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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verspürte er lediglich einen Hauch von Unbehagen, sie für Rothwell einzufangen – und diesen Hauch auch nur, weil sie so kindlich und bezaubernd war.
    Es gehörte zu den ganz gewöhnlichen Ereignissen, daß die alten Lords Kinder zu Frauen nahmen, und er hatte sich bereits mit seinem Gewissen auseinandergesetzt, einem Menschen wie Rothwell überhaupt irgendeine Frau zuzuführen. Dann war er zu dem Schluß gekommen, daß ein Mann wie er es sich nicht leisten konnte, über Recht oder Unrecht in einem Vorhaben zu entscheiden. Wenn er dem alten Mann das junge Wesen nicht heranschaffte, würde es ein anderer tun. Warum sollte er also auf fünfhundert Goldmünzen verzichten, nur, weil ihm Rothwell persönlich zuwider war? Sein Zögern bei der ganzen Angelegenheit resultierte hauptsächlich aus der Tatsache, daß er sich nicht gern mit einer ›Dame‹ befaßte. Seine Erfahrung hatte ihn gründlich gelehrt, daß Damen nicht das waren, was sie zu sein vorgaben.
    Trotz der Ausstrahlung süßer Unschuld und trotz aller Nervosität konnte auch diese so bösartig und grausam sein wie jede andere, die er gekannt hatte. Bei diesem Gedanken knirschte er mit den Zähnen, denn nun mußte er zu allem Übel noch mit ihr reden. Es geschah aus reiner Halsstarrigkeit, daß er sich nicht einmal höflich erhob, oder sogar aus dem einfachen Grund, daß diese Kindfrau im Rang so weit über ihm stand. Damen hatten ihn immer wieder ungehobelt und flegelhaft genannt, weil er seine Verachtung ihnen gegenüber nicht verbarg. Doch da er sich mit dieser hier abgeben mußte, setzte er eine neutrale Miene auf, die seine Gefühle nicht preisgab.
    Die junge Person knickste doch tatsächlich vor ihm! Gut, warum nicht? Er war es gewöhnt, von Dienern als Lord bezeichnet zu werden – oder von Leuten, die nicht wußten, daß er ein grundbesitzloser Ritter war, der diesen Titel nicht einmal verdiente.
    »Ich heiße Sie in Clydon willkommen«, sagte sie und erhob sich. Ihre Stimme klang sanft und ein wenig zögernd vor Aufregung. »Vergeben Sie uns bitte, daß wir Sie nicht schon eher begrüßten, aber wir dachten alle, unsere Lady würde Sie … «
    »Ihre Lady? Sie sind nicht Reina de Champeney?«
    »O nein, mein Lord. Ich bin Elaine Fitz Osbern von Forthwick. Ich genieße die Ehre, hier in Clydon von der Oberherrin meines Vaters protegiert zu werden.«
    »Nun, Ranulf … «, begann Walter, als er sah, wie sich sein Freund zornig erregte, doch es war zu spät.
    »Beim heiligen Blut Christi!« brüllte Ranulf. »Ich will wissen, warum mich die Lady nicht empfängt, und ich will es auf der Stelle wissen! Sie, Malfed, sollten doch … «
    »Mein Herr, bitte!« rief Aubert und wich, ebenso wie Elaine Fitz Osbern, erschrocken zurück. »Meine Lady war nicht dort, wo ich sie vermutete, doch ich schwöre, daß sie vorhat, Sie zu begrüßen!«
    »Fünf Minuten noch, oder, bei Gott … «
    Er mußte seine Drohung nicht beenden. Aubert drehte sich um und rannte zum zweitenmal davon, diesmal hinaus in den Hof. Ranulf sah nun Lady Elaine ins Gesicht. Sie begann zu stottern.
    »Darf ich Ihnen … etwas … anbieten … « Mit einem winzigen Seufzer gab sie es auf und floh ebenfalls.
    »Also, da geht nun unsere Erfrischung dahin – dafür danke ich dir herzlich«, meinte Walter mürrisch. »Und dein Donnergetöse hat auch alle anderen verscheucht. Ich könnte ja versuchen, die Speisekammer allein zu finden, aber in solch einem Riesenbau würde das wohl Tage dauern.«
    Ranulfs Reaktion war kurz und eindeutig. »Searle, stopf ihm etwas in den Mund, wenn er noch ein einziges Wort sagt.«

5

    Aubert rannte Reina beinahe um, als sie mit Theodric an der Seite die Treppen hinaufstieg. Wenn Theodric sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie rückwärts hinabgestürzt, doch der Knappe war so aufgewühlt, daß er nicht einmal an ein Wort der Entschuldigung dachte.
    »Gott sei Dank, kommen Sie endlich, meine Lady! Der Lord fühlt sich irgendwie beleidigt, weil Sie ihn nicht begrüßt haben. Er hat Lady Elaine zu Tode erschreckt und … «
    »Und dich ebenfalls, wie ich sehe«, gab Reina ungeduldig zurück. »Himmel, ich trug dir doch auf, die Leute willkommen zu heißen. Hast du Ihnen Erfrischungen angeboten und dich um ihre Bequemlichkeit gekümmert?«
    »Ich … ich dachte nicht, daß Sie so lang wegbleiben würden, und … und er ist monströs, meine Lady. Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so … «
    »Schafskopf! Heißt das, daß unsere Retter die ganze Zeit nicht

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