Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Zeit und kostete es genüsslich aus, das heiße Wasser auf ihrer Haut zu spüren.
Sie konnte nicht verhindern, dass sie ständig an Jesse dachte und auch daran, wie sich seine harten Muskeln anfühlten, an seine gewaltige Kraft und an die Zärtlichkeit in seiner Stimme. Einen Moment lang schloss sie die Augen, ließ heißes Wasser über ihren Kopf strömen und träumte einfach nur. Einen Moment lang gestattete sie sich zu glauben, sie könnte ein Leben haben. Ein Zuhause. Einen Mann. Sie wollte zu Jesse Calhoun gehören. Schockiert riss sie die Augen auf. O Gott. Sie steckte in Schwierigkeiten. Sie musste abhauen, bevor es zu spät war. Wie hatte sie es bloß dazu kommen lassen können?
Sie zog sich an, während sie versuchte, ihr wild pochendes Herz zur Ruhe zu bringen. Ihr Mund wurde trocken. Jesse Calhoun konnte sie nicht haben, ganz gleich, wie sehr sie ihn wollte. Wann war das passiert? Wann hatte sie sich gestattet, an ihre eigenen Hirngespinste zu glauben? Sie starrte sich im Spiegel an, während sie sich das Haar trocken föhnte und sich darauf zu konzentrieren versuchte, was sie als Nächstes tun sollte. Jede zurechnungsfähige Frau würde fortgehen. Schon allein aus ihrem Selbsterhaltungstrieb heraus.
Als sie den Föhn ausschaltete, hörte sie Jesse. Seine
Stimme war ein leises Murmeln. Etwas – der Tonfall – setzte ihr zu und ließ bei ihr sämtliche Alarmglocken schrillen. Er klang gestresst. Nicht allzu sehr, aber mittlerweile kannte sie ihn und achtete auf jede Einzelheit, und Jesse war aufgebracht.
Das Herz schlug schnell in ihrer Brust, als sie den Föhn behutsam zur Seite legte und unter die Matratze griff, um ihr Messer herauszuholen. Es war nicht da. Sie fluchte tonlos und ging zu ihrem Rucksack, wobei sie die Füße behutsam aufsetzte, um keine Geräusche zu verursachen. Ein entschlossener Zug zeigte sich um ihren Mund, und ihre Hände waren ruhig, als sie ihren Gürtel umschnallte, die Waffe geschmeidig in das Halfter gleiten ließ und Wurfmesser in jede Scheide steckte. Wenn Jesse in Schwierigkeiten war, würde sie vorbereitet sein.
Sie hatte sich gelobt, mit dem Töten sei Schluss jetzt, aber … Sie durfte gar nicht daran denken. Es würde sie nur verwirren. Mit dem Rücken an der Wand bewegte sich Saber lautlos voran und gab ein möglichst kleines Ziel ab, als sie durch die Schlafzimmertür in Richtung des oberen Balkons huschte. Es gab zwei Stellen, an denen die Bodendielen quietschten. Sie mied beide, doch auf der Treppe würde es schwieriger werden. Sie hätte die Stufen längst reparieren können, aber sie hatte sich gesagt, das sei ein gutes Warnsystem, falls jemand versuchen sollte, sich an sie heranzuschleichen, während sie schlief.
»Es ist ja so schön, dich zu sehen, Darling«, gurrte die Stimme einer Frau, gefolgt von einem verräterischen Schweigen. Saber zuckte zusammen. Sie blieb in der Tür ihres kleinen Wohnzimmers stehen und malte sich aus, Jesse würde leidenschaftlich geküsst. Ihre Finger schlossen sich um die Waffe.
»Chaleen. Ich muss gestehen, dass du mich schockiert hast. Du warst der letzte Mensch auf Erden, mit dem ich gerechnet habe, als ich ans Telefon gegangen bin.« Wieder hörte sie die Anspannung aus seinem Tonfall heraus. Wer auch immer Chaleen war – Jesse freute sich nicht, sie zu sehen.
Ein schrilles Gelächter ertönte. Das Geräusch ließ Saber frösteln.
»Ich wusste doch, dass du dich freuen würdest.«
»Was auf Erden hast du in Sheridan zu suchen?«
Jesse klang keineswegs erfreut. Chaleen musste strohdumm sein, wenn sie das nicht merkte. Saber schob sich in den Flur hinaus. Ihr Körper war noch in Alarmbereitschaft und warnte sie, dass hier etwas nicht stimmte.
»Ich wollte dich besuchen, was denn sonst, Darling?« Chaleens Absätze klapperten auf dem Hartholzboden. »Dafür habe ich mich tagelang in Flugzeuge gesetzt.«
Saber tappte barfuß auf den Balkon, von dem aus sie einen Blick ins Wohnzimmer hatte. Die Frau war groß und schlank und hatte Brüste, die zu prachtvoll waren, um echt zu sein. Ihr glattes Haar war gepflegt, die Frisur raffiniert und ihre Kleidung elegant. Saber verabscheute sie auf den ersten Blick.
»Und wie hast du herausgefunden, wo ich bin?«, fragte Jesse. »Ich dachte, ich hätte meine Spuren gut verwischt.«
Saber lehnte sich an die Balustrade und lauschte schamlos. Chaleen? Wie konnte man bloß Chaleen heißen! Sie rümpfte angewidert die Nase. Und musste Chaleen derart gurren, wenn sie mit Jesse
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