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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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seiner Verwandtschaft nicht sonderlich willkommen sein. Vielleicht sehe ich mich nach einem Internat für sie um.«
    »Unten im Süden?«, fragte Lucy, die einen Anflug von Mitgefühl verspürte. Heath konnte nicht wissen, dass sie beim Lesen der kindlichen Briefe seiner Halbschwester Sympathien für das Mädchen entwickelt hatte. Ein schrecklicher Gedanke, als Kind völlig allein auf der Welt da zustehen. »Aber wo soll sie die Ferien verbringen? Gibt es jemanden im Süden, der sich ihrer annimmt, oder ist sie völlig allein?«
    »Siehst – du eine andere Möglichkeit?«, fragte Heath mit ausdruckslosem Gesicht. Lucy faltete seufzend eine zweite Hose, während sie unmutig die Stirn furchte. »Du fragst, als gäbe es keine andere Möglichkeit. Du weißt genau, dass es sinnvoller wäre, sie in unserer Nähe auf ein Internat zu schicken, damit du sie gelegentlich besuchen kannst. Sie ist deine Schwester – und ich hätte nichts dagegen, wenn sie in den Ferien zu uns kommt.«
    Es kam zwar völlig unerwartet, eine dritte Person im Haus zu haben, aber durfte sie Amy abweisen? Hatte Lucy das Recht, sich zwischen Bruder und Schwester zu stellen? Natürlich nicht. Und falls sie sich weigerte, sie bei sich aufzunehmen, würde Heath ihr früher oder später Vorwürfe machen, gefühlskalt zu sein.
    »Wieso bringst du sie nicht zu uns?«, schlug sie gelassen vor und im Aufleuchten seiner Augen sah sie, dass er den Vorschlag von ihr erwartet hatte.
    »Keine schlechte Idee.«
    Lucy zuckte die Schultern und wandte den Blick, froh darüber, dass er keine große Affäre um ihre Bereitschaft machte. Im Augenblick hätte sie seine Dankbarkeit nicht ertragen, nicht in ihrem aufgewühlten und erzürnten Zustand.
    »Ich bleibe nicht länger als eine Woche, Cinda.«
    »Ich hätte nichts, dagegen, dich zu begleiten.« Lucy wusste genau, dass er ihren Vorschlag ablehnte, und machte ihn eigentlich nur, um zu sehen, wie er darauf reagierte. Sie hatte nicht den Wunsch, ihn zu begleiten, aber sie wäre wohl erstickt, wenn sie den Vorschlag nicht gemacht hätte. Warum nur konnte sie nicht liebenswürdig und verständnisvoll sein? Warum ließ sie sich immer wieder dazu hinreißen, sich über ihn zu ärgern, statt ihm Trost zu geben?
    »Schlimm genug, wenn ich die strapaziöse Reise machen muss. Bleib du ruhig hier und kümmere dich um das Haus.«
    »Und die Zeitung?«
    »Ich hasse es, schon wieder fort zu müssen«, presste Heath verärgert hervor. »Verdammt noch mal, wie ich es hasse. Nur gut, dass ich mich auf Damon verlassen kann.«
    Heath kramte Socken aus der Kommode und warf sie aufs Bett. Lucy verstaute sie schweigend in der Tasche.
    »Wenn du während meiner Abwesenheit etwas brauchst …«, fuhr er fort. »Die Markhams wohnen zwei Häuser weiter und David schuldet mir einen Gefallen. Wenn du Probleme hast, wende dich an ihn.«
    »Wieso nicht an Damon Redmond?«
    »Der hat mit der Zeitung genug zu tun.«
    »Aber vor deiner Krankheit sagtest du einmal, wenn ich etwas brauche …«
    »Verdammt, Lucy«, unterbrach er sie scharf. »Fang bitte keinen Streit an. Lass Damon zufrieden und tu, was ich dir sage.«
    Seine hochfahrende Art erboste sie, doch Lucy schluckte ihren Ärger hinunter und nickte stumm zu seinen letzten Anweisungen, bis der Moment des Abschieds gekommen war. Die Kutsche war vorgefahren, die Hausangestellten hatten sich verabschiedet und sich diskret zurückgezogen. Als sie mit Heath in der offenen Haustür stand, war ihr Zorn verflogen. Sie hielt den Blick auf den Kragen seines Mantels gerichtet und war sich gequält des lastenden Schweigens bewusst. Sie musste etwas sagen, durfte ihn nicht gehen lassen, ohne ein versöhnliches Wort gesprochen zu haben.
    »Du warst lange nicht in Virginia«, begann sie steif.
    »Drei Jahre.«
    »Woher weiß ich, dass du nicht dort bleiben willst?« Die Frage sollte scherzhaft klingen, dennoch schlich sich ein banger Unterton ein.
    »Weil sie dort unten nichts von Apfelkuchen verstehen.« Sie lächelte dünn. »Das ist kein triftiger Grund.«
    »Der wahre Grund«, erklärte er mit rauchiger Stimme, »ist der, dass ich mir genau überlegt habe, was ich tue, als ich dich geheiratet habe.«
    »Ich auch.«
    Beide dachten an die vergangene Nacht und daran, wie schön es wäre, die kommende Nacht gemeinsam zu verbringen. »Ein verdammt ungünstiger Zeitpunkt für diese Reise«, knurrte Heath erbittert.
    »Du hast mich noch nie allein gelassen.« Lucy konnte ihm nicht ins Gesicht sehen

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