Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
Saber dieses Armeemesser kürzlich benutzt hatte.
Er hielt sie für den größten Teil der Nacht in seinen Armen, schlief zwischendurch, lag aber noch öfter wach da und genoss es einfach, sie in seinen Armen zu fühlen. Kurz vor Morgengrauen ging ihr Fieber herunter, und voller Bedauern löste sich Jesse behutsam von ihr, denn er wusste, dass sie nicht froh sein würde, wenn sie aufwachte und ihn in ihrem Bett vorfand, eine Erinnerung an ihre Tränen und an die gefühlvolle Nacht, die sie gemeinsam verbracht hatten. Sie würde nicht wissen, wie sie damit umgehen sollte, und da sie ohnehin schon so dicht davorstand wegzulaufen, wollte er kein Risiko eingehen.
Studienobjekt Wynter verfrüht eingetroffen. Ich musste die anfangs vereinbarte Dosis verdoppeln, um sie zu infizieren: Ihr Organismus ist viel resistenter, als anzunehmen war. Ich werde eine Möglichkeit finden, ihr mehr Blut abzunehmen. Sie entfernt sich Tag für Tag weiter von dem, was sie in ihrer Ausbildung gelernt hat. Ich bin der Überzeugung, Ihr Beharren auf Isolation und tägliches Training ist richtig. Je länger sie das Gelernte nicht anwendet, desto rascher wird der Leistungsabfall voranschreiten. Studienobjekt Calhoun hat häufig Besucher empfangen. Lily Whitney und Eric Lambert kommen regelmäßig zu Besuch, aber fast nie dann, wenn Wynter sich im Haus aufhält. Lily steht unter strenger Bewachung, solange sie bei Calhoun ist. Sie sich einfach zu schnappen wäre daher nahezu unmöglich. Wir werden sehen, wie Wynter die Infektion bekämpft und ob Calhoun ärztliche Hilfe hinzuzieht.
Er schaltete das Aufnahmegerät ab und wünschte, er
könnte noch länger bleiben, aber heute Nacht wagte er es nicht. Er ging schon zu viele Wagnisse ein, und er durfte es nicht riskieren, geschnappt zu werden. Jene, die versagten, ereilte rasch der Tod. Er wollte die verlockende Belohnung haben, die sie ihm in Aussicht gestellt hatten. Die Verstärkung übersinnlicher Anlagen und die genetische Verbesserung. Dann konnte er sich nehmen, was er wollte. Ja, und bis dahin würde er dafür sorgen, dass er seinen Spaß hatte. Nächstes Mal würde er vielleicht wieder jemanden zu seiner Unterhaltung mitnehmen. Er hatte den Blick in den Augen der Hure geliebt, als sie seine genauen Absichten erkannt hatte. Ihr Gesicht und ihre protestierenden Lippen waren mit seinem Samen beschmiert gewesen, als sie von einem Moment auf den anderen verstanden hatte, dass er ihr obendrein auch noch das Leben nehmen würde.
»Nein, Süße, du hast mir nicht annähernd so gut gefallen, wie du glaubtest«, flüsterte er vor sich hin und blickte zu dem Fenster auf. In seinem Lächeln lag ein kaltes, finsteres Versprechen.
4
SABER ÖFFNETE LANGSAM und nur widerstrebend die Augen. Neben ihr war das Bett leer. Ihr tat alles weh, und sie fühlte sich total erschlagen, aber das Fieber war abgeklungen. Was um alles in der Welt war passiert? Was hatte sie so krank gemacht? Sie war nie krank – niemals –, und es war ein Schock für sie gewesen. Sie war auch nicht gerade besonders gut damit umgegangen.
Sie drehte sich um und zog den Rand des Kissens an sich, um den unverwechselbaren männlichen Geruch, den Jesse immer verströmte, tief einzuatmen. Sie sog ihn in ihre Lunge ein, und ihr wurde seltsam flau in der Magengrube. Er hatte neben ihr gelegen, sie in seinen Armen gehalten und sie in den Schlaf gesungen. Ihre Mundwinkel hoben sich. Er hatte gesagt, er könne nicht singen, aber sie liebte seine Stimme. Bei dem Gedanken an sein Lied für sie breitete sich Wärme in ihrem ganzen Körper aus.
Sie schnupperte rasch noch einmal an dem Kissen und fragte sich, ob sie den Bezug augenblicklich waschen sollte, bevor es ihr zur Besessenheit wurde, oder ob sie den Geruch für immer bewahren und den Kissenbezug in ihr Notgepäck stecken sollte, damit sie ihn stets bei sich hätte, falls sie überstürzt verschwinden müsste. Niemand war da und konnte sie beobachten, und daher wälzte sie sich wie eine Katze an der Stelle, an der er geschlafen hatte.
Jesse. Er roch immer so gut. Er roch nach Sicherheit und Sauberkeit und nach enormer Männlichkeit. Mit einem kleinen Seufzer zwang sie sich, aufzustehen. Sie war früher aufgewacht als sonst. Sie neigte dazu, die ganze Nacht aufzubleiben und am Morgen und bis in den frühen Nachmittag zu schlafen. Sie hatte keine Ahnung, was sie mit sich anfangen sollte, aber sie zwang sich trotzdem, ihren Körper in Bewegung zu setzen. Unter der Dusche ließ sie sich
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