Fesseln der Freiheit: Erotischer Roman (German Edition)
Stella leise. »Ich hab’s vorhin im Vorbeigehen an der Kasse gesehen.«
Der Artikel war genauso reißerisch aufgemacht wie die Überschrift es vermuten ließ. Bunte Urlaubsbildchen umrahmten einen Text. Dazwischen schaute dieses schreckliche Foto hervor, das sie bei der Zeugnisübergabe auf dem Internat zeigte. Ganz am Anfang des Artikels prangte ein Bild von Jon und ihr.
Bislang führte sie ein ganz gewöhnliches Leben. Julie MacMillan-Chablois (30), Alleinerbin des Chablois-Vermögens und der schottischen Traditionsfirma MacMillan & Co., ist bisher weder durch exzessive Partys noch durch andere Ausschweifungen aufgefallen. Sie ist kein It-Girl, ruht sich nicht auf Daddys Geldbörse aus. Ganz im Gegenteil: Die smarte Millionenerbin gilt als bescheiden, zurückhaltend und bodenständig. Sogar an der Uni war ihre Herkunft nur wenigen bekannt. Sie wollte nie auf den ersten Blick mit dem Millionenerbe in Verbindung gebracht werden.
»Wir machen uns Sorgen«, so ein Vertrauter. »Sie hat sich verändert. Wir erkennen sie kaum wieder.«
Dabei steht sie kurz vor der Hochzeit mit dem aufstrebenden Anwalt Jonathan Leister (34). Sie sind seit Collegezeiten ein absolutes Traumpaar. Er ist der Sohn von Sir Edward Leister – sie das Bindeglied der alten Gentry-Familie aus Sussex zum modernen Industrieadel. Jonathan Leister setzt die lange Anwaltstradition seiner Familie fort. Die Hochzeit ist das Society-Event im September.
Doch während er an der Rettung für die angeschlagenen MacMillan-Werke in Glasgow bastelt, vergnügt sie sich in Saint-Tropez. Der sexy Unbekannte an ihrer Seite heißt Mikael Wertinger und ist Ingenieur in der Firma ihres Vaters. Seiner Schwester zahlt sie das teure Schulgeld für ein schottisches Eliteinternat. Dass nun auch noch scharfe Details des Liebesurlaubes bekannt geworden sind, lässt die Sorge nur noch größer werden. Die beiden Liebesurlauber wurden gesehen, wie sie das Les Trois Rois verlassen haben – einen der exklusivsten Klubs in Saint-Tropez. Das Pikante: Angeblich handelt es sich bei diesem Nobelschuppen um einen Fetischklub. Der Rücken der hübschen Chablois-Erbin zeigte eindeutig Spuren von Misshandlung.
»Vielleicht war der Druck am Ende doch zu viel für sie«, sagt eine Freundin. »Mikael kontrolliert sie in jeder Hinsicht. Sie ist quasi abhängig von ihm. Und das gerade jetzt, wo die Firma sie braucht.«
Müssen wir uns Sorgen um die unauffällige Erbin machen? Um die Firma und die Hochzeit auf jeden Fall – und um sie selbst auch, wenn sie es nicht schafft, sich aus seinem Griff zu befreien.
Tony brauchte eine Weile, bis sie den Artikel ganz verdaut hatte. »Stella?«, fragte sie dann mit belegter Stimme. »Hast du mit denen gesprochen?«
»Denkst du das wirklich von mir? Tony, bitte. Wie lange kennen wir uns schon?« Stella hob entrüstet beide Hände. »Außerdem ging ich davon aus, dass du alleine fährst. Da schicke ich doch keine Paparazzi hinterher! Ich habe extra noch mit Wertinger telefoniert. Er hat dasselbe erzählt wie du!« Stella kniete sich an ihre Seite und nahm ihre zittrigen Hände zwischen ihre.
Genau wie Jon davon ausging, dass sie alleine fuhr. Genau wie jeder andere, inklusive ihr selbst. Es gab nur eine einzige Person, die gewusst hatte, dass sie zusammen nach Frankreich fuhren. Und zu welchem Zweck.
»Mikael«, brach es aus Tony hervor. Sie wollte es nicht begreifen. »Stella, er war der einzige, der davon wusste!«
Stella wurde bleich. »Und wenn es einfach Zufall war? Ich meine, in Saint-Tropez wimmelt es vor arazzi nur so …«
»Die hätten uns höchstens beim Essen gesehen. Aber der Rest?« Tony wischte die Zeitschrift beiseite. Sie sprang auf und stürmte zurück in ihr Büro.
Stella hob das Magazin wieder vom Boden auf und folgte ihr hektisch. »Scan mir das ein, Stella. Falls er so tut, als wüsste er von nichts. Ich schicke es ihm.«
»Tony, mach keinen Scheiß.« Stella zog das Magazin eng an ihre Brust. »Du solltest dringend Jon anrufen, glaube ich.«
Tony schüttelte nur den Kopf, weil sie schon eine ganz andere Nummer gewählt hatte. »Raus, Stella. Das kläre ich alleine«, herrschte sie ihre Freundin an. Ungeduldig klopfte sie auf dem Schreibtisch herum, während an der anderen Seite der Leitung das Freizeichen erklang.
»Wertinger«, meldete er sich endlich. Sofort sah sie sein Lachen wieder vor sich, offen und aufmerksam.
Tony schluckte. »Sag mal, was zur Hölle soll diese Aktion? Und tu nicht so, als ob du von
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