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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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was plante und wer an welchen wichtigen Ereignissen teilnahm, und diese Informationen leitete sie diskret an Heath weiter. Plötzlich tauchten Reporter des Examiner an Orten auf, wo niemand sie erwartete, gerade rechtzeitig, um über neue Entwicklungen zu berichten. Bald genossen die Reportagen im Examiner den Ruf, auf dem neuesten Stand zu sein. Die interessantesten Informationen behielt Lucy allerdings für sich, um selbst darüber zu schreiben, und ihr Stil verbesserte sich mit jedem Artikel.
    Es machte ihr Spaß, an der Arbeit ihres Mannes mitzuwirken, und es erfüllte sie mit Genugtuung, dass sie mit ihm geistreiche Gespräche führen konnte, da die meisten Männer den intellektuellen Fähigkeiten von Frauen skeptisch gegenüberstanden oder sie ihnen vollständig absprachen. Heath fühlte sich von Lucys Intelligenz keineswegs bedroht, liebte den Gedankenaustausch mit ihr, schien überhaupt alles an ihr zu schätzen, selbst ihren Widerspruchsgeist und ihren Eigensinn. Manchmal bereitete es ihm sichtliche Freude, sie zu provozieren, mit ihr zu streiten, sie zu necken und ihr dann wieder zu schmeicheln. Er hielt den Schlüssel zu all ihren Leidenschaften in Händen und sorgte dafür, dass sie alle ebenso lustvoll auslebte, wie er es tat. Lucys Erinnerungen an ihr Leben vor ihrer Ehe mit Heath verblassten zusehends. Was hatte sie damals vom Glück gewusst? Was hatte sie damals überhaupt gewusst?
    Am 26. Januar wurde Virginia wieder in die Union aufgenommen, nachdem es den 15. Verfassungszusatz ratifiziert hatte. Die Nachricht sorgte für aufgeregten Wirbel in sämtlichen Redaktionsräumen in der Washington Street.
    Jeder redete über den umstrittenen Treueschwur, den der Senat von allen Staatsbeamten forderte, sowie über die zahlreichen Klauseln etwa das Wahlrecht betreffend, die Amtsperioden gewählter Abgeordneter oder die Frage staatlicher Schulen. Im Februar ratifizierte Mississippi den Verfassungszusatz, woraufhin es zu zahlreichen Tumulten und gewalttätigen Ausschreitungen gegen Schwarze kam. Kurzum, es gab eine Flut von Nachrichten zu erfassen.
    Heath arbeitete jeden Tag bis spät in die Nacht hinein und kam erschöpft nach Hause. Lucys Bitten, sich hin und wieder etwas Ruhe zu gönnen, stießen auf taube Ohren. Unermüdlich forderte er von sich und seinen Mitarbeitern vollen Einsatz, trieb die Sonntagsausgabe voran und erweiterte die tägliche Ausgabe um zwei Seiten. Die Auflage des Examiners stieg um fünftausend Exemplare und lag nun mit dem Journal gleichauf. Heath und Damon waren begeistert von ihrem Erfolg. Nun ging es nicht länger ums pure Überleben, ihre Zeitung war wettbewerbsfähig geworden.
    Lucy war glücklich über Heath’ Erfolg, gleichzeitig aber betrachtete sie seinen übertriebenen Arbeitseifer mit Besorgnis. Er arbeitete jeden Tag bis tief in die Nacht und an den Wochenenden besuchte er mit ihr wichtige gesellschaftliche Veranstaltungen. Schlaf erklärte er zur Nebensache. Selbst Damon gestand bei seinem letzten Besuch, dass er mit einem solchen Arbeitstempo nicht Schritt halten konnte. Doch allmählich begann der mörderische Tagesablauf seinen Tribut zu fordern. Heath wurde in zunehmendem Maß gereizt. Eine chronische Heiserkeit plagte ihn und sein gedehnter Südstaaten-Singsang wurde zu einem Krächzen, das nicht weichen wollte.
    Er verlor Gewicht, seine Wangen wurden hohl und die Hosen waren ihm zu weit. Eines Tages weigerte Lucy sich, diese Lebensweise länger zu dulden.
    »Cinda«, meinte Heath, als er aus dem Badezimmer kam und die Manschettenknöpfe anlegte. »Bist du fertig? Wir müssen gleich …« Er brach mitten im Satz ab, als er sah, dass sie immer noch im Morgenmantel auf dem Bettrand saß.
    »Ich gehe heute nicht aus«, antwortete sie störrisch.
    Seine Lippen wurden schmal. »Süße, ich habe dir bereits erklärt, wie wichtig dieser Abend ist. Beim Dinner des Presseverbands darf ich nicht fehlen. Ich will mit einigen Leuten ins Gespräch kommen.«
    »Damon nimmt auch daran teil. Soll er die Gespräche für dich führen.«
    »Es ist keine Zeit herumzustreiten.«
    »Dann lass es!« Sie sah zu ihm auf, Tränen brannten ihr in den Augen. Er sah wie immer atemberaubend gut aus, doch sein Blick hatte das belustigte Blitzen verloren. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und seine Gesichtszüge waren hager geworden. Was machte ihn nur so unzufrieden, dass er sich halb zu Tode arbeiten musste? Lag es vielleicht an ihr? Lag es an einem nagenden Kummer, über den er nicht

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