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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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er sich einen legendären Ruf aufgebaut, und seine Dienste waren nicht immer billig zu haben. Deshalb war auch Lord Rothwell bereit, die horrende Summe von fünfhundert Goldmünzen zu bezahlen; er wollte sichergehen, daß ihm die gewünschte Braut zugeführt wurde.
    »Nun?« Walter grinste, als niemand seine Frage beantwortete. »Hat Lady Ella eure Zungen gestohlen?«
    Nun meldete sich Kenric. Die Neugier eines Fünfzehnjährigen gestattete nicht viel Diplomatie. »Sir Ranulf spricht mit Ihnen. Sie kennen seine Gedanken und Gefühle besser als jeder andere. Hat er aus Abneigung gegen Lord Rothwell das Geld für diese Aufgabe nicht angenommen?«
    »Er sagte dem Mann nicht, daß er auf den Job verzichtet.«
    »Er sagte ihm aber auch nicht zu«, meinte Eric.
    Walter lachte. »Ja. Seine Worte ›Wir werden sehen‹ wirkten wohl recht gesprächig bei einem Mann von Ranulfs bärbeißiger Art.«
    »Glauben Sie, daß Rothwell aus Mißtrauen darauf bestand, uns fünfzig seiner Männer mitzugeben?«
    »Gewiß. Typen wie er können nicht vertrauen, vor allem nicht, wenn ihnen etwas sehr wichtig ist. Der Lord kann nicht einmal seinen eigenen Vasallen trauen, sonst hätte er uns doch nicht anheuern müssen, oder? Wenn ihn die Gicht nicht daran gehindert hätte, wäre er mitgekommen. Zweifellos denkt er, daß seine Männer, die uns zahlenmäßig übertreffen, bei der Erledigung der Aufgabe als Ansporn dienen.«
    »Dann kennt er Ranulf nicht«, erklärte Searle lachend.
    »Nein, er kennt ihn nicht«, stimmte Walter zu. Auch er lächelte vor sich hin.
    »Aber was hatte Ranulf gegen den Mann einzuwenden? Mir erschien er recht harmlos, wenn auch etwas verschlagen.«
    »Harmlos?« Walter schnaubte. »Du hättest einmal seine Leute fragen sollen, was für ein Mensch er ist.«
    »Haben Sie sie gefragt?«
    »Nein, aber Ranulf und ich bemerkten, daß er dem Lord von Montford glich, der uns beide in Pflege hatte. Er machte uns zu seinen Knappen, anstatt uns einem seiner Ritter zuzuteilen. Ranulf spürte sofort, daß Rothwell pure Gemeinheit ausstrahlte, und reagierte darauf.«
    »Was ist dann mit dem Auftrag?« fragte Kenric. »Er ist durchaus nicht ungewöhnlich, obwohl wir noch nie engagiert wurden, eine zögernde Braut zu ihrem Verlobten zu bringen. Wollte Sir Ranulf so etwas wirklich nicht machen, oder wollte er Lord Rothwell einfach darüber im unklaren lassen, daß wir es machen würden?«
    Ein Funken Belustigung blitzte in Walters braunen Augen auf. »Wenn ich auch das nun verraten würde, Kinder – worüber könntet ihr dann noch klatschen?«
    Searle und Eric setzten finstere Mienen auf, weil Walter, der selbst erst vierundzwanzig war, sie Kinder genannt hatte. Dann hörten sie, wie Kenric leise stöhnte, und sahen Ranulf, völlig gepanzert, aus seinem Zelt herauskommen.
    »Gott möge uns helfen, Lanzo ist heute morgen zu flink«, sagte Walter, und sein Humor war verflogen. »Pfui, Kenric, daß du mich hier in meiner Unterwäsche herumstehen und wie ein altes Weib schwätzen läßt. Bewegt euch, ihr Esel, sonst wird er ohne uns losreiten.«
    Das hätte leicht passieren können, wenn Lady Ella Lanzos Frühstücksangebot nicht verschmäht und sich nicht auf den Weg gemacht hätte, nach einer eigenen Mahlzeit Ausschau zu halten. Ranulf wollte sich nicht darauf verlassen, daß die Katze ihn finden würde, obwohl sein Ziel kaum eine Wegstunde entfernt lag. Alle mußten warten, bis die Gnädigste mit ihrer Feldmaus zurückkehrte. Dann wurde sie in den Versorgungskarren gesetzt, wo sie ihre Beute genüßlich verspeisen konnte.

3

    Reina fing den Verwundeten auf, ehe er fiel, doch er war zu schwer für sie, und beide gingen zu Boden. Er hatte den Pfeil aus seiner Schulter gezerrt, ehe die junge Frau es verhindern konnte, und sie hatte nichts zur Hand, um das Blut zu stillen, das aus der klaffenden Wunde rann. Vom Schüren des Feuers war der Mann so mit Asche und Ruß verschmiert, daß Reina ihn nicht erkennen konnte, doch er ertrug den Schmerz nicht heldenhaft, sondern wurde ohnmächtig. Reina durfte ihn so nicht liegen und verbluten lassen.
    »Aubert, ich brauche ein Stück Stoff, etwas … «
    Aubert hörte sie nicht – entweder aus Zerfahrenheit oder wegen des Dröhnens des Rammbocks. Die geschlossene Zugbrücke war inzwischen zerstört, ebenso wie das eine der beiden Fallgatter innerhalb des Burgfriedens. Die Männer mit dem Sturmbock befanden sich nun im Innenraum. Sie konnten mit kochendem Wasser oder Sand nicht mehr bekämpft

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