Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Ordnung mit dir?« Jesse drückte ihr einen Kuss aufs Haar und strich ihr mit einer Hand über den Kopf, doch sein Blick hing wie gebannt an dem Bildschirm.
Sie nickte. Die beiden Soldaten, die im ersten Stock eingestiegen waren, hörten die Explosionen im Erdgeschoss und durchsuchten die Zimmer mit größerer Eile und größerer Vorsicht. Zwei weitere kamen durch die Küche
ins Haus, und das ließ Sabers Herzschlag aussetzen – sie waren dem Trainingsraum näher als alle anderen.
»Macht es dir denn nichts aus, dass dir so viele Menschen den Tod wünschen?«, flüsterte sie.
»Nein, es ärgert mich nur fürchterlich. Diese Männer arbeiten für diejenigen, die unser Land verraten, wer auch immer das ist, und diejenigen hatten auch befohlen, meine Schwester zu foltern. Ich werde sie alle zum Teufel schicken, aber bevor sie sich auf den Weg machen, werden sie wissen, dass sie sich mit der falschen Familie angelegt haben.«
Sie fühlte die Entschlossenheit in ihm, die felsenfeste Überzeugung, dass er seine Feinde ausschalten würde. Die Zuversicht, die in ihr aufgekeimt war, wuchs jetzt, blühte auf und breitete sich aus. Die anderen Schattengänger hatten dieselbe Mentalität wie Jesse. Sie würden zusammenhalten und sich wehren. Sie würden nicht fortlaufen und auch nicht stillhalten und jemandem erlauben, sie zu vernichten, ganz gleich, wie schlecht ihre Chancen standen. Das wollte sie. Sie wollte dieselbe Zuversicht empfinden. Ein Teil dieser eng verbundenen Gruppe sein, die sich bereitwillig gegen eine Übermacht zusammenrottete und fest daran glaubte, dass sie gewinnen konnte. Und mehr als nur das – sie wollte zu diesem Mann mit seinem glühenden Stolz und seinem gewaltigen Mut gehören.
»Okay.«
Die Soldaten im oberen Stockwerk standen jetzt auf dem Treppenabsatz und blickten auf die Verheerungen im Wohnzimmer hinunter. Einer von ihnen veränderte seine Haltung geringfügig, um eine bessere Sicht zu haben, und stützte seine Hände auf die Brüstung, als er
sich vorbeugte. Augenblicklich blinkte am unteren Bildschirmrand des Laptops ein rotes Licht.
»Was ist okay?«, fragte Jesse.
Sie blickte zu ihm auf und sah die Kraft in seinem Gesicht, diese stechenden, eiskalten Augen, in denen die Verschlagenheit eines wahren Raubtieres funkelte.
»Ich heirate dich.«
Sein Blick glitt über ihr Gesicht, das ihm zugewandt war, und ein bedächtiges Lächeln ließ seinen harten Mund weicher werden. Er nahm ihr Kinn in die Hand. »Und du wirst Kinder von mir bekommen.«
»Viel willst du ja nicht gerade, stimmt’s?«
Er bemächtigte sich ihres Mundes, und die Glut loderte sofort auf, aber auch der Geschmack der Freude war unverkennbar. Sogar im Gefecht konnte er sie zum Schmelzen bringen.
Seine Arme hatten sich um sie geschlungen, und seine Zunge tanzte mit ihrer, als die nächste Explosion das Haus erschütterte. Der Soldat, der sich an der Brüstung festhielt, hatte die Sprengung ausgelöst.
Jesse hielt Saber eng an sich gedrückt und küsste sie, und seine Lippen bewegten sich auf ihren. Sie fühlte die Vibrationen, die ihn durchströmten, als er die Energie wie ein Magnet anzog. Elektrizität zischte durch sie hindurch – durch ihn hindurch, eine deutlich fühlbare Welle von nahezu sexueller Natur, von nahezu euphorischem Charakter.
Sie hielt sich an ihm fest, weil sie plötzlich eine Stütze brauchte. »Jesse. Das ist so gefährlich.«
»Und suchterregend. Jede übersinnliche Gabe hat einen hohen Preis. Es wäre so einfach, der Sucht zu erliegen und von dieser Form von Nervenkitzel abhängig
zu werden.« Er warf einen schnellen Blick auf den Bildschirm und fluchte. »Der Dreckskerl auf dem Treppenabsatz hat unter seiner M16 eine M203 angebracht.«
Saber war sprachlos. Sie wusste, dass das ein Granatwerfer war, und damit wollte sie nichts zu tun haben.
»Er hat es auf mein Büro abgesehen«, hielt Jesse sie auf dem Laufenden.
Saber bildete sich ein, das unverwechselbare Klicken und dann den dumpfen Schlag zu hören, als die Granate durch den Flur in die Tür des Büros abgefeuert wurde. Das Haus bebte, als die Bürotür nach innen gesprengt wurde.
Wieder einmal zog Jesse Saber eng an sich, als die Woge von Energien über sie hinwegging. Jesse beobachtete den Soldaten auf dem Treppenabsatz. »Er leitet die ganze Aktion. Siehst du, er bleibt in Deckung, nur für den Fall, dass einer von den beiden, die aus der Küche kommen, auf einen Zünder tritt. Er hat schon drei Männer verloren, und er weiß,
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