Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Klebeband und versuchte sich von dem Stuhl zu befreien, während ihr entsetzter Blick auf das Blut gerichtet war, das aus Sabers Augen und aus ihrem Mund rann.
»Was fehlt ihr, Jesse?«
»Ihr fehlt nichts.« Er sandte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, seine Worte mögen der Wahrheit entsprechen. »Lass mir eine Minute Zeit, dann befreie ich dich.« Er atmete für Saber und versuchte eine Möglichkeit zu finden, Luft in ihre brennende Lunge zu drängen.
Saber rührte sich und stöhnte. Ihre Lider öffneten sich flatternd. Sie keuchte und spuckte Blut. Dann rollte sie sich herum, zog sich auf die Knie und hielt sich den Bauch. »Patsy?« Sie warf einen Blick auf Jesses Schwester, doch ihr verschwamm alles vor Augen. Patsy hatte jegliche Farbe verloren. Ihr Gesicht war blass, und Schweißperlen
brachen auf ihrer Stirn aus und vermischten sich mit dem Wasser, das über sie geschüttet worden war.
Jesse stützte sie. »Kannst du stehen?«
Die Energien waren verschwunden, durch Jesses Gegenwart von ihr abgezogen, aber die Nachwirkungen waren noch da, ließen ihren Schädel pochen und schnürten ihr die Lunge zu. Sie rang darum, Luft zu holen, und dann gleich noch ein zweites Mal. Weiteres Blut sickerte aus ihrer Nase. Sie wischte es sich aus dem Gesicht und spuckte noch einmal aus, um ihren Mund frei zu haben.
»Saber?« Jesses Hände legten sich auf ihre Hüften und hielten sie, als sie sich taumelnd auf die Füße zog.
Sie musste sich an seiner Schulter festhalten und sich an seinen Stuhl klammern, um stehen zu bleiben. »Wie viele, Patsy?«
»Vier. Ich habe mindestens vier gesehen, aber ich hatte den Eindruck, es waren noch mehr.«
»Ich habe nur drei von ihnen erledigt«, sagte Saber und wischte sich den Mund ab. Sie war noch nie so wacklig auf den Füßen gewesen. Das Töten mit einer Waffe war nichts für sie, und schon gar nicht, wenn sie dem Opfer so nah war, und ohnehin nicht in einem geschlossenen Raum.
»Setz dich, Kleines«, sagte Jesse, und seine Hände waren sanft, als er sie auf seinen Schoß zog. »Ruh dich einen Moment aus, während ich Patsy befreie.«
»Sie hat gesagt, es waren mindestens vier, Jesse. Ich habe nur drei erwischt.« Sie legte ihm die Pistole auf den Schoß. »Ich kann dieses Ding nicht benutzen, nicht noch einmal.«
Saber half Jesse dabei, das Klebeband durchzuschneiden, mit dem Patsy an den Stuhl gefesselt war. Jede Bewegung
war schmerzhaft, aber Saber zwang sich durchzuhalten, und sie zog Kleidungsstücke aus einer Schublade und half Patsy dabei, ein weiches Sweatshirt anzuziehen, um die entsetzlichen Male auf ihrem Körper zu verbergen.
»Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen«, sagte Patsy und brach auf dem Schoß ihres Bruders zusammen. »Ich hatte solche Angst, Jesse. Sie wollten mich töten.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals, schluchzte und begrub ihr Gesicht an seiner Brust.
»Ich weiß, Liebes«, sagte er und versuchte sie zu trösten und gleichzeitig die Tür im Auge zu behalten. »Wir müssen sehen, dass wir schleunigst von hier fortkommen.« Er nahm Sabers Hand. »Schaffst du das? Ich muss es wissen, Saber.«
Sie zwang sich, Luft in ihre brennende Lunge aufzunehmen. Ihre Kehle war wund, und der Geschmack und der Geruch von Blut waren ihren Sinnen für alle Zeiten eingebrannt. Sie nickte. »Ich kriege das schon hin. Lass uns Patsy von hier fortbringen.«
Sie wartete gar nicht erst darauf, dass er sie mit stechendem Blick taxierte, da sie befürchtete zusammenzubrechen. Saber ging vorsichtig um die Leichen herum und achtete darauf, bloß keine von ihnen zu berühren. Sie würden sich aus dem Staub machen. Ein Mann im Rollstuhl, Saber, die nicht richtig atmen konnte, und Patsy, die sie gefoltert hatten und die jetzt traumatisiert war. »Mir war noch gar nicht klar, was für ein Optimist du bist«, murmelte sie, als sie um die Ecke lugte. »Die Luft ist rein. Macht schnell.«
Der Aufzug, von dessen Existenz Saber nichts gewusst hatte, befand sich links von dem Schlafzimmer. Er war klein und durch die hohen Säulen verborgen, die die
Nischen mit den Kunstwerken einrahmten. Mit Patsy auf dem Schoß stieß Jesse den Rollstuhl mit kräftigen Bewegungen schnell durch die Galerie, während Saber die Treppe überwachte.
»Kein Wunder, dass du so schnell hier warst.«
»Patsy hat am Hintereingang Rampen für mich anlegen lassen, weil es sich dort leichter machen ließ und der Aufzug in der Nähe war, falls ich ins obere Stockwerk wollte.« Er sah Saber über
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