Fesseln der Erinnerung
würde es nicht gelingen, ihm auch nur eine Minute seiner Zeit mit Sophia zu stehlen. Und – „Es sind genügend Leute vor Ort.“ Die Mannschaft wurde von Minute zu Minute größer. „Von mir brauchen sie nur Vermutungen, wohin Bonner sich bewegen könnte, und dass ich in meine Überlegungen einbaue, wo er jeweils gesichtet wurde.“ Als Erstes war ihm Bonners eigenartiges Interesse an Sophia eingefallen. „Es könnte sein, dass er auf dem Weg zu dir ist.“
Sophia schluckte und nickte dann. „Ich werde mich möglichst in deiner Nähe aufhalten oder in bewachten Gebäuden. Sollte ich etwas allein unternehmen müssen, werde ich jemanden vom Sicherheitsdienst bitten, mich zu begleiten.“
Sie wehrte sich nicht dagegen, von ihm beschützt zu werden, und er liebte sie dafür nur noch umso mehr. „Im Augenblick ist er dort drüben, die Gefahr ist also nicht allzu groß.“ Aber wenn er in ein Flugzeug gelangte … „Ich werde die örtliche Polizei alarmieren und auch die DarkRiver-Leoparden, damit ihr Netzwerk von Spionen die Augen offen halten kann.“
„Warum fällt es der Polizei so schwer, ihn ausfindig zu machen? Trug er keinen Chip?“, fragte Sophia, alle Gewalttäter bekamen für die Dauer ihrer Strafe ein Implantat.
„Es ist ihm gelungen, den Chip kurz nach der Flucht abzuschalten – höchstwahrscheinlich hat die Ärztin ihn entfernt.“
Sophia sog zitternd die Luft ein. „Wird sie – wird die Ärztin … ihn eine Zeitlang zufrieden stellen?“
Max wurde übel. „Er war lange genug hinter Gittern, um starke Bedürfnisse entwickelt zu haben.“ Um an seinen perversen Vorlieben zu feilen.
„Was kann ich tun, um zu helfen?“
Er wollte nicht, dass sie auch nur in die Nähe von Bonner kam – sie war schon oft genug dem Bösen nahegekommen. „Überprüf noch einmal Quentin Gareth – mein Gefühl sagt mir, dass wir irgendetwas übersehen haben müssen. Tulane ist jedenfalls aus dem Rennen.“ Er erzählte ihr, was er bei Amberleigh Bouvier herausgefunden hatte.
„Nikitas Angestellte entwickeln eine interessante Dynamik“, sagte sie nachdenklich. „Ich werde mir die Akte Gareth gleich vornehmen.“
Währenddessen klemmte er sich dahinter, die bekannten Schlupflöcher Bonners in der Nähe der Strafanstalt herauszusuchen und so bald als möglich dem Suchtrupp eine Liste zu schicken. „Der Kerl ist schlau“, teilte er den Leuten über eine abhörsichere Leitung mit, nachdem er ihnen eröffnet hatte, Bonner könne es möglicherweise auf Sophia abgesehen haben, damit sie die entsprechenden Routen besonders im Auge behielten. „Ich glaube nicht, dass er sich auch nur in die Nähe der alten Verstecke wagt.“ Dennoch mussten sie vorsorglich jedes einzelne absuchen. „Ich schicke euch auch eine Liste der Grundstücke und Wohnungen, die meines Wissens ihm gehören, auch wenn ich dafür nie einen Beweis gefunden habe – das kam nie in die Akten, deshalb ahnt er nichts davon.“
„Scheiße, Max – warum kann der Kerl uns nicht einfach den Gefallen tun und tot umfallen.“ Der Anführer des Suchtrupps, allgemein bekannt für seine legendäre Beherrschung, musste einmal tief Luft holen, um wieder ruhig zu werden. „Wir sind sicher, dass die Ärztin bereits tot ist – die Hunde haben uns zu einem Waldstück in der Nähe der Strafanstalt geführt. Jede Menge Blut. Manches stammt von Bonner, sie hat den Chip wohl dort herausgeschnitten. So weit, wie das Blut gespritzt ist, hat er sich wohl bedankt, indem er ihr die Kehle durchgeschnitten hat. So ungeduldig ist er noch nie vorgegangen – wir hätten sie auf keinen Fall retten können.“
Max schüttelte den Kopf. „Die Ärztin war eine reine Notwendigkeit für ihn.“ Ein Werkzeug. „Sie war zu alt, um ihn auf andere Weise zu befriedigen – in seinem kranken Hirn glaubte er wahrscheinlich, sie sei froh zu sterben, nachdem sie ihre Bestimmung erfüllt hatte.“
Sein Kollege schüttelte ungläubig den Kopf. „Was brauchst du von uns?“
„Die genauen Angaben der Orte, an denen Bonner gesichtet wurde, falls es sich um glaubhafte oder bestätigte Beobachtungen handelt – schickt mir alles so schnell wie möglich. Selbst eine grobe Ortsangabe hilft mir schon, die möglichen Aufenthaltsorte einzugrenzen. Ihm steht enorm viel Geld zur Verfügung.“ Denn es gab immer noch einige aus der Familie, die ihren blauäugigen Jungen für unschuldig hielten. „Er könnte quasi überall hingehen.“
„Die Flughäfen werden überwacht.“
„Gut. Ich
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