Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
nachdem etwas passiert ist, aber du kannst verhindern, dass es überhaupt erst zu einer Katastrophe kommt. Du wirst es sofort wissen, wenn mein Herz verrücktspielt oder wenn etwas anderes schiefgeht.«
»Vielleicht – aber dein Leben hängt von einem sehr großen Vielleicht ab.«
»Und dann kommt noch etwas hinzu. Lily hat nicht die Möglichkeit, die Zellen währenddessen ständig zu überwachen. Sie könnte unter gar keinen Umständen wissen, ob die Zellen zu stark stimuliert werden. Die elektrischen Impulse, die sie einsetzt, würden daher auf reinen Vermutungen beruhen. Du wirst sie wesentlich akkurater einsetzen können.«
»Jesse.« Saber schüttelte den Kopf und betrachtete ihre
zitternden Hände. »Dir ist der ganze Vorgang schleierhaft. Du kannst es dir so wenig vorstellen, wie ich mir vorstellen kann, Gegenstände in Bewegung zu versetzen. Du stellst nur Spekulationen an, weil du willst, dass es klappt.«
»Ach ja?«
Saber schloss die Augen und stieß den Atem aus. Eric und Lily konnten in der Tat nicht wissen, wie stark der Stromstoß sein sollte. Woher hätten sie es auch wissen können? Ihre Vermutungen würden natürlich weniger präzise sein als ihre.
»Okay. Aber du sagst es Lily.«
»Sie wird hier sein wollen, und ich will jetzt gleich damit anfangen.«
»Das ist mir egal. Anfangen können wir, aber du wirst ihr sagen, was wir tun. Wenn sie Ratschläge oder Einwände hat, will ich sie hören.«
»Ich dachte, du traust ihr nicht«, murrte er und stieß seinen Stuhl durch den Flur zu seinem Büro, während Saber hinter ihm herlief.
»Ich habe meine Meinung geändert.«
Er schloss die Tür auf und winkte sie hinein. Saber setzte sich auf den bequemsten Stuhl und wartete, bis er Lily auf dem Monitor hatte. Als Jesse ihr sein Vorhaben erklärte, ballten sich Sabers Hände um die Armlehnen des Stuhls, auf dem sie saß, da sie die Aufregung auf Lily Whitneys Gesicht sah, als ihr aufging, wovon er redete. »Jesse! Ich hätte daran denken sollen. Das stand in seiner Akte über Zellregeneration, aber ich habe nicht an Saber gedacht. Kannst du das wirklich tun, Saber? Ist es möglich? Kannst du sein Inneres überwachen, damit du weißt, wann du aufhören musst?«
Saber schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
»Ich habe mich eingehend mit den Berichten über dich befasst. Du bist einmalig. Jemand mit deinen Gaben ist mir noch nie begegnet. Wenn du tatsächlich Strom einsetzen könntest, wäre das für die Schattengänger das größte Geschenk überhaupt. Ich habe mir schon solche Gedanken über Bionik, Biosystemtechnik und die Manipulation von Zellen gemacht. Das könnte bahnbrechend sein und in die Geschichte eingehen.« Sie unterbrach sich. »Es tut mir leid. Ich lasse mich manchmal zu sehr mitreißen. Der Gedanke, es ausgerechnet an Jesse auszuprobieren, muss dir schreckliche Angst einjagen.«
»Mir graut davor«, gab Saber zu. Es fiel ihr immer noch schwer, Lily zu vertrauen – irgendjemandem zu vertrauen. »Niemand hat eine Vorstellung davon, ob es klappen wird oder wie man es überhaupt macht.«
Der Gedanke an Jesse ohne seinen Rollstuhl war beängstigend. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr sie sich darauf verlassen hatte, dass dieser Rollstuhl ihr Sicherheit gab. Sie hatte flüchtige Blicke auf den echten Jesse Calhoun erhascht, selbstbewusst und sehr geschickt, ein Krieger, ein SEAL, ein Schattengänger. Er würde von ihr verlangen, das sie alles gab, und er würde ihr ebenso viel zurückgeben. Was war, wenn es klappte? Was war, wenn es nicht klappte? Sie stand so dicht vor einer Panikattacke, dass sie kaum noch Luft bekam, und das war schlicht und einfach indiskutabel.
»Wenn du es ausprobieren möchtest, während ich hier bin, helfe ich dir gern dabei, ihn zu überwachen«, erbot sich Lily. »Ich bin nicht sicher, ob ich dir eine große Hilfe sein werde, aber wir können uns währenddessen darüber verständigen.«
Saber verschränkte ihre Finger miteinander und versuchte einen ruhigen Eindruck zu erwecken. »Das klingt, als sei es das Beste. Dann kannst du uns schnell Hilfe schicken, falls er kollabiert.« Sie sah Jesse in die Augen. »Du wirst deine Beine ausstrecken müssen.«
»Dieses kleine Sofa ist ein Futon. Dort ruhe mich mich manchmal aus«, sagte Jesse.
»Das tust du also, wenn ich glaube, dass du hart arbeitest? «, sagte Saber, weil sie versuchen wollte, die angespannte Situation zu entschärfen. Sie würde wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen, bevor
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