Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
ein Schattengänger und ein Anker war, sondern weil sie inneren Frieden fand, wenn er in ihrer Nähe war. Er brachte sie zum Lachen. Er entlockte ihr kein künstliches Lächeln aus Höflichkeit, sondern echtes Gelächter. Noch entscheidender war, dass sie ihn mochte und gern mit ihm zusammen war. Er war intelligent, und mit ihm konnte sie über jedes Thema reden, das sie interessierte. Jesse war ihr bester Freund.
Sie konnte nicht glauben, dass er sie wirklich verriet. Es wäre ihr unerträglich, wenn er an einer Verschwörung gegen sie beteiligt wäre. Sie holte Atem, stieß ihn wieder aus und wandte sich ab, um nicht die Fassung zu verlieren. Er
hatte etwas Liebenswertes an sich, als er seine Schwester tröstete, sie liebevoll ansah und so zart mit ihr umging.
Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er ein Schattengänger und sie auf der Flucht war und dass Whitney vor nichts zurückgeschreckt wäre, um sie in seine Finger zu kriegen. Doch konnte sie Jesse ausgerechnet jetzt verlassen, da er sie möglicherweise mehr denn je brauchte? Das Abhörgerät war exakt auf die Frequenzbreite seiner Stimme eingestellt – sie hatte intensiv genug mit Rhythmen und Klängen gearbeitet, um Jesses Frequenzen zu erkennen, wenn sie sie hörte. Dennoch war ihr Mund trocken, und ihr Herzschlag wollte sich beharrlich beschleunigen, was hieß, dass ihr Körper auf Flucht eingestellt war.
Jesse wählte exakt diesen Moment, um zu ihr aufzublicken und sie anzulächeln. Sie versank in der Wärme und der Zärtlichkeit in seinen Augen.
Also gut. Sie würde versuchen, mehr Informationen zusammenzutragen, und sie würde stets auf der Hut sein. Das hieß, sie würde beobachten, ob er auch wirklich von allem nahm, was sie aß und trank, nur für den Fall, dass er sie mit einem Betäubungsmittel ruhigzustellen versuchte. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und seufzte. Die Komplikationen waren gewaltig, und sie musste verrückt sein, wenn sie blieb.
»Saber«, fragte er mit sanfter Stimme, »stimmt etwas nicht mit dir?«
»Es bringt mich aus der Fassung, dass Patsy so etwas passieren konnte«, sagte Saber, und es war keine reine Lüge. Sie fand es furchtbar, dass auch Patsy in Gefahr schweben könnte.
Patsy nahm augenblicklich ihre Hand. »Mir fehlt nichts,
ich bin nur ein bisschen aufgewühlt. Wenn es nicht exakt dieselbe Stelle gewesen wäre, hätte es mir nichts ausgemacht. Ich fahre oft dorthin und lege Blumen gleich hinter die Leitplanke. Ich hatte keine Ahnung, dass dieser Feldweg da war oder dass dort jemand wohnt. Da wird einem schon mulmig, wenn jemand mitten in dieser Haarnadelkurve auf die Landstraße einbiegt.«
Saber nutzte die Gelegenheit, um ganz dicht an Patsy heranzurücken und sich das Abhörgerät vorzunehmen. Ein winziger Stromstoß, und die Wanze würde verschmort sein, aber wenn sie nicht genau genug zielte, konnte sie jedes elektronische Gerät im ganzen Haus zerstören. Noch schlimmer war, dass sie sich ernsthafte Sorgen um Patsys Herz machte. Da stimmte etwas nicht mit diesem Rhythmus. Wenn sie es verpatzte, könnte sie Patsy töten, und daran durfte sie gar nicht denken.
»Sag uns, warum du eigentlich herkommen wolltest, bevor all das passiert ist«, ermunterte sie Jesses Schwester, obwohl sie wusste, dass sie sich damit vermutlich in Schwierigkeiten brachte, aber sie wollte unbedingt, dass Patsy aufhörte zu weinen. »Lass mich dir deine Jacke abnehmen, und du entspannst dich und trinkst Tee und erzählst uns, was du auf dem Herzen hattest.«
Patsy setzte sich sofort aufrechter hin. »Ja. Ich wollte etwas sehr Wichtiges mit euch beiden besprechen.«
Saber beugte sich vor und half Patsy aus ihrer Jacke, ohne ihr in der Angelegenheit eine andere Wahl zu lassen. Jesse zog fragend eine Augenbraue hoch, denn er freute sich überhaupt nicht darauf, dass sie sich jetzt eine Strafpredigt würden anhören müssen. Beide wussten, was auf sie zukam, und Saber hatte seine Schwester absichtlich dazu aufgefordert.
Patsy reckte ihr Kinn in die Luft und sah ihren Bruder finster an, was gar nicht mal so einfach war, nachdem er sie gerade noch so liebevoll behandelt hatte. »Ich bin gekommen, um Saber vor deinen Playboytendenzen zu retten, Jesse. Du bist ein Weiberheld, und das weißt du selbst. Sie ist ein reizendes, unschuldiges Mädchen, das meinen Schutz braucht, und ich habe die Absicht, sie meinem Schutz zu unterstellen.«
Saber verbarg ihr Grinsen, als sie Jesses bekümmertes Gesicht sah, und trug die
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