Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
Irgendetwas stimmt nicht mit Mary.«
»Und wer ist Mary?«
Jetzt war es ziemlich eindeutig Eifersucht, die in dieser spitz hervorgebrachten Frage aufblitzte. In jeder anderen Situation hätte er zufrieden gelächelt. Aber nicht dann, wenn die Frau seiner Träume gerade das Kleid für die Hochzeit mit einem anderen geordert hatte. »Mary ist eine meiner Spielpartnerinnen aus Glasgow. Im besten Fall ist sie während einer Session abgestürzt. Im schlechtesten Fall hat ihr Freund die Sache überspannt und ihr wirklich Schaden zugefügt.«
Tonys brütendes Schweigen forderte ihn dazu auf, mehr zu sagen. Er löste sich aus ihrer Umarmung und drehte sich hilflos zu ihr um. »Weißt du, manchmal passiert das. Aus irgendwelchen Gründen kann es vorkommen, dass der Dom die Sache überspitzt und damit psychologische Reaktionen hervorruft, die nicht allzu erfreulich sind. Das nennt man Absturz. Unschön und nicht gerade erstrebenswert. Anscheinend ist Mary das passiert. Eine Freundin hat sie ins Krankenhaus gebracht, und jetzt geht eben diese ganze Ermittlungsmaschinerie los.«
»Und der andere Fall?« Tiefe Falten zeigten sich auf Tonys Stirn. »Was ist mit dem anderen Fall?«
»Dann hat er ihr Vertrauen ausgenutzt. Auch das gibt es. Doms, die nicht wissen, wo sie aufhören sollten. Oder die es sogar genießen, einem anderen Menschen dauerhaften Schaden zuzufügen. Reichlich krank, wenn du mich fragst.«
Sein Herz setzte für eine Sekunde aus, als er ihre Reaktion bemerkte.
»Ich dachte, es wäre alles harmlos«, stammelte sie dann und wich seinem Blick aus. »Ich meine …«
»Nein, harmlos ist es nicht. Es ist verdammt riskant. Das versuche ich doch schon die ganze Zeit, dir zu erklären.« Sie trat einen halben Schritt von ihm zurück. Mikael spürte, wie dieses Thema sie plötzlich wieder dazu brachte, über all das nachzudenken, was zwischen ihnen passiert war. Es musste auch selten dämlich klingen, wenn er das, was andere taten, als reichlich krank bezeichnete, obwohl schon das, was er mit ihr tat, von den meisten Menschen als pervers angesehen würde. »Warte, ich hole uns etwas zu trinken, und dann erkläre ich es dir. Alles.«
Sie zögerte einen Augenblick und atmete tief durch. »Setz dich. Ich gehe.«
Er verstand, dass sie einen Augenblick brauchte, um sich wieder zu sortieren, also nickte er nur und deutete auf den runden Sessel am Rande der Terrasse. Sie lächelte schüchtern und verschwand geradezu fluchtartig in die Küche.
***
Eine sonnige Terrasse war nicht gerade der geeignete Ort, um düstere Gedanken zu haben. Mikael wusste nicht, ob ihm das gerade entgegenkam oder ob es nur die Verwirrung weiter anstachelte, die in seinem Kopf herrschte. Er nippte an der Weißweinschorle, um Zeit zu gewinnen.
»Ich hätte vielleicht schon früher ein paar deutliche Worte mit dir wechseln sollen. Aber du hast es so genossen. Du warst so wunderbar unbeschwert, da wollte ich dich nicht mit all den Schattenseiten konfrontieren«, begann er schließlich und rückte unruhig etwas in Richtung der Armlehne. Wie selbstverständlich saßen sie nebeneinander auf dem aus dunklem Rattan geflochtenen, runden Sessel, der so groß war, dass sie beide darauf gemütlich herumlümmeln konnten.
»Ich wollte es auch nicht wissen. Sonst hätte ich mich nie darauf eingelassen.« Sie zog die Beine an, als würde sie frieren. »Deine Sorge ist süß, Mika, aber mir geht es gut. Wirklich.«
»Trotzdem. Stell deine Fragen lieber jetzt als irgendwann. Jetzt passt es gerade.«
»Ich habe keine Fragen, eigentlich. Ich muss mich wohl nur damit abfinden, dass mich aus welchen Gründen auch immer die Vorstellung, einfach nur benutzt zu werden, erregt. Dass mich Schmerz erregt. Dass ich das Gefühl liebe, dir ausgeliefert zu sein.« Sie blickte immer noch über die Terrasse und den Hang hinweg, dorthin, wo zwischen den nächsten Häusern ein kleiner Fleck Mittelmeer aufblitzte. »Und dass ich damit nicht alleine bin.«
»Genau das ist die Gratwanderung, die ich meinte. Ich verletze deine Grenzen, ich spiele mit deinem Schmerz und bringe dich dazu, Dinge zu tun, gegen die dein Verstand sich wehrt. Es wäre ziemlich einfach, dir in so einer ungeschützten Situation Schaden zuzufügen. SM funktioniert nur auf der Basis von Vertrauen.« Er trank einen weiteren Schluck und hoffte, dass diese düstere Stimmung von selbst wieder verschwand. Es passte einfach nicht zu dieser herrlichen Umgebung. »Auf Respekt und auf Austausch. Du schenkst mir
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