Fesseln der Sehnsucht
Ein Glas Punsch würde ihr erhitztes Gemüt kühlen.
Sie hob die Schöpfkelle aus der Punschschüssel, um sich ein Glas einzuschenken.
»Darf ich …«
Die Kelle landete klirrend in dem rosafarbenen Getränk und Lucy schämte sich ihrer Ungeschicklichkeit. Sie hob den Blick in Heath’ türkisblaue Augen, die belustigt funkelten. Er nahm ihr das Glas ab, füllte es zur Hälfte und reichte es ihr.
»Hatten Sie einen angenehmen Aufenthalt in Boston?«, fragte Lucy höflich und nahm das Glas entgegen, ohne ihn anzusehen.
»Ja, danke der Nachfrage«, antwortete er gedehnt, während sein Blick bedächtig über ihre Gestalt wanderte. Ihr Anblick berührte. ihn seltsam; sie war so jung, wirkte beinahe trotzig in ihrem gekünstelten Frohsinn und irgendwie verloren. Heath hätte viel darum gegeben, sie in die Arme nehmen zu dürfen.
»Hatten Sie geschäftlich in Boston zu tun?« Lucy versagte kläglich im Versuch, nicht neugierig zu klingen.
»Eine Urlaubsreise wäre Boston nicht wert. Ziemlich, langweilig.«
»Nun ja, im Winter ist Boston vielleicht nicht sehr aufregend.«
»Ich meinte eigentlich nicht die Stadt, sondern die Bostoner Damenwelt.« Er verzog den Mund über ihre, entrüstete Miene.
»Und was haben Sie an der Bostoner Damenwelt auszusetzten?«, fragte sie stirnrunzelnd.
»Keine sieht aus wie Sie.«
Sein schelmisches Augenfunkeln und das freche Grinsen brachten Lucy zum Lachen. »Sie sind ein Schwerenöter.«
»Und Sie sind die schönste Frau, die mir je begegnet ist.« Er sagte die Worte leichthin und nahm dem Kompliment damit die Ernsthaftigkeit. Dennoch durchrieselte Lucy ein seltsames Glücksgefühl, worüber sie erschrak. Hungerte sie so sehr nach Aufmerksamkeit dass sie nach einem leeren Kompliment schnappte wie ein Fisch nach dem Köder? »Um ehrlich zu sein, Sie sind der Grund, warum ich zurückgekommen bin« fuhr Heath fort. »Ich musste ständig an Sie denken vorwiegend dann, wenn ich mir vorgenommen hatte, Sie zu vergessen.«
»Sie sind zurückgekommen, weil Ihr Pferd im Mietstall untergebracht ist«, entgegnete sie schnippisch »Panama? Ach ja. Den habe ich Ihretwegen zurückgelassen.«
»Was soll das heißen?«
»Eines Tages setze ich Sie zu mir aufs Pferd und wir reiten nach Westen … Und Sie lernen Kaffee in einer Blechkanne über dem offenen Feuer zu kochen. Wir schlafen unter dem Planwagen und schauen in die Sterne …«
Was nahm der Kerl sich heraus, ihr solch unverfrorene Dinge zu sagen? Lucy wusste nicht, wie sie reagieren sollte.
Wenn sie lachte, würde sie ihn zu weiteren Neckereien ermuntern. Wenn sie sich aber empörte, würde er sie vermutlich verspotten. Sie entschied sich für eine milde Drohung. »Mein Verlobter hätte dabei ein Wort mitzureden.«
»Tatsächlich? Wo steckt er eigentlich?«, erkundigte Heath sich mit Unschuldsmiene.
»Sie wissen genau dass er nicht hier ist sonst hätten Sie nicht gewagt, mich anzusprechen.«
»Was Sie betrifft, gehe ich größere Wagnisse ein, wenn Sie sich erinnern wollen, Miss Caldwell.«
Unerhört, die Stirn zu haben, sie an ihre letzte Begegnung zu erinnern, als sein Mund sich auf ihre bebenden Lippen gelegt und sie seinen leidenschaftlichen Kuss erwidert hatte. Seine geschmacklose Bemerkung besudelte ihre Erinnerung. Plötzlich war ihr Frohsinn verflogen. Verlegen wandte sie das Gesicht ab, um ihre geröteten Wangen zu verbergen. »Sie grober, ungezogener … lassen Sie mich!«, stammelte sie und er lachte leise.
»Sie haben ein ziemlich aufbrausendes Temperament, Süße. Stört Daniel sich nicht daran?«
»Nein … ja … er … ach, lassen Sie mich zufrieden!«
»Nur wenn Sie mit mir tanzen. Oder sollte ich mich etwa in den sehnsüchtigen Blicken geirrt haben, die Sie mir vorhin zugeworfen haben?«
»Wenn Sie mich nicht augenblicklich in Ruhe lassen, mache ich eine Szene!«
»Nur zu! Mir kann so etwas nicht schaden, da ich ohnehin nicht den besten Ruf genieße. Aber Ihr Ansehen wäre nach Ihrem Benehmen heute Abend ruiniert. N bezähmen Sie Ihren Groll, Cinda, und nehmen Sie meinen Arm.«
Zögernd legte sie ihm die Hand auf den Unterarm und wünschte, den Stolz zu haben, ihm einen Korb zu geben.
Aber sie hatte auch den Wunsch, mit ihm tanzen, obwohl sie nicht genau wusste, wieso – abgesehen von der Genugtuung, etwas zu tun, das Daniel ihr untersagt hätte. »Alle starren zu uns herüber«, flüstert sie, während er sie zur Mitte des Tanzparketts führte wo einige Paare Platz machten.
»Alle starren Sie
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