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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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noch mal, Aubert! Was ist los?«
    Er sah mit einem unvergleichlichen Lächeln auf sie nieder. »Meine Lady, wir haben Verstärkung bekommen! Wir sind gerettet!« Nun konnte sie es selbst hören: das Klirren von Schwertern, zahllose Schreie, aufmunternde Rufe ihrer eigenen Leute entlang der Mauer. Aubert fuhr lachend fort: »Sie haben die neue Truppe nicht bemerkt, und jetzt ist es zu spät. Sie werden in alle Winde zerstreut. Sehen Sie, wie die Feiglinge rennen!«
    »Wie kann ich es sehen, du Strohkopf?« fragte sie, doch auch ihre Züge entspannten sich nun zu einem Lächeln.
    Er wurde feuerrot, als ihm klarwurde, daß sie feststeckte. Sofort rollte er den Bewußtlosen von ihrem Körper und half ihr auf die Füße. Als sie den Kampf sah, der unten stattfand – wie die Ritter mit jedem Schwerthieb einen Feind zu Boden streckten und die neuen Männer ihre Angreifer zu Fuß über den Außenhof jagten –, strahlte sie. Das war kein Wettbewerb unter Gleichwertigen. Die Neuankömmlinge siegten unglaublich schnell und mühelos. Reina war so erleichtert, daß sie sogar Aubert all seine Ungeschicklichkeit vergeben konnte.
    »Laß sie ein, sobald keine Gefahr mehr besteht, Aubert. Mein Gott, ich muß mich umziehen. In diesem Zustand kann ich sie nicht empfangen.«
    Sie schnitt eine Grimasse, als sie auf ihr Männergewand hinunterblickte, und errötete schamhaft bei dem Gedanken, Fremde könnten sie so sehen. »Heiße sie willkommen, Aubert!« fügte sie hinzu und eilte zur Leiter.
    »Aber wer sind diese Leute, meine Lady?«
    »Was zählt das schon, nachdem sie Clydon gerettet haben?«

4

    Ranulf nahm seinen Helm erst ab, als er die große Halle betrat und feststellte, daß sie nur mit Frauen und Kindern gefüllt war. Es machte ihn jedoch unsicher, in einem so riesigen Areal so wenige Männer anzutreffen. Er konnte sich des Gedankens nicht erwehren, irgendwo müsse eine Armee von Soldaten verborgen sein, die ihn als Freund oder Feind einstufte, ehe sie hervorbrechen würde.
    Er hatte bisher mehr Diener als Soldaten gesehen, die den geradezu jämmerlichen Verteidigungsversuch der Burg erklärten. Die Festung war von einer lächerlich geringen Anzahl von Männern beinahe eingenommen worden, und nicht einmal irgendein Ritter hatte dabei mitgewirkt. Allein die äußeren Wälle hätten schier unüberwindlich sein müssen. Wer auch immer die Verteidigung geleitet hatte, mußte entweder ein Idiot sein oder den Kampf in schlauer Absicht verloren haben.
    »Wenn Sie bitte hier warten wollen, mein Herr, die Lady … Lady Reina … wird Sie bald willkommen heißen.«
    Ranulf betrachtete den jungen Mann, der nicht älter als Kenric erschien. Er nannte sich Aubert Malfed, Edelknabe von Sir William Folville, wer immer das sein mochte. Malfed hatte Ranulf und seine Männer im Innenhof empfangen und ohne eine einzige Frage direkt in den Wohntrakt geführt. Ranulf war daran gewöhnt, die Männerwelt einzuschüchtern, aber so viel Unterwürfigkeit war sträflich. Es reizte ihn, den Jungen wegen seiner Dummheit ins Gebet zu nehmen, Fremden buchstäblich das letzte Refugium zu übergeben. Doch das wäre seinen eigenen Absichten zuwidergelaufen.
    Er hatte vorgehabt, nach Roger de Champeney, dem Lord von Clydon, zu fragen, als wisse er nicht, daß der Burgherr tot war. Der vorgetäuschte Wunsch, mit dem Lord zu sprechen, hätte den wahren Grund seines Hierseins vertuscht und keinen Argwohn in der Lady aufkommen lassen. Doch in diesem Fall wäre er allein aufgetaucht, mit nur wenigen Männern im Schlepptau.
    Daß er Clydon von Feinden belagert vorgefunden hatte, änderte die Situation schlagartig. Nun mußte er seine eigenen dreißig bewaffneten Männer und die fünfzig von Rothwell antreten lassen, was sein Erscheinen bedrohlich machte. Wenn er die Lady nicht so erschrecken wollte, daß sie sich versteckte, mußte er sich einen neuen Grund für sein Auftauchen ausdenken.
    Im Augenblick mußte er sich hochwillkommen fühlen, da er die Belagerer in die Flucht geschlagen hatte. Doch die Behauptung, nur zufällig vorbeigekommen zu sein, würde allzu unglaubwürdig klingen. Ritter pflegten nicht ohne militärischen Zweck mit einer Menge Soldaten herumzuziehen. Und falls sie einem Auftrag folgten, beendeten sie nicht irgendeinen Kampf zwischen Fremden, einen Kampf, der sie nichts anging.
    Der junge Knappe war viel zu nervös. Er faselte etwas über einen Nachbarn namens de Rochefort, der mit Gesetzlosen aus den Wäldern um Clydon im Bunde war und

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