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Fesseln der Sehnsucht

Fesseln der Sehnsucht

Titel: Fesseln der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»jedenfalls nicht so lange.«
    »Ich würde es auch jetzt nicht tun, wenn ich die Wahl hätte.«
    »Komm bald wieder.«
    »Ja, Madam.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und neigte den Kopf, um sie zu küssen. Es sollte ein leichter, liebevoller Kuss werden, doch als er ihre bebenden Lippen spürte, zog er sie mit einem tiefen, kehligen Laut beinahe. gewaltsam in die Arme. Erschrocken über seine plötzliche Wildheit, wollte sie sich ihm entziehen, doch er zwang sie, die Lippen zu öffnen. Prickelnde Wonneschauer durchrieselten sie. Ihre Hände tasteten sich über seinen Rücken, klammerten sich um seine Schultern und sie schmiegte sich eng an ihn. Seine Lippen strichen begehrlich über ihren Mund, seine Zunge begehrte Einlass, den sie ihm nicht verwehrte. Lucy geriet in Atemnot, Hitze durchströmte sie im Verlangen, sich enger an ihn zu pressen, und als er sich zögernd von ihr löste, schien eine magnetische Kraft sie an ihn zu ziehen.
    Heath murmelte etwas Unverständliches, wandte sich brüsk ab und schloss die Tür ungewöhnlich leise. Bebend trat Lucy ans Fenster und blickte ihm nach, bis die Kutsche um die Straßenbiegung verschwunden war.
    Er blieb beinahe zwei Wochen fort. Sie sah Damon nicht, der ihr in einem kurzen Brief seine Sympathie ausdrückte und die Hoffnung, sie möge ihn wissen lassen, wenn sie etwas brauche. Lucy konnte sich nicht erklären, warum Heath ihr ausdrücklich untersagt hatte, sich von Damon fern zu halten. War er eifersüchtig? Er musste wissen, dass sie nur freundschaftliche Gefühle für Damon hegte.
    Mit Eifer machte Lucy sich an die Vorbereitungen für Heath Rückkehr, ließ das Haus gründlich putzen und ein schönes Zimmer für das junge Mädchen herrichten, damit Amy sich wohlfühlte. Dennoch verfiel Lucy häufig in Grübeleien, was sie in den vergangenen Wochen hätte anders machen können. Sie zog Schlüsse aus ihrem Verhalten und nahm sich vor, in Zukunft ehrlicher zu Heath zu sein. Und sie beschloss ihm ihre Liebe zu gestehen, denn sie sah keinen Grund, darauf zu warten, bis er die Worte aussprach. Möglicherweise würde er nie das Bedürfnis verspüren, ihr seine Liebe zu gestehen.
    Sie hatten so viele intime Stunden miteinander verbracht, waren einander körperlich und emotional so nahe gewesen, dass sie nicht länger an seiner Liebe zweifeln konnte. Und beim Abschied hatte er gesagt, wenn es nach ihm ginge, würde er sie nicht alleine lassen. Viele andere Zeichen deuteten darauf hin, dass seine Gefühle ebenso tief waren wie die ihren. Lucy wollte ihn wissen lassen, was sie für ihn empfand, und wenn er aus Virginia zurückkehrte, wollte sie vieles ändern.
    In einem Telegramm kündigte Heath seine Ankunft für Samstag gegen Mittag an und Lucy verbrachte den Vormittag damit, sich auf seine Rückkehr vorzubereiten. Ihre Hände zitterten vor Aufregung und Bess musste ihr beim Ankleiden und Frisieren helfen. Sie wählte ein Kleid aus Rippensamt in einem modischen Rose wie die Morgenröte, mit gebauschten Ärmeln und einem mit Posamenten besetzten schmalem Mieder.
    Das schimmernde Haar wurde zu einem Zopf geflochten und zu einem üppigen Chignon im Nacken festgesteckt.
    Die Löckchen an Stirn und Wangen feuchtete sie mit Kölnisch Wasser an und strich sie nach hinten. Anschließend kniff sie sich so lange in die Wangen, bis sie ebenso rosig leuchteten wie ihr Kleid, und prüfte ihr Aussehen immer wieder im Spiegel, zu aufgeregt, um sich das Warten mit einem Buch oder einer Handarbeit zu vertreiben.
    Schließlich klopfte das neue Hausmädchen und machte einen erschrockenen Satz nach hinten, als Lucy die Schlafzimmertür aufriss.
    »Sind sie da?«
    »Die Kutsche ist vorgefahren, Mrs. Rayne.«
    »Gut. Denken Sie daran, zuerst nehmen Sie Miss. Price den Mantel ab und dann Mr. Rayne.«
    Lucys Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie die Treppe hinuntereilte. Sowers wartete, bis sie die letzte Stufe erreicht hatte, ehe er die Haustür öffnete. Im ersten Moment registrierte Lucy ein Gewirr aus Röcken und Umhängen und dann hatte sie nur Augen für Heath, als er die Halle betrat.
    »Cinda.« Er trat mit einem verhaltenen Lächeln auf sie zu.
    Die zwei Wochen im Süden hatten wahre Wunder bewirkt. Er war wieder zu dem atemberaubenden Herzensbrecher geworden, den sie in Concord kennen gelernt hatte, seine Augen blitzten und seine Bewegungen waren geschmeidig und voller Energie. Die Sonne hatte seine Haut kupferfarben gebräunt und einen Goldschimmer in sein Haar gezaubert.

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