Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
»Ich habe mich in die Überwachungskameras eingeklinkt, und du kannst sie sehen. Ich zähle sechs. Sie kommen gerade rein.«
»Wir haben Übergepäck.« Sie zog weniger Ballast vor, und all die Waffen waren ihr zu viel. Trotzdem legte sie sie an und ging dann wieder zu ihm.
Er begann Zubehör aus dem Koffer zu ziehen.
Saber starrte erst den Inhalt und dann ihn an. »Eine Bombe? Du willst eine Bombe basteln?«
»Sie ist schon so gut wie fertig. Ich muss sie nur noch scharf machen.« Er brachte die Landmine in der Mitte der Tür an und führte von dort aus einen dünnen Auslösedraht zum Türgriff. Dann bedeutete er ihr, sich zur gegenüberliegenden Seite des Raums zu begeben. »Sie werden in wenigen Momenten im Haus sein. Sie wissen, dass wir im Haus sind, und sie haben uns umzingelt. Sie werden versuchen, die Tür zu sprengen, und die Landmine wird jeden auf der anderen Seite in Stücke reißen.«
»Du bist verrückt. Das ist dir doch klar?« Aber sie begann sich in seiner Gegenwart sicher zu fühlen. Er war Soldat, und sein Vorgehen war sehr methodisch. Und er hatte einen solchen Angriff einkalkuliert und Vorbereitungen getroffen. Er war vollkommen ruhig und sehr zuversichtlich.
Er warf ihr ein verruchtes Lächeln zu. »Du hast es
kapiert, Kleines. Ich bin ein Schattengänger und von Natur aus verrückt.«
Saber verspürte plötzlich den Drang zu lachen. Er war wirklich verrückt. »Dir macht das Spaß, stimmt’s? Sie nehmen dein Haus auseinander, und du findest das irre spannend.«
»Wir wollten ohnehin umziehen.« Er deutete auf die Wand um den Swimmingpool herum. »Geh hinter die Mauer. Im Zement ist ein Gitter.«
Saber hatte dieses Gitter Hunderte von Malen gesehen und angenommen, es diente dazu, Wasser ablaufen zu lassen, das aus dem Pool spritzte. »Du hast einen Fluchtweg. «
Er zog die Augenbrauen hoch. »Hat das nicht jeder?«
»Ich scheine nachzulassen. Ich habe nie Verdacht geschöpft. « Aber sie hätte argwöhnisch sein sollen. Jesse war kein Lamm. Kein Navy-SEAL war harmlos. Nachdem dann noch das Schattengängerprogramm hinzukam, hätte sie sein Haus nach seinem Waffenlager absuchen sollen. »Ist das Haus mit Sprengladungen versehen?«
»Du gibst mir Grund, stolz auf dich zu sein, Engelsgesicht. Ja, zum Teufel, natürlich sind überall im Haus Sprengfallen. Zieh das Gitter heraus.« Er deutete auf den Monitor.
Sie konnte verschwommene Gestalten sehen, die sich durch den Rauch bewegten, von dem das Haus umgeben war. Zwei warfen Haken über die Balkonbrüstung im ersten Stockwerk, während andere das Haus umstellten. Sie stürmten heran und sprengten die Türen und die Fenster. Glas und Holz spritzten hoch auf, wirbelten durch das Innere und knallten gegen die Wände der Räume. Das Haus bebte bedrohlich.
Saber zog den Kopf ein, und Jesse stieß sie mit einem Arm hinter sich. »Bleib dicht bei mir. Die Energien werden mit rasender Geschwindigkeit auf uns zukommen, und es wird äußerst unangenehm werden.«
Sie hatte vor, ganz nah bei ihm zu bleiben. Seine stämmige Gestalt war tröstlich, und seine ungetrübte Zuversicht rief auch in ihr Selbstvertrauen wach. Der erste Adrenalinstoß war im Abklingen begriffen und ließ sie erschöpfter denn je zurück, da die psychischen Strapazen ihren Tribut forderten. Sie lehnte ihren Kopf an seinen breiten Rücken, und er griff hinter sich, legte seinen Arm um ihren Hals und zog sie an sich, während sie beide auf den Monitor blickten. Saber hielt den Atem an.
Zwei Männer kamen in der üblichen Zweierformation durch die Haustür.
»Das sind Soldaten«, sagte Saber. »Sieh dir an, wie sie sich bewegen.«
»Ich glaube, der verstorbene Colonel Higgens hatte sich für viel mehr zu verantworten als nur das, was wir ihm zur Last gelegt haben. Ich glaube, er war Teil eines Spionagerings, der bis ins Weiße Haus reicht.«
Die beiden Männer trennten sich und nahmen mit den Gewehren im Anschlag eine vorsichtige Erkundung des Wohnzimmers vor. Mit den Gasmasken sahen sie aus wie Monster, als sich ihre verschwommenen Gestalten durch die wogenden Schwaden bewegten.
»Wenn sie glauben, du hättest Beweise dafür ans Licht gebracht, werden sie dich mit Sicherheit töten wollen, Jesse. Sie werden keine Gefangenen nehmen.«
»Das Gefühl habe ich auch.«
Jesse beobachtete, wie die beiden Männer, die an den Seilen hochkletterten, es auf den Balkon schafften. Einer
zog ein Messer, das riesig wirkte, der andere eine Schusswaffe. Sie versuchten die Tür zu
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