Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
der denkbar ungünstigste Augenblick, um mit Hochzeitsvorbereitungen anzufangen, okay? Ich nehme mich zusammen, versprochen.«
»Dann lass uns nicht mehr darüber reden.« Sein charmantes Lächeln kehrte zurück auf sein Gesicht. Tony studierte ihn aufmerksam und ertappte ihn dabei, wie sie ihn mit Mikael verglich. Mikael hatte feinere Gesichtszüge als er, obwohl auch Jon ein markantes Kinn und hohe Wangenknochen hatte. Jon trug seine Haare ordentlicher als Mikael, sauber zurückgekämmt und mit gerade genug Gel in Form gehalten. »Was hältst du davon, wenn wir dieses Wochenende hinaus aufs Land fahren? Meine Eltern haben sich nach uns erkundigt. Sie würden uns gerne einmal wieder sehen.«
»In Ordnung«, seufzte sie ergeben. »Aber nur, wenn du alle deine elektronischen Geräte hier lässt. Auch das Handy. Ich will dich endlich wieder einmal für mich alleine haben. Keine Mandaten, keine Aktienkurse und keine dumme Firma.«
»Das klingt wunderbar, Darling.«
Es klang grauenvoll. Es klang nach einem langweiligen Wochenende, an dem sie nichts von der Welt mitbekommen würde.
Es klang nach einer Chance, die Beziehung mit Jon zu retten, wenn es denn etwas zu retten gab. Irgendwo die Gefühle wiederzuentdecken, die sicher einmal da gewesen sein mussten, ehe die Gewohnheit sich eingeschlichen hatte.
***
Tonys Hand zuckte zum Telefonhörer, kaum dass Jon ihr Büro verlassen hatte. Sie musste einfach mit irgendjemandem darüber sprechen, mit irgendjemandem, der wusste, was sie tun sollte. Sie brauchte Stella nur kurz anklingeln, und einige Wimpernschläge später ging ihre Tür auf.
Tony deutete wortlos auf den Stuhl ihr gegenüber. Stellas breites Grinsen verdrängte ihren Ärger für einen Augenblick.
»Was ist los, Stella? Du siehst aus wie ein Honigkuchenpferd.«
»Wertinger hat angerufen. Anscheinend machen sie Fortschritte, mit was auch immer. Er sagte, ich solle dir sagen, dass du ihm noch mal einen Monat geben sollst«, erklärte sie grinsend.
Tony winkte ab und zog die Augenbrauen hoch. Ihrer Freundin war anzusehen, dass das mit Sicherheit nicht der Grund für dieses glückliche Glänzen in ihren Augen war. »Ich wusste noch gar nicht, dass dich Materialforschung interessiert, Süße. Möchtest du den Job wechseln? Du musst es nur sagen.«
Stella schüttelte ihre kinnlangen Haare aus und kniff in bester Imitation einer Verschwörermiene die Lippen zusammen.
»Okay, Wertinger ist nicht daran schuld, dass du aussiehst wie ein Honigkuchenpferd. Lass mich raten: Du hast gerade irgendein Designerschnäppchen gemacht? Schuhe?«
Jetzt konnte Stella ihr Lachen nicht mehr zurückhalten. »Stell dir vor, Lennart hat mir gerade einen Antrag gemacht. Er meinte, es wäre sicher besser, wenn wir es nicht herumerzählen, aber dir kann ich es doch sagen, oder? Hast du damit gerechnet? Jons Beispiel scheint Schule zu machen.«
»Hoffentlich nicht«, grummelte Tony und wurde sich erst dann bewusst, wie entgeistert Stella sie anblickte. »Hör mir zu, Stella, Jon ist der größte Langweiler, den ich kenne. Ich habe keine Ahnung, was ich damals an ihm fand. Gib mir irgendeine Möglichkeit, aus dieser Nummer wieder herauszukommen, und ich werde sie ergreifen.«
Stella lachte hell auf. »Sieh einer an! Unsere coole Tony bekommt kalte Füße! Dass ich das noch erleben darf!« Sie schnalzte mit der Zunge. »Weißt du, was du brauchst? Einen anständigen Junggesellinnenabschied. Ich habe mir überlegt, dass wir beide spontan losziehen könnten. Pfeif auf das Büro, das sollen die Jungs schmeißen.«
»Stella, einen Junggesellinnenabschied feiert man abends. Mit Freunden und so.«
»Wer sagt das?« Stellas Augen glitzerten lebenslustig auf. »Ich habe auch schon eine Idee, wo wir hingehen könnten. Lennarts Empfehlung«, fügte sie dazu. »Was ist? Bereit für ein kleines Abenteuer?«
»Du bist schrecklich, Stella«, murmelte Tony.
»Nicht schlimmer als du.« Sie sprang auf und drehte sich zur Tür. »Na, was ist? Nur noch dieses eine Mal, ehe wir beide zu treuen und braven Ehefrauen werden, was meinst du?«
»Als ob das bei dir jemals passieren würde, ma chérie Stella.«
***
Eines musste man Lennart lassen: er hatte Gefühl für Stil. Stella schien den Laden ebenfalls bereits zu kennen, jedenfalls bewegte sie sich mit der Sicherheit eines Ortskundigen durch die Gänge. Die Verschwörermiene hatte sie nicht mehr abgelegt, bis sie in einem dezent eingerichteten Raum angekommen und die Tür hinter sich geschlossen
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