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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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werden.
    Es wurde Zeit, sich in den Wohntrakt zurückzuziehen. Die Verteidiger, die sich um die Feuerstellen gekümmert hatten, waren vor Erschöpfung gegen die Mauern gesunken. Die Soldaten schossen ihre Pfeile noch ab, wenn ein Feind die Deckung verließ. Der Großteil der Angreifer wartete einfach, bis der Rammbock sein Werk vollendet haben würde, obwohl hin und wieder ein Pfeil über die Brustwehr flog.
    »Aubert!«
    Er stand ganz in Reinas Nähe und blickte zum Außenhof hinunter, doch er hörte sie immer noch nicht. Sie beschloß, ihn sich vorzunehmen, wenn das Ganze vorbei war, ob man sie nun schnappte oder nicht. Sie würde mit Aubert Malfed abrechnen, weil er sie beinahe so erzürnt hatte wie die Meute dort unten. Schließlich hieb sie ihm gegen das Bein, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Gib mit dein Messer – oder das Schwert.«
    Reina hatte keine Waffe, denn sie hätte nicht damit umgehen können. Außerdem war ihr gepanzertes Gewand allein schon schwer genug. William hatte nicht vorgehabt, sie persönlich kämpfen zu lassen. Ihm ging es darum, sie genügend zu schützen, falls sie einmal gezwungen sein sollte, von der Mauer aus Verhandlungen zu führen.
    Diese Idee war ihm erst vor ein paar Tagen gekommen, als er mit Entsetzen festgestellt hatte, daß er als einziger potentieller Verteidiger übriggeblieben war, nachdem Reina ihre anderen beiden Ritter mit einem Auftrag weggeschickt hatte. Die junge Frau, die nie damit gerechnet hatte, einen Notfall zu erleben, war ungern und nur ihm zuliebe auf seine Wünsche eingegangen. Nun hatte sich das aber bezahlt gemacht, denn Reina hatte in der – wenn auch verhaßten – Verkleidung als Ritter im Namen seiner Herrin mit den unten versammelten Feinden geredet, nicht als die Lady selbst. Da ihr Haar unter einer Haube und einem Helm versteckt war, hatte keiner der Angreifer geargwöhnt, sie sei eine Frau – die Frau, die sie entführen wollten.
    Auberts grüne Augen weiteten sich jetzt, als er sah, daß sie halb unter dem Verwundeten lag. »Meine Lady!«
    »Ein Messer, du Schafskopf!« schrie sie ihn an.
    Er reichte ihr seinen Degen, doch ihre Hände waren vom Zudrücken der Wunde so blutig, daß ihr die Waffe entglitt.
    Aubert riß sich soweit zusammen, daß er sein Messer hervorzog und vom Gewand des Verwundeten einen Streifen abtrennte, den er Reina reichte. Sie benutzte den Stoff, um die Wunde abzudecken. Aubert war so klug, einen der anderen Diener zu rufen, damit er dem Verletzten helfen sollte, doch nicht klug genug, Reina zuerst unter dem Bewußtlosen hervorzuholen. Die junge Frau stellte ungeduldig fest, daß sie, angetan mit der schweren Rüstung, nicht ohne Hilfe aufstehen konnte. Doch Aubert wurde wieder abgelenkt, ehe er irgend etwas zustande brachte, und Reina hörte, wie er scharf die Luft einsog, dann vernehmlich stöhnte.
    »Was ist?«
    »Jesus, Herr Jesus!«
    »Was ist denn?«
    Aubert bekreuzigte sich und stammelte: »Sie … sie haben Verstärkung erhalten, meine Lady. Durch das äußere Tor kommen mehr Männer – zu Pferd. Jesus, mehr als dreißig Reiter und eine Menge zu Fuß … und … und Ritter … Sie haben Ritter als Anführer!«
    Reinas Blut gefror zu Eis. Was sollte sie jetzt tun? William war verrückt zu glauben, daß sie eine Situation meistern könne, in der sie vor Angst kaum mehr einen Gedanken zu fassen vermochte. Wenn die Außenmauer nur nicht gestürmt worden wäre, oder wenn der Feind nur das Normale getan und eine Belagerung angestrebt hätte – dem wäre sie gewachsen gewesen. Aber de Rochefort, dieser Bastard, dieses wollüstige Schwein, wußte, daß sie zu wenig Männer um sich hatte. Sicher war er nun selbst erschienen, weil er die Schlacht für geschlagen hielt. Und damit hatte er ja auch recht. Wenn sich die Kerle die Mühe machten, in die Scheune zu schauen, brauchten sie die dort lagernden Leitern nur anzulegen, und in wenigen Minuten wären die Mauern erklommen.
    Und hier lag sie, Reina, auf dem Boden festgenagelt. Ihre Arme waren von den langen, gepanzerten Ärmeln so müde, daß sie das Gewicht, das auf ihr lastete, nicht wegschieben konnte.
    »Aubert!« rief sie. »Hilf mir auf!«
    Doch er war vom Anblick der sich unten abspielenden Szene wie hypnotisiert und fuhr fort, seiner Herrin zu berichten, was sie gar nicht hören wollte. »Es kommen noch weitere … siebzig, achtzig … ihre Anzahl verdoppelt sich … Warten Sie! Jesus!«
    »Was ist?« Als er nicht sofort antwortete, brüllte sie: »Herrgott,

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