stolz auf sie, dass sie einen Weg gefunden hatte, diesen Wunsch trotz Silentium auszudrücken. „Und warum kommt Andre immer noch zu Ihnen?“
    „Er erledigt die Arbeiten, die in Haus oder Garten getan werden müssen.“ Amberleigh schien darüber verblüfft zu sein, ihre Augen waren riesengroß. „Er redet kaum mit mir, aber wenn er wieder geht, ist der Rasen gemäht, Defektes instand gesetzt, und mein Wagen läuft geschmeidig wie irischer Whiskey.“
    Mehr brauchte Max nicht zu hören. Welche Dämonen auch immer Andre Tulane antrieben, er hatte sich tief mit einer Frau der menschlichen Gattung eingelassen – was dem Ziel der Makellosen Medialen, die Reinheit der Gattung zu erhalten, zuwiderlief.
    In der Welt der Makellosen Medialen, dachte Max, als er wieder in die kühle Nachmittagsluft hinaustrat, hätte ein Mensch, der Polizist war, nie eine J-Mediale mit tiefvioletten Augen kennenlernen, lieben … und wieder verlieren können.

37
    Für Fragen zahlt man immer einen Preis. Manchmal sind die Antworten anders als erhofft. Manchmal gibt es auch gar keine Antworten.
    – aus den privaten Fallaufzeichnungen
von Detective Max Shannon in der Akte
mit der Aufschrift „River“
    Clay war direkt nach der Zwischenmahlzeit im Diner zum Heim des Alphapaars gefahren, um seinen Wachposten einzunehmen, und machte jetzt einen Spaziergang mit Sascha. Er stand ihr nicht so nahe wie andere Wächter, empfand aber tiefen Respekt für die Gefährtin seines Alphatiers. Sie besaß große Kraft, die sich auch auf das Rudel übertrug.
    „Ich habe Max nichts davon gesagt“, nahm er den Faden des Gesprächs auf, das sie am Telefon geführt hatten, als er sich auf dem Weg zu ihr befand. „Wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen. Aber könnte Noor nicht Sophia helfen?“ Seine Adoptivtochter – der er einen großen Teil seines Herzens geschenkt hatte – war teilweise Mensch und teilweise Mediale. Außerdem verband sie eine tiefe Freundschaft mit Keenan, einem anderen Kind mit besonderen Fähigkeiten. Und die Verbindung der beiden hatte etwas Erstaunliches hervorgebracht.
    Sascha stützte sich auf seinen Arm, als sie

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