Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Patsys Kopf hinweg in die Augen. Sein Blick war finster. Patsy wiegte sich jetzt und stieß gequälte wimmernde Laute aus. Sie sah grau aus, und ihre Haut war kalt und klamm. Ich glaube, der Schock setzt ein.
Wer könnte ihr das vorwerfen? Diese Männer haben sie vorsätzlich gequält, um Informationen über dich aus ihr herauszuholen. So angeschlagen, wie Saber war, hätte sie auch nichts dagegen gehabt, sich den Wirkungen eines Schocks zu überlassen. Sie war eine Attentäterin, und sie war damit vertraut zu töten, aber nicht so, nicht auf diese brutale, hässliche und schmutzige Art. Sie mordete mit Stil und ohne großes Blutvergießen. So lautlos und so natürlich, als hätte es dazu kommen sollen. Sie versuchte sogar den Schmerz und die Furcht ihrer Opfer möglichst gering zu halten.
Saber hörte die Bewegung nicht wirklich, sondern spürte sie eher. Auf der Treppe, Jesse. Patsy muss still sein. Nimm sie in den Aufzug mit, und ich lenke die Männer ab .
Vergiss den Blödsinn. Du kommst mit uns.
Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu. Der Aufzug würde Geräusche verursachen. Ganz gleich, wie modern er war, er war nicht lautlos, wenn er in Betrieb war. Der Feind würde es wissen, und wenn die Tür aufging, würde er davorstehen und drauflosballern.
Verdammt nochmal, Saber. Aber er packte bereits kräftig zu, um den Rollstuhl zu der kleinen Kabine zu bugsieren. Saber brachte ihren Körper zwischen Jesse und die Treppe. Sie hatte die Pistole nicht mehr, doch das spielte keine Rolle. Einen weiteren Todesschuss hätte sie ohnehin nicht überstanden. Es musste eine andere Möglichkeit geben.
Zwei Männer erreichten mit einem Hechtsprung die Galerie und rollten sich in verschiedene Richtungen, um hinter den massiven Säulen Deckung zu suchen. Bevor Saber darauf reagieren konnte, begannen die Gemälde und die Skulpturen zu wackeln, und der Boden wellte sich. Sie packte das Geländer, um sich daran festzuhalten, und warf einen besorgten Blick auf Jesse.
Geh in Deckung, Saber.
Ihr blieb keine Zeit, und daher konnte sie sich nur noch auf den Boden werfen und sich die Hände schützend über den Kopf halten, als die ersten Skulpturen durch die Luft zu fliegen begannen. Statuen und Gemälde schmetterten gegen die Säulen. Teile der Rahmen wurden zu Waffen, die wie Geschosse durch die Luft sausten.
Ich glaube, das sind Kunstwerke von unschätzbarem Wert, Jesse. Saber lugte zwischen ihren Fingern hindurch. Er zerstörte Patsys Kunstsammlung. Glas und Gips wirbelten durch die Luft und erschufen eine Trennwand.
Jetzt, Saber. Lauf. Lass uns von hier verschwinden. Draußen stehen unsere Chancen besser. Jesse verfluchte sich dafür, dass er sein Team bereits weggeschickt hatte. Nach der Gefangennahme der beiden Männer in seiner Garage und der Entdeckung Chaleens hatten weder er noch Ken oder Mari eine weitere akute Bedrohung kommen sehen. Er fluchte tonlos, als er ein Gemälde so lenkte, dass es über dem Kopf eines der Schützen herunterkrachte.
Saber bewegte sich so schnell, dass ihre kleine Gestalt nur verschwommen zu sehen war, als sie zu ihm eilte. Die Aufzugtür schloss sich, und sie setzten sich in Bewegung. Jesse zählte die Sekunden, die es dauerte, um ins Erdgeschoss zu gelangen – eine Ewigkeit, wenn die beiden Schützen bloß die Treppe hinunterzurennen brauchten. Er konnte nur hoffen, beide wären von dem seltsamen Phänomen fliegender Kunstwerke derart erschüttert, dass sie im ersten Moment blieben, wo sie waren, obwohl es sich um Profis handelte. Sie hatten weder blindlings um sich geschossen, noch waren sie in Panik geraten. Keiner von beiden.
Die Tür glitt auf, und Jesse stieß den Rollstuhl in das kleine Zimmer, das Patsy gemütlich eingerichtet hatte. Das war der andere Vorteil, den Jesse sich ausgerechnet hatte. Der Aufzugschacht war in den Wänden verborgen, die Türen von außen verkleidet. Selbst wenn der Feind einen Grundriss des Hauses hatte, waren die Aufzugtüren nirgends eingezeichnet. Patsy hatte den Lift erst innerhalb des letzten Jahres installieren lassen. Sie konnten unmöglich wissen, in welchen Raum man mit dem Aufzug gelangte.
»Du machst uns doch nicht schlapp, Pats?«, fragte Jesse, der um seine Schwester besorgt war.
Ihr Atem ging flach, und ihr Puls raste. Ihre Haut war kalt und klamm, und sie versuchte nicht einmal, aufrecht dazusitzen, sondern war an ihm zusammengesunken, als sei sie zu erschöpft, um sich zu rühren.
»Sprich mit mir, Patsy«, sagte Jesse, während
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