Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
an. »Genau. Jetzt begreifst du es allmählich. Es ist lebensnotwendig. «
Sie verkniff sich eine Antwort, da es ihr klüger erschien, den Mund zu halten. Sie behielt einfach nie die Oberhand.
Tatsächlich hatte sie sogar den Verdacht, rasch an Boden zu verlieren. Sie wollte ihn so sehr, mehr, als sie je etwas anderes in ihrem Leben gewollt hatte, und doch würde er für sie immer unerreichbar sein. Selbst wenn ein Wunder passierte und er sich wirklich in sie verliebte, würde sie niemals bleiben können.
»Erstaunlich«, neckte er sie. »Saber Wynter fehlen die Worte.«
Sie sah starr aus dem Fenster hinaus, denn sie war nicht bereit, sich von ihm provozieren zu lassen.
Angesichts ihres Unbehagens verklang Jesses Gelächter, und er streckte eine Hand aus, um mit seinen Fingerspitzen ihre Wange zu streicheln. Saber zuckte erschrocken zusammen und richtete ihren veilchenblauen Blick auf ihn. Ihre Augen wirkten gehetzt. Jetzt war Jesse derjenige, der schwer schluckte und den Blick abwandte.
Der Club war relativ klein und hatte eine intime Atmosphäre. Die meisten Stammgäste kannten einander und begrüßten Jesse und Saber gleich, als sie hereinkamen. Saber ging neben Jesse her und hatte ihre Hand in seiner liegen, als sie sich durch die Gästeschar zu ihrem Tisch bewegten. Jesse bestellte ihr übliches Getränk, 7up mit Orangensaft, ohne die Stimme zu senken. Auch das war etwas, was sie an ihm schätzte. Saber rührte nie alkoholische Getränke an, und normalerweise reagierten Männer, mit denen sie ausging, darauf nahezu beleidigt oder behandelten sie wie ein Kind, dem man gut zureden muss. Jesse hatte überhaupt keine Probleme mit ihren Vorlieben.
Die Band war gut und spielte eine Mischung aus Rock’n’Roll und langsamen romantischen Melodien.
»Jesse, schön, dich zu sehen.« Die Stimme ertönte hinter
ihnen und erschreckte sie. Saber hatte nicht gemerkt, dass sich jemand näherte, und das war beunruhigend. Normalerweise nahm sie alles wahr. Ihr Herzschlag setzte im ersten Moment aus, und dann begann ein rasches Hämmern in ihrer Brust. Als sie sich umdrehte, sah sie ein Paar direkt hinter sich stehen, nah genug, um die beiden zu berühren. So nah, dass sie ihrer Aufmerksamkeit nicht hätten entgehen sollen. Sie hatte sie nicht gerochen, weder ihre Energie noch ihren Rhythmus gefühlt und auch sonst keine Vorwarnung erhalten. Ihr Herz sank. Jesse musste die beiden gegen sie abschirmen.
»Ken. Mari.« Jesse hielt dem Mann die Hand hin.
Ken war vollständig mit Narben überzogen. Es sah aus, als hätte ihn jemand in kleine Stücke geschnitten. Er schien stahlhart zu sein, und seine Augen waren eiskalt und wachsam. Mari nahm sich an seiner Seite klein aus, doch die Art, wie sie sich bewegte, verriet sie auf Anhieb. Jeder Irrtum war ausgeschlossen.
Die beiden waren Schattengänger, nicht einfach nur Freunde von Jesse. Er hatte sein Team hinzugezogen. Ihr hätte klar sein müssen, dass auch er gemerkt hatte, dass sie beobachtet wurden. Sie hätte vorhersehen müssen, dass er seine Freunde mobilisieren würde. Sie leistete sich Schnitzer, und jetzt war sie regelrecht von Feinden umzingelt.
Jesse nahm ihre Hand und zog daran, bis sie neben ihm stand, so nah, dass sie seine Wärme fühlen konnte. »Saber, das sind gute Freunde von mir. Ken und Mari Norton. Sie sind frisch verheiratet. Du musst also damit rechnen, dass sie einander plötzlich in die Augen sehen und vergessen, dass wir auch noch da sind. Ken, Mari, das ist meine Saber.«
Saber zwang sich bewusst zu einem Lächeln. Sie musterte die andere Frau und versuchte sie einzuordnen, versuchte dahinterzukommen, ob sie jemals auf demselben Gelände gewesen waren. Whitney hatte etliche Trainingslager, und er hielt die Mädchen gern in Gruppen, doch in seinem Bemühen, herauszufinden, was sich am besten bewährte, spaltete er die Gruppen auch auf und setzte beim Training verschiedene Techniken ein. Sie hatte Mari noch nie gesehen, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie ein Schattengänger war und Soldatin.
Saber hielt den beiden die Hand hin und wartete gespannt. Würden sie ihre Hand nehmen? Wussten sie Bescheid? Falls Whitney sie geschickt hatte, um sie zurückzuholen, würden sie zögern oder einen Vorwand finden, um sie nicht zu berühren. Ja, schon allein ihre Berührung würden sie fürchten.
Mari nahm augenblicklich ihre Hand, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein herzliches Lächeln zur Begrüßung aus. »Es freut mich sehr, dich
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